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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm
Autoren: Krystyna Kuhn
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oder – als frage sie sogar jemand um Rat.
    Debbie.
    Deeebbiiee, magst du meine neue Frisur? Ich vertraue deinem Urteil, Debbie. Du hast so einen guten Geschmack. Einen Sinn für Stil und Eleganz.
    Hatte sie das eben laut gesagt?
    Sie warf einen Blick über ihre Schulter, um sich zum x-ten Mal zu vergewissern, dass niemand hinter ihr stand.
    Hätte Debbie nur Geld, um sich die Eleganz zu leisten, die ihr vorschwebte. High Heels, enge Jeans, Poloshirts von Abercrombie & Fitch.
    Hätte sie nur Eltern, die so großzügig waren wie die von Rose. Falls das Geheimnis des Lebens darin bestand, seine Eltern klug auszuwählen, musste Rose das große Los gezogen haben. Nicht dass diese oft darüber sprach, aber man sah es ihr einfach an. Und Debbie hatte herausgefunden, dass Rose’ Dad mehrere Bürohochhäuser in Boston gehörten. Ein ganz großer Hai auf dem Immobilienmarkt!
    Debbie. Deeebbiee – oder wie gerne wäre sie so arrogant und abweisend wie Katie West. Alle anderen könnten ihr dann gestohlen bleiben.
    Oder einfach nur wie ihre Schwester Alice.
    Alice – Liebling. Alice – Süße.
    Debbie seufzte, sah hoch, doch ihr rundliches Gesicht war nicht aus dem blinden, von Zahnpasta verschmierten Spiegel verschwunden. Es war auch nicht von einem Moment zum anderen schmal geworden.
    Vielleicht sollte sie sich die Haare beim nächsten Friseur-besuch blond färben lassen. Neonblond. Es wäre die richtige Farbe für diesen Monat. Debbie ging einmal im Monat zum Friseur und jedes Mal färbte er die Strähnen anders.
    Oder wie wäre es mit Dauerwellen?
    Dauerwellen im Novembersturm, dachte Debbie. Toller Buchtitel. Sie kicherte.
    Debbie fand den November gar nicht so übel. Wenn der Wind um das Collegegebäude heulte und diese ach so wichtigen Outdoor-Aktivitäten endlich ein Ende hatten.
    Sie konnte Katies Gejammer über das Wetter schon nicht mehr hören. Dabei wären sie und die anderen fast auf dem Ghost krepiert, hatte sie das bereits vergessen? Nein, immer wieder sprachen sie darüber, und je mehr Zeit verging, desto mehr Legenden rankten sich um die drei Tage Anfang September, als Katie, Chris und ein paar andere den Dreitausender bestiegen hatten.
    Und wer war nicht dabei gewesen?
    Sie – Debbie.
    Und keiner von ihnen wollte sie in Vancouver dabeihaben. Nein, sie musste die freien Tage bei ihrer Großmutter herumsitzen. Während Chris und Julia...
    Ja, sie hatte auch seine E-Mails gecheckt und wusste, in welchem Hotel er das Doppelzimmer gebucht hatte. Woher er nur das Geld hatte? Ein winziges kuscheliges Doppelzimmer für hundert Dollar pro Nacht, nur um – wie Rose immer mit hochgezogenen Augenbrauen – perfekt geschwungenen Augenbrauen – sagte – Sport zu treiben.
    Ha! Ha!
    Sex, sagte Debbie laut und weiter: Warum sprichst du es nicht aus, Rose?
    Debbie hatte keine Probleme damit.
    Sex! Seeexxx!
    Aber sie könnte dem Ganzen doch ein Ende bereiten, wenn sie Chris einfach von der Nachricht erzählte. Er würde sich bestimmt brennend dafür interessieren, was Julias Vater getan hatte.
    Andererseits sollte man sein Wissen nicht einfach so verschleudern. Erst einmal sehen, was sie damit anfangen konnte.
    Debbie. Deeebbiie.
    Hatte sie jemand gerufen?
    Nein, vom Parkplatz hörte sie lediglich lautes Hupen.
    Debbie ließ erneut Wasser über ihre Hände laufen. Noch einmal Seife? Nein. Genug Seife für diesen Moment. Sie trocknete sich die Hände ab und nahm diesmal Katies schwarz-weiß kariertes Handtuch. Das Grinsen lag noch auf ihrem Mund, als sie den Schlüssel umdrehte und hinter ihr die Badezimmertür laut ins Schloss fiel. Ach – wie würde sich die Koreanerin mit ihren spöttischen schwarzen Augen ärgern, wenn sie das wüsste. Aber die war schon seit drei Tagen weg, auf der Suche nach diesem ominösen Paul Forster, der sich doch tatsächlich als Professor Forsters Sohn ausgegeben hatte. Er hatte Katie und die anderen bis zum Ghost begleitet und war danach spurlos verschwunden.
    Debbie hatte die wütenden E-Mails gelesen, mit denen Katie Professor Forster seit Monaten bombardierte. Aber der Französischdozent ignorierte die Anfragen einfach. Ha! Er hatte Katie total auf dem Kieker. Debbie hatte ihn im Verdacht, dass er vielleicht doch etwas von diesem Jungen wusste, aber sein Wissen für sich behielt.
    Debbie konnte das verstehen. Sie fand Forster nett. Erst neulich hatte er sie angelächelt und sich bei ihr bedankt, als sie ihm erzählt hatte, dass Alessa und Katja bei dem Halbjahrestest geschummelt
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