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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm
Autoren: Krystyna Kuhn
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auf die Nachrichten auf CNN.« Er sprintete nach vorne zur Beifahrertür. »Darf ich neben dir sitzen?«
    »Nein!« Chris schloss den Wagen auf.
    »Aber wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Und ich wette mit dir, die Mädels wollen hinten zusammensitzen. Die gehen ja nicht einmal alleine pinkeln.«
    Chris fuhr sich über die Augen.
    »Irgendetwas nicht in Ordnung?«, hörte er Benjamin sagen. »Dann lass mich fahren...«
    »Nein, geht schon wieder«, murmelte Chris.

    Sie mussten länger als zehn Minuten warten, bis Julia und Rose zurückkamen.
    Ohne Debbie.
    »Keine Ahnung, wo sie steckt. Das Apartment jedenfalls ist leer.«
    Chris’ Gereiztheit schlug nun in blanke Wut um. Er schob sich auf den Fahrersitz. »Meinetwegen kann sie bleiben, wo der Pfeffer wächst. Wir fahren.«
    »Aber wir können sie doch nicht einfach hierlassen!« Rose nahm die Mütze ab und fuhr sich über den kahl rasierten Kopf.
    »Drück mal kräftig auf die Hupe, vielleicht kommt sie dann vom Klo herunter oder wo immer sie sonst steckt!«, meinte Benjamin und nahm auf dem Rücksitz Platz.
    Chris steckte den Schlüssel ins Schloss und ließ die Hand auf der Hupe.
    »Oh, Mann, Chris! Lass das! Mir fliegt der Kopf davon!«, schrie Rose.
    »Wenn du dir endlich die Haare wachsen lassen würdest«, erwiderte Benjamin, »dann hättest du erstens einen natürlichen Lärmschutz und zweitens bald einen Lover.«
    Eine Weile saßen sie schweigend im Wagen und Chris versuchte, sich zu beherrschen, aber, verflucht, es machte ihn rasend, wie der Wind den Schnee gegen die Frontscheibe klatschte, wo er kleben blieb.
    Mittlerweile schmolzen die Schneeflocken nicht mehr. Offenbar war es wirklich kälter geworden, denn auf der Scheibe bildeten sich Eiskristalle, gegen die der Scheibenwischer keine Chance hatte.
    Chris stieg aus, um die Frontscheibe vom Schnee zu befreien.
    Es war eine Schweinearbeit und seine Hände waren eiskalt, als er wieder ins Innere des Wagens zurückkehrte. Aber in ihm loderte die Wut.
    Endlich alleine sein mit Julia. Zum Teufel, war das wirklich zu viel verlangt? Julia sah ihn kurz an und runzelte die Stirn. Ben grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Gewitterwolken bei unserem Liebespaar?«, spottete er.
    »Shut up!«, erwiderte Chris.
    »Weißt du, wie oft du das am Tag zu mir sagst?«, lachte Benjamin.
    »Dann mach’s einfach und halt die Klappe!«
    »Oje.« Benjamin legte von hinten seine Hand auf Chris’ Schulter. »Dir scheint ja wirklich eine Laus über die Leber gelaufen zu sein.«
    Das war’s. Chris konnte nicht länger. Seine Hand fuhr nach hinten und packte Bens Handgelenk, bis dieser aufschrie. »Ich sage es dir zum letzten Mal. Sei still!«
    »Chris!«, rief Julia.
    Okay, er musste sich zusammenreißen. Durfte der Wut nicht nachgeben. Er hatte es sich fest vorgenommen.
    »Wir fahren los«, sagte er entschieden.
    »Aber Debbie . . .«, widersprach Julia.
    »Debbie kann mich mal!«
    Chris wurde erst einen Moment später bewusst, dass er gebrüllt hatte.
    Die anderen schwiegen. Er drehte den Schlüssel um.
    Statt anzuspringen, begann der Motor zu stottern und dann ging er aus.
    Ben wollte etwas sagen, doch Chris fuhr zornig herum. »Kein Wort«, knurrte er.
    Er startete den Wagen erneut und diesmal sprang er tatsächlich an. Chris legte den ersten Gang ein. Doch sobald er auf das Gaspedal trat, machte der Wagen einen Satz rückwärts und im nächsten Moment schoss er ungebremst auf das Seeufer zu.

4. Kapitel
    Liste No. 13 – Dinge, die ich liebe:
Schokoriegel,
Professor Brandon,
Marshmallows,
den Französischkurs,
Statistiken.
    Liste No. 21 – Dinge, die ich hasse:
leere Geldbörsen,
lächelnde Münder,
dass ich zu allen zu nett bin,
Ike,
Remembrance Day!
    Debbie stand im Badezimmer vor dem Spiegel und wusch sich die Hände. Ihre Kopfschmerzen waren stärker geworden.
    Endlich war Rose gegangen. Sie hatte sie rufen hören und einfach nicht geantwortet. Sie musste nicht antworten. Sie konnten ruhig auf sie warten, oder? Sie hatte es nicht eilig wegzukommen.
    Debbie.
    Deeebbiiie.
    Warum sie ihren Namen vor sich hersagte, während sie sich erneut die Hände wusch, hätte sie selbst nicht sagen können. Aber sie hörte einfach gerne ihre Stimme – oder besser –, sie mochte es, sich einzubilden, jemand sage ihren Namen. Nicht in diesem ungeduldigen Tonfall, den ihre Mitmenschen ihr gegenüber gewöhnlich an den Tag legten, sondern vielmehr mit diesem schmeichelnden, einfühlsamen Unterton, als sorge sich jemand wirklich um sie
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