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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm
Autoren: Krystyna Kuhn
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Fantasie?
    Sie öffnete mit der linken Hand den Browser und mit der rechten schob sie sich erneut Chips in den Mund. Dann tippte sie eine Adresse, wartete, gab ihren Benutzernamen ein und ihr Passwort, das sie unmittelbar darauf änderte. Das machte sie jedes Mal, wenn sie ein Forum aufsuchte. Sie änderte immer den Zugangscode. Sie war schließlich nicht so dumm wie die makellose Rose, die schon seit ihrer Ankunft hier denselben Namen verwendete: Sally2009.
    Die Webseite für den Grace Chronicle öffnete sich. Und niemand wusste, dass sich dahinter weitere Seiten verbargen, zu denen nur sie, Debbie, Zugang hatte. Und Angela. Aber Angela war tot und sie die Verwalterin ihres Erbes.
    Debbie klickte auf Impressum und auf eine der Adressen, die nicht aktiv war, wenn man mit der Maus darüberging. Nur sie wusste, dass ein spezieller Tastencode in Verbindung mit einem Mausklick nötig war, um die Seite aufzurufen.
    Und da war sie.
    Die Welt von Angela Finder.
    Wenn sie nur wüsste, wie man die einzelnen Dateien öffnen konnte!
    Egal, was sie auch versuchte, sie kam nie weiter als bis zu dieser Liste mit Namen, die auch jetzt wieder auf dem Bildschirm erschien.
    Andererseits war ihr ein anderer genialer Schachzug gelungen und sie hoffte, mit der Zeit genauso viele Informationen wie Angela zu sammeln.
    Sie hatte es geschafft, einen Filter zu installieren. Von jeder Mail, die über den Server des Grace College empfangen oder gesendet wurde, erhielt sie automatisch eine Kopie. Das war einfach Wahnsinn, was man aus diesen Nachrichten an Informationen erhielt. Manche waren natürlich auch einfach nur Nonsense oder von einem Informationsgehalt, der gegen null ging, andere wiederum bereiteten ihr einfach nur großen Spaß. Und sie hatte ihre Favoriten hier oben am Grace, deren Botschaften sie täglich kontrollierte.
    Moment!
    Das war ja mal interessant. Julia hatte eine neue Mail erhalten, dabei bekam sie so gut wie nie Nachrichten und wenn, dann nur Informationen der Collegeleitung, irgendwelche Aufgaben der Professoren oder Botschaften von Chris oder Katie.
    Debbie klickte auf Neue Nachricht.
    Und dann starrte sie mehrere Minuten lang auf den Text am Monitor, bis ihre Augen zu flimmern begannen und sie schon wieder die ersten Anzeichen von Kopfschmerzen verspürte.
    Sie blickte auf den Absender [email protected]. Sie hatte keine Ahnung, wer das sein konnte. Auf jeden Fall niemand aus ihrer Liste.
    Kam die Mail von außerhalb? Nein...sie war über das Collegenetzwerk geschickt worden, und zwar gestern Abend um 20:50 Uhr.
    Ich weiß, was dein Vater getan hat!
    Debbie kaute auf ihren Fingernägeln herum. Julias Vater? Noch nie hatte sie Julia von ihren Eltern sprechen hören. Kurz entschlossen griff sie nach der Maus, klickte sich schnell durch die Menüs und dann durchbrach das Summen des Druckers die Stille des Raums.
    Debbie erhob sich und holte das Blatt Papier aus dem Drucker. Sie knüllte den Zettel zusammen und steckte ihn in die Hosentasche.
    Als ihre Hand abermals in die Chipstüte wanderte, verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem zufriedenen Lächeln.

3. Kapitel
    C hris trug Julias Tasche, als sie auf den Parkplatz kamen. Er sah auf die Uhr. Viertel vor zehn. Der Campus war inzwischen fast menschenleer. Draußen vor dem Hauptgebäude, dessen historischer Teil das Kernstück des Grace College ausmachte, lösten sich die letzten kleinen Grüppchen auf. Die Studenten stiegen in die Autos und Busse.
    Chris blickte hinüber zum Seeufer, wo die schmalen hohen Fichten hin und her schwangen. Ihre Wipfel schienen fast den Boden zu berühren, bis sie erneut nach oben schwangen und sich zur anderen Seite neigten.
    Waren das jetzt schon die Vorboten des Sturms? Chris bezweifelte es. Gestern war der Wind ähnlich stark gewesen und über Nacht doch wieder abgeflaut.
    Als er merkte, wie Julia neben ihm im kalten Wind fröstelte, legte er den Arm um sie. Und – er registrierte es erleichtert – sie stieß ihn nicht von sich.
    »Lass uns so schnell wie möglich von hier verschwinden, Chris«, sagte sie drängend.
    Etwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen.
    »Was ist los, Liebling?« Er zögerte. »Du hast doch etwas – du warst gestern Abend schon so komisch.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist nur dieser blöde Remembrance Day. Alle gehen auf den Friedhof und . . . ach, ich weiß auch nicht.«
    Tränen standen in ihren Augen und Chris konnte das nicht ertragen. Er wusste dann nie, was er machen sollte, konnte nicht die
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