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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Autoren: Paul McAuley
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schon oft gesprochen. Doch nun handelt es sich nicht mehr länger um eine theoretische Angelegenheit. Dies ist die Wirklichkeit, Professor Doktor. Dies ist der Stand der Dinge. Und Sie befinden sich mittendrin und werden sich entscheiden müssen, auf welcher Seite Sie stehen. Und zwar besser früher als später. Sollten Sie die falsche Entscheidung treffen, fürchte ich, dass weder die Früchte Ihrer Arbeit noch Ihr Ruf Sie vor den Konsequenzen schützen werden.«
    »Verstehe. Ist das alles?«

    In Sris Ohren klingelte es leise und ihre Handflächen, die sie in ihrem Schoß zusammendrückte, waren unangenehm feucht, doch sonst fühlte sie sich erstaunlich ruhig.
    »Ich habe ein Geschenk für Sie«, sagte der General, nahm eine flache Holzschachtel von einer der Konsolen hinter seinem Stuhl und reichte sie Sri.
    In ihrem Innern lag eine Brille mit einem dicken schwarzen Plastikrahmen auf einem Paar Handschuhen mit Netzeinsätzen.
    »Das ist eine Spex«, sagte Arvam Peixoto. »Die Außenweltler benutzen sie anstelle von Telefonen. Mit Hilfe von virtuellem Licht projiziert die Linse Bilder, Text und andere Dinge direkt auf Ihre Netzhaut. Darunter befinden sich elektronische Handschuhe, mit denen Sie auf einer virtuellen Tastatur schreiben und virtuelle Gegenstände bewegen können und … Nun, ich bin sicher, dass Sie schon bald damit zurechtkommen werden. Bevor Sie sich bei mir bedanken, da ist noch eine kleine Sache. Einer meiner Techniker hat in die Brille eine Kamera eingebaut, zusammen mit einem Speicherchip mit großem Fassungsvermögen und Quantenverschlüsselung. Sie können eine kleine KI darauf hochladen und alle möglichen anderen Dinge. Und wenn Sie etwas Interessantes sehen oder ein besonders nützliches Treffen besuchen sollten, könnten Sie es vielleicht für mich aufnehmen. Sie wissen ja sicher, wofür ich mich interessiere.«
    Sri verstand sofort. Die Familie Peixoto schickte eine Gruppe von Unterhändlern nach Rainbow Bridge, doch da Arvam Peixoto nicht zur Fraktion derjenigen gehörte, die sich für Frieden und Versöhnung mit den Außenweltlern einsetzten, wurde er über die Ergebnisse nicht auf dem Laufenden gehalten. Also bat er sie darum, seine Spionin zu sein und Informationen für seine Berater und Strategen zu sammeln.
Informationen aus erster Hand, auf die er solch großen Wert legte.
    »Auf Ihrer Reise nach Kallisto werden Sie genügend Zeit haben, über alles nachzudenken«, sagte Arvam Peixotos. »Wenn Sie zurückkehren, hoffe ich, dass Sie mir eine Antwort geben können, wie immer sie auch ausfallen mag. Oh, und bon voyage , wie die Europäer zu sagen pflegen.«
    Als Sri in ihre Limousine zurückgekehrt war, fragte Alder sie, ob sie in Schwierigkeiten steckte.
    »Noch nicht«, erwiderte Sri und bat ihren Sekretär, dem Fahrer zu sagen, dass er sich beeilen sollte. »Ich habe einiges zu tun.«

› 4
    Irgendwann später kam Macy Minnot zu dem Schluss, dass Emmanuel Vargo das erste Kriegsopfer gewesen war. Doch als sie ursprünglich vom Tod des Ökosystem-Ingenieurs erfuhr, hielt sie es lediglich für Pech. Eine außergewöhnliche medizinische Panne. Ein Unfall.
    Wie Macy und der Rest der Baumannschaft hatte Emmanuel Vargo die zwölfwöchige Reise von der Erde zum Jupiter im künstlich herbeigeführten Tiefschlaf in der Kältekammer verbracht, unter Drogen gesetzt und tiefgekühlt, so dass er nur noch eine winzige Menge an Sauerstoff und Wasser benötigte, während das brasilianische Frachtschiff durch achthundert Millionen Kilometer sonnenbeschienenen schwarzen Vakuums fiel. Er schlief immer noch, als das Schiff den Orbit um Kallisto erreichte, dem äußersten von Jupiters vier großen Galilei’schen Monden. Passagiere der ersten Klasse, Kältesärge und Frachtcontainer wurden auf einen Schlepper umgeladen, der zum Raumhafen hinabsank, eine Betonfläche voller Gerümpel, die sich an einem Träger über einer staubigen Ebene westlich der Stadt Rainbow Bridge befand. Der Schlepper ging mit der schwerfälligen Eleganz eines Nilpferds, das Ballett zu tanzen versucht, auf einem verkohlten Landesockel nieder. Ein fahrbarer Kran löste den Container von der Größe eines Lastwagens, in dem sich die Kältesärge befanden, aus dem Frachtgehäuse des Schleppers und transportierte ihn zu einem luftgefüllten Hangar, wo die Särge einer nach dem anderen ausgeladen und auf flache Karren gesetzt wurden. Diese rollten durch unterirdische Tunnel zu der medizinischen Einrichtung am Rand des
Raumhafens.
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