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Der Stierkampf

Der Stierkampf

Titel: Der Stierkampf
Autoren: Yasushi Inoue
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so eisig war, als sei er seiner selbst längst überdrüssig geworden, stieg ein zorniges Wort in ihr auf: »Dieser Schuf!« Doch hin und wieder bemühten sich die gefühllosen Augen dieses »Schufs«, sich zu berauschen. Sakiko wußte das. Wie sehr liebte sie Tsugami dann gerade dieser wilden, rebellischen, melancholisch glänzenden Augen wegen! Doch sobald sie erkannte, daß sie unfähig blieb, diese Augen zu begeistern, verwandelte sich ihre Liebe in Haß, in einen Haß, dem ein trauriger Schmelz eigen war.
    Wenn nun Tsugami auf den Köder anbiß, der ihm von dem Vergnügungsmanager Tashiro zugeworfen worden war, dann leitete ihn weniger sein journalistischer Instinkt als sein rebellischer Geist; aber auch jetzt, wo er sich offenbar darum bemühte, zeigte sich in seinen Augen keine Spur von Begeisterung.

    Am Tage, nach dem ihm Tashiro die Veranstaltung eines Stierkampfes vorgeschlagen hatte, fand in der Neuen-Osaka-Abendzeitung, die in einem durch Brandbomben beschädigten großen Geschäfshaus untergebracht war, eine Besprechung der führenden Persönlichkeiten statt, an der außer Tsugami der Zeitungschef Omoto, der Leiter des Layout K, der Leiter der Nachrichten-Redaktion S sowie Tashiro teilnahmen. Omoto war von allem Anfang an mit dem Plan einverstanden, im Raum Osaka-Kobe einen Stierkampf zu organisieren.
    »Ein hochinteressantes Projekt! Die Veranstaltung wird auf jeden Fall von unserer Zeitung übernommen, und zwar mit Unterstützung der Stadt W und der dortigen Stier-Sumō-Gesellschaf. Pro Tag sind 50 000, in drei Tagen also 50 000 Zuschauer zu erwarten. Wir wollen den Kampf in großer Aufmachung ankündigen, so als hätten wir spanische Stiere hergeschaf!«, sagte der fette Omoto, der wie ein nicht allzu tüchtiger Stierkämpfer wirkte, mit lauter Stimme, wie er überhaupt, sobald er in Stimmung kam, zu schreien anfing. Er war früher einmal Kinobesitzer in der Provinz gewesen, hatte sich seine heutige Position aus eigenen Kräfen aufgebaut und war, sobald es um Geschäfe ging, zupackend kühn und schafe alles mit der ihm eigenen Intuition. Nachdem er und Tsugami zugestimmt hatten, war an irgendeinen Widerstand von anderer Seite sowieso nicht mehr zu denken. Die Sache wurde auf der Stelle beschlossen. Der in jedem Jahr am . Januar am Shinto-Schrein S der Stadt W abgehaltene Stierkampf sollte nun in dem zweitgrößten, modernen Baseballstadion der Osaka-Kobe-Gegend stattfinden, man wollte sich an die Stadt W und den Stier-Sumō-Verein dort wenden, um sich ihrer Unterstützung zu versichern, man wählte drei Tage im letzten Januardrittel aus, weil dann die Saison für den Freilufsport vorüber ist; die Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen sollte zu gleichen Teilen auf die Zeitung und die Umewaka-Vergnügungs-Agentur verteilt, also halbiert werden, die Umewaka-VergnügungsAgentur sollte nicht ausdrücklich genannt werden, nach außen hin sollte allein die Neue-OsakaAbendzeitung als Veranstalter aufreten, und von den bis zur Beendigung des Stierkampfes anfallenden Kosten sollte Tashiro die Ausgaben für die Stiere bis zu dem Zeitpunkt übernehmen, wo die Tiere ins Baseballstadion geführt wurden, die Zeitung hingegen all die Ausgaben, die nach dem Eintreffen der Stiere dort, einschließlich derjenigen für die Herrichtung des Platzes, die Vorbereitung und Propaganda, entstanden. Das waren die wesentlichen Punkte des Vertrags. Omoto und Tsugami luden am Abend Tashiro in ein Restaurant in Kyoto ein, und an dem darauffolgenden Abend gab Tashiro den leitenden Herren der Zeitung in einem Sukiyaki-Restaurant ein Essen und sorgte auch reichlich für Sake.
    »Nicht weil ich ein günstiges Vorzeichen erzwingen möchte, aber nachdem wir – wahrhafig nicht ganz ohne Grund! – Ochsenfleisch essen, habe ich heute – mag das auch ein bißchen provinziell erscheinen – Sukiyaki für uns bestellt …« Wann immer Tashiro sich über etwas freute, sprudelte seine gute Laune nur so über. Als rundum Sake getrunken wurde, schlug er vor, man solle den Stieren, sobald sie in Kobe einträfen, prachtvollen Schmuck anlegen, wie dies bei den SumōRingern üblich sei, sie dann von der Kobe-Straße in einem festlichen Umzug nach Nishinomiya führen, am nächsten Tag auch in Osaka einen solchen Stier-Umzug veranstalten – er sei, rief er aus, überzeugt, daß dieses Unternehmen sehr günstig verlaufen würde.
    Er wischte sich mit der flachen Hand über das schweiß feuchte Gesicht und goß, leicht vornübergebeugt,
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