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Der Stierkampf

Der Stierkampf

Titel: Der Stierkampf
Autoren: Yasushi Inoue
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zusammenströmen. Soundso viel Zehntausende Zuschauer würden in dem von Bombenschäden umgebenen Baseballstadion wetten! Die Veranstaltung solcher Stierkämpfe gab ganz sicher einen Riesenerfolg! Zwar hatte der Baseballund Rugby-Sport langsam begonnen sich zu erholen, aber es dauerte wohl noch einige Jahre, bis diese Spiele wieder so populär waren wie früher. Jetzt war genau der richtige Zeitpunkt für Stierkämpfe. Daß eine noch junge Zeitung erstmals Stierkämpfe im Osaka-Kobe-Raum veranstaltete, das war eine großartige Idee! Die Neue-Osaka-Abendzeitung nahm sich als Unternehmerin da gut aus!
    Tsugamis Augen blitzten in diesem Augenblick kalt, aber es waren gleichzeitig auch brennend heiße, zügellose und feucht erregte Augen, – Augen, die es Sakiko immer wieder unmöglich gemacht hatten, sich von Tsugami zu lösen. Tsugami erhob sich und sagte nun in einem vollkommen anderen Ton:
    »Ich werde mir das überlegen. Vielleicht geht es …«
    Eine halbe Stunde, nachdem Tashiro gegangen war, merkte Tsugami in dem plötzlich wieder still gewordenen Raum, daß er sich etwas erregt hatte, Wie immer, wenn er sich mit einem neuen Plan trug, redete er kaum ein Wort, rührte sich nicht von der Stelle und blieb lange auf seinem Stuhl auf der Veranda sitzen. In solchen Augenblicken mußte er allein sein.
    Da sagte unerwartet Sakiko, und es klang, als zerschlüge sie damit die Stille dieser Szene: »Das ist ein Unternehmen, in dem du mit Leib und Seele aufgehen wirst!«
    In einer Ecke des Zimmers sitzend, in gleicher Haltung wie eben noch, als Tashiro da war, bewegte sie, die Augen zu Boden gerichtet, eifrig ihre kalt und weißlich glänzenden Stricknadeln. »Warum meinst du das?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich habe einfach so ein Gefühl. Ganz sicher verlierst du dich darin. Du hast die Veranlagung dazu!«
    Sie hob ihr Gesicht, richtete plötzlich ihre kalten
    Blicke auf Tsugami und sagte in einem Ton, der sowohl Kritik als auch Klage bedeuten konnte: »Irgend etwas Gemeines steckt in dir …« In der Tat, Tsugamis Wesen hatte eine Seite, die man so bezeichnen konnte.
    Als einer der fähigsten Gesellschafs-Reporter der B-Zeitung war Tsugami, stellvertretender Leiter der Redaktion Aus der Gesellschaf, auf einem Posten erfolgreich gewesen, der jeden, der ihn innehatte, mit Furcht erfüllte. Seine Hose hatte immer eine scharfe Bügelfalte, im Umgang mit den Besuchern wie auch in seiner Art zu entscheiden war er so klug und geschickt, daß er hin und wieder kalt und herzlos erschien. Wie banal eine Geschichte auch sein mochte, er verstand es, sie kunstvoll und lesbar darzustellen.
    Da er in der klippenreichen Welt des Journalismus lebte, hatte er natürlich auch Feinde. Ihre Vorwürfe, etwa, daß er das Geld nicht richtig ausgebe, daß er affektiert und egoistisch, ein Dandy und Literaten-Jüngling sei, waren sicher zum Teil berechtigt, aber gerade diese Mängel gaben ihm ein intellektuelles Flair, das ihn von den bisherigen Gesellschafs-Reportern deutlich unterschied. Nach Kriegsende hatte die B-Zeitung eine zusätzliche Druckerei und eine Abendzeitung gegründet und in diese Unternehmen ziemlich viele Angestellte überführt, – dabei war Tsugami zum Chefredakteur der neuen Abendzeitung avanciert. Da er erst siebenunddreißig war, paßte der Titel Chefredakteur zu seinen Jahren noch nicht ganz, aber es gab offenbar niemanden, der bei den vielen, damals aus dem Boden schießenden Abendzeitungen ihn an Begabung übertraf und imstande war, eine Zeitung von so neuartigem Format zu schaffen; außerdem war der Chef der Zeitung, Omoto, der vom Filmgeschäf kam, ein blutiger Laie in der Zeitungsbranche, wo persönlicher Mut gefragt war, und so brauchte man eine verläßliche, krafvolle Persönlichkeit, die nicht nur der Redaktion vorstand, sondern mit Sicherheit fähig war, auch bei der Geschäfsführung die Seele des Ganzen zu sein. In dieser Hinsicht erweckte Tsugami durchaus den Eindruck eines Mannes, der, vom Stab der B-Zeitung übernommen, ohne Furcht und Tadel war.
    Gleich nachdem er das Amt des Chefredakteurs der Neuen-Osaka-Abendzeitung angetreten hatte, entschied er sich kühn für den neuen Zeitungstyp mit waagrechter Schrif, wandte sich betont an die geistig interessierten Angestellten der Stadt als seine Leser und schrieb vor allem in der Kulturund Unterhaltungsspalte. Sowohl im Stil seiner Artikel wie beim Sammeln des Materials und der dann zu treffenden Auswahl favorisierte er die Satire und sprühte vor Witz
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