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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald
Autoren: Kevin J. Anderson
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scharfe Zunge, aber Kellum hatte jene Frau sehr gefallen. Für sie beide wäre es die zweite Ehe gewesen, doch Shareens Himmelsmine war zu Beginn der Feindseligkeiten von Hydrogern zerstört worden.
    Drei weitere Ekti-Tanks stiegen von den Blitzminen auf.
    Trish Ng, Pilotin des zweiten Beobachtungsschiffs, stellte eine Verbindung mit Jess her und unterbrach dessen privates Gespräch. »Die Sensoren! Überprüfen Sie die Anzeigen, Jess!«
    Tamblyn sah eine gewöhnliche Trägerwelle mit einem kleinen Impuls im Hintergrund. »Das ist nur ein Blitz. Werden Sie nicht nervös, Ng.«
    »Der gleiche Blitz wiederholt sich haargenau alle einundzwanzig Sekunden.« Trish zögerte kurz. »Es ist ein künstliches Signal, Jess, kopiert, durch eine Zeitschleife geleitet und zu uns reflektiert. Vermutlich haben die Hydroger unsere Sensoren bereits zerstört. Sie versuchen es mit einer List.«
    Jess beobachtete die Darstellung auf dem Display und erkannte das Muster. »Eine bessere Warnung bekommen wir nicht. An alle: Sachen zusammenpacken und weg!«
    Als ob sie begriffen hätten, dass sie entdeckt worden waren, stiegen sieben riesige Kugelschiffe wie zornige Ungetüme aus den Tiefen des Wolkenmeers von Welyr auf. Die Roamer reagierten sofort und traten unverzüglich den Rückzug an.
    Ein dumpfes Brummen kam von den fremden Schiffen, und blaue Energie flackerte an pyramidenförmigen Erweiterungen der kristallinen Außenhülle. Die fliehenden Roamer hatten den Einsatz jener tödlichen Waffen schon einmal beobachtet.
    Kellum trennte vier leere Ekti-Tanks ab und schickte sie wie Geschosse den Hydrogern entgegen. »Erstickt daran!«
    »Warten Sie nicht!«, rief Jess über die Kom-Verbindung. »Setzen Sie sich ab.«
    Kellums Ablenkungsmanöver funktionierte. Die Fremden zielten mit ihren blauen Blitzen auf die leeren Tanks, und dadurch bekamen die Sammler einige zusätzliche Sekunden Zeit für die Flucht. Die Roamer zündeten ihre großen Triebwerke, und vier der fünf modifizierten Himmelsminen verließen die Atmosphäre des Gasriesen.
    Doch das fünfte Schiff blieb einen Moment zu lange zurück. Die destruktive Energie der Hydroger riss es auseinander, ließ nur geschmolzene Schlacke übrig. Schreie kamen über die Kom-Verbindung und brachen abrupt ab.
    »Los! Los!«, rief Jess. »Verteilt euch und verschwindet hier!«
    Die übrig gebliebenen Sammler stoben wie Fliegen davon. Die Tanks setzten ihren Flug zum Abholpunkt fort, wo sie später aufgenommen werden konnten, wenn keine Gefahr mehr drohte.
    Die Kugelschiffe stiegen noch weiter auf, schickten blaue Blitze ins All und trafen ein zu langsames Beobachtungsschiff. Die anderen Roamer entkamen. Eine Zeit lang verharrten die Kugeln der Hydroger wie knurrende Wölfe über der Atmosphäre und sanken dann langsam in Welyrs kupferfarbenen Wolkenozean zurück, ohne die Roamer-Schiffe zu verfolgen.
    Zwar bedauerten die Roamer den Verlust einer Blitzmine und eines Beobachters, aber sie überschlugen bereits die produzierte Ekti-Menge und berechneten, wie viel ihnen der Treibstoff auf dem freien Markt einbringen würde.
    Im Cockpit seines Beobachtungsschiffs schüttelte Jess Tamblyn den Kopf. »Wie weit sind wir gekommen, wenn wir schon jubeln, weil wir ›keine zu hohen Verluste‹ erlitten haben?«

2 KÖNIG PETER
    Eine weitere Dringlichkeitsbesprechung fand statt, diesmal aber an einem Ort, den König Peter bestimmt hatte: im sekundären Bankettraum des Flüsterpalastes. Diesem Raum kam keine besondere Bedeutung zu – es ging dem jungen König allein darum, seine Unabhängigkeit zu demonstrieren. Und außerdem wollte er Basil Wenzeslas ärgern.
    »Sie weisen immer wieder darauf hin, wie wichtig der äußere Schein für meine Herrschaft ist, Basil.« In Peters künstlichen blauen Augen blitzte es, als er dem durchdringenden Blick des Vorsitzenden begegnete. »Ist es nicht angemessen, dass ich meinen Mitarbeiterstab im Flüsterpalast empfange, anstatt mich zu Ihnen ins Hauptquartier der Hanse zu begeben?«
    Peter wusste: Basil Wenzeslas verabscheute es, wenn er seine eigene Taktik gegen ihn verwendete. Der frühere Raymond Aguerra spielte seine Rolle inzwischen besser, als es die Hanse von ihm erwartet hatte.
    Basils gleichgültige Miene sollte Peter daran erinnern, dass er als Vorsitzender der Terranischen Hanse Krisen bewältigt hatte, die schlimmer waren als ein gereizter junger König. »Ihre Präsenz ist nur eine Formalität.« Er war inzwischen dazu übergegangen, den König zu siezen.
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