Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:

starb, zog Magariz sich in seine Kammer zurück und
weinte. Er schwor sich, daß er seine einzige Liebesnacht
mit Rivkah bis zu seinem Lebensende hochhalten wolle.
Als ihr unehelicher Sohn an den Hof kam und unter der
Obhut von Jayme aufwuchs, nahm Magariz jede Gelegenheit wahr, mit dem Kleinen zu spielen. Lange Zeit
fragte er sich, ob Bornheld sein Sohn sein könnte. Aber
Rivkahs Erstgeborener sah Searlas bald wie aus dem
Gesicht geschnitten aus. Später dann war er in seinem
Innersten dankbar dafür, nicht auch noch mit Bornheld
eine weitere Schuld auf sein Gewissen geladen zu haben.
Rivkah löste jetzt ihre Hände aus den seinen und zerriß damit den Strom seiner Erinnerungen. »Wir können
die Vergangenheit nicht zurückholen, Fürst, und wir
sollten uns nicht den Kopf darüber zerbrechen, was hätte
sein können. Auch vermögen wir heute nicht einfach so
weiterzumachen, als würde unsere Ehe immer noch bestehen – falls wir das überhaupt wünschen sollten. Also
lassen wir die Vergangenheit, denn es gibt ja immer noch
eine Zukunft.« Sie lächelte. »Seit Aschure nun bei Axis
nächtigt, liege ich nachts kalt und allein im Bett. Bislang
hat es niemand in dieser übervölkerten Burg gewagt,
meine Nachtruhe zu stören. Meine Kammer befindet sich
in einem Seitentrakt, mein lieber Fürst, und solltet Ihr
Euch eines Nachts einmal verirren, werdet Ihr meine Tür
gewiß nicht verschlossen finden.«
Damit verließ sie den Raum.
2 V
ERHANDLUNGEN
    Sie hatten sich im großen Kartenraum der Burg eingefunden – Axis, seine Befehlshaber, sein Vater und seine
Großmutter – und starrten auf Arne, der erschöpft und
mit eingefallenen Wangen eben von einem dreitägigen
Ritt zurückgekehrt war.
    Vor vier Tagen war Arnes Patrouille in den südlichen
Urqharthügeln auf acht Reiter aus Jervois gestoßen. Newelon hatte sie angeführt und ihm eine Botschaft für den
Krieger mitgegeben.
    »Ein Waffenstillstandsabkommen?« sagte Axis jetzt.
»Was haltet Ihr davon, Belial?«
»Bornheld will uns nur ausnutzen«, entgegnete sein
Leutnant gleich. »An seiner Nordostflanke ist er
schwach, und da hofft er, wir nehmen ihm die Arbeit hier
ab und hindern Gorgrael daran, aus der Wildhundebene
auszubrechen.«
»Das habe ich auch so vor, mein Freund«, grinste der
Krieger, »genau das will ich auch. Der Appetit der Skrälinge auf unsere Streifen wird mit jedem Tag größer.«
Die wachsende Sorge, daß die Geisterwesen den Sperrpaß besetzen und seine Versorgungswege kappen könnten, bereitete ihm so manch schlaflose Nacht.
Er verschob aber fürs erste die Schwierigkeiten in der
Wildhundebene auf später und wandte sich an den Fürsten: »Ihr kennt Bornheld am besten von uns allen. Was,
glaubt Ihr, hat er wirklich vor?«
»Als erstes würde ich antworten«, erklärte Magariz
ohne Zögern, »daß er sich auf seine militärische Vernunft
besonnen hat und das einzig Richtige tut. Ich an seiner
Stelle hätte nicht anders gehandelt. Der König kann es
sich genauso wenig wie Ihr erlauben, einen Zweifrontenkrieg zu führen. Da sollten wir lieber für die Dauer des
Winters einen Waffenstillstand schließen, als uns gegenseitig zu zerfleischen und Gorgrael durch unsere erschöpften Reihen spazieren zu lassen.«
»Eigentlich wollte ich in diesem Winter in den Süden
vorstoßen«, entgegnete der Krieger. Dabei wußte er in
seinem Inneren längst, wie aussichtslos es sein würde,
dieses Unternehmen vor dem Frühjahr zu beginnen.
»Und ich habe auch wenig Lust, mich mit Bornheld an
einen Tisch zu setzen anstatt ihn mit meinem Schwert zu
durchbohren.« Er betrachtete den Schneeadler, der sich
auf einer Fensterbank niedergelassen hatte. Wie lange
würde er warten müssen? Wie lange noch? Die Tage
kamen und gingen in rascher Folge, und die Torwächterin zählte eifrig mit.
Der Sternenmann trat ans Fenster und schaute nach
draußen. Eine dünne Wolkenschicht zog trotz der Wärme
des Lebenssees über Sigholt dahin. Nachdenklich nagte
er an seiner Unterlippe und war froh, daß niemand seine
beunruhigte Miene sah. Konnte er einen langwierigen
und mörderischen Bürgerkrieg vermeiden, indem er seinen Bruder bei ihrem Treffen am Nordra im Zweikampf
besiegte? Nein, er durfte ihn nicht dazu herausfordern,
solange Faraday nicht anwesend war. Sie mußte Zeugin
von Bornhelds Tod sein.
»Arne, hat Newelon irgendein Wort über Faraday gesagt? Wißt Ihr, ob sie sich noch in Jervois aufhält?«
Plötzlich war es ganz still geworden,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher