Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
Unaussprechlichen werden für ihn immer
Feinde bleiben. Bornheld kann in ihnen einfach keine
möglichen Verbündeten sehen. Im Grunde ist er ein bedauernswerter Mensch, denn die Welt verändert sich
rings um ihn herum, und das kann er nicht verstehen oder
nachvollziehen.«
»Bornheld bedauernswert?« grollte der Krieger. »Ein
unverstandener Mann? Erzählt das einmal Freierfall, dem
Bornhelds Schwert von hinten das Herz durchbohrte. Ihr
selbst wart Zeuge dieses Mordes, und nach Euren eigenen Worten hat Euch diese feige Tat endgültig dazu bewogen, Euch auf meine Seite zu stellen. Der neue König
hat sein Leben verwirkt. Versucht jetzt nicht, ihn in den
Farben eines Märtyrers zu malen, dessen Welt vom Untergang bedroht ist!«
»Genug!« schrie Rivkah und erhob sich ruckartig.
Stoff und Stickrahmen fielen von ihrem Schoß und landeten auf dem Boden. »Jetzt reicht es! Ach, hätte ich
doch nie nach meinem Erstgeborenen gefragt!«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief zur Tür.
Axis und Aschure wollten ihr folgen, doch der Fürst hielt
sie mit einer Handbewegung zurück. »Das ist allein meine Schuld«, erklärte er und hinkte der Prinzessin hinterher.
Kurz vor der Tür konnte Magariz sie abfangen und
hielt sie an den Händen fest. »Rivkah, es tut mir sehr
leid. Ich habe wohl nicht sehr sorgfältig auf die Wahl
meiner Worte geachtet. Wenn der Eindruck entstand, ich
würde voreilig urteilen, dann bitte ich deswegen um Verzeihung. Aber die vergangenen Jahre waren …«
»Ich war eine so schlechte Mutter und bin eine so treulose Frau«, flüsterte sie, als hätte sie ihn gar nicht gehört.
»Ihr hattet recht, mir vorzuwerfen, ich hätte andere im
Stich gelassen. Ich habe es mir selbst zuzuschreiben,
wenn ich dessen beschuldigt werde.«
»Rivkah!«
»Searlas habe ich nie geliebt, aber das wißt Ihr sicher.«
»Ja, das ist mir schon lange bekannt.«
»Und ich wollte ihn auch nie heiraten.«
»Ja, auch das weiß ich, aber …«
»Deswegen war ich ihm auch nicht wirklich untreu,
als Sternenströmer auf dem Turm landete, nicht wahr,
Magariz?«
Er schwieg und senkte den Blick.
»Nur Euch war ich untreu, Fürst. Ihr habt nie wieder
geheiratet, aber ich habe Euch zweimal betrogen. Das
erste Mal mit Searlas und das zweite Mal mit Sternenströmer. Die beiden Söhne und die Tochter, die ich
geboren habe, hätten eigentlich Eure Kinder sein sollen.«
»Rivkah, Ihr wißt, daß ich nie von Euch erwartet habe,
daß Ihr unser beider Eheversprechen haltet. Nicht nach
dem, was geschehen ist.«
Sie blinzelte, um die Tränen aus den Augen zu zwingen. Jetzt war es zu spät, um die Fehler zu weinen, die
sie vor dreißig Jahren begangen hatte.
»Ich frage mich, was die Menschen wohl sagen würden, wenn sie wüßten, daß Ihr mein wahrer Gemahl seid.
Nicht Searlas, nicht Sternenströmer, sondern Ihr.« Damit
war es gesagt.
Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren ließ Magariz
seine Gedanken zu der Nacht vor so langer Zeit in Karlon
zurückwandern. Rivkah war damals eine ungestüme
Fünfzehnjährige und er ein ähnlich unbesonnener Jüngling von siebzehn. Das Mädchen kam in sein Gemach
gestürmt und war außer sich vor Wut. Ihr Vater, König
Karel, hatte sie gerade Searlas, dem Herzog von Ichtar
versprochen. Rivkah wollte das Vorhaben der beiden
Männer durchkreuzen und flüsterte Magariz ihren Plan
ins Ohr. Daraufhin flohen sie durch schlecht beleuchtete
Gänge und unbewachte Türen in eine kleine Kapelle in
einem der weniger vornehmen Stadtviertel. Ein alter
Mönch, der nicht viel fragte, nahm das Gold, das Rivkah
ihm in die Hand drückte, und traute die beiden auf der
Stelle …
Der Fürst erinnerte sich auch noch an das, was danach
geschah. Er hatte seine Braut in sein schmuckloses Zimmer im unteren Teil des Palasts geführt, wo sie dann
beide, schüchtern und verlegen, ihre Unschuld verloren
hatten.
Aber am nächsten Tag machte Karel seine Drohung
wahr und schickte seine Tochter nach Norden, damit sie
dort den Herzog heiraten sollte. Was hätte der Jüngling
schon tun können? Wenn er auf seine Rechte gepocht
hätte, wäre die heimliche Trauung ans Tageslicht gekommen und das Leben der beiden womöglich verwirkt
gewesen. Und würde er schweigen, würde er Rivkah
damit für immer verlieren. Und da er noch so jung war,
blieb ihm nichts anderes übrig, als um seine verlorene
Liebe zu trauern. Zwei Jahre später, als Rivkah vermeintlich bei der Geburt ihres zweiten Sohnes im Kindbett
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher