Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
seinem Herrn
zurückgeben müssen und war jetzt auf ein sanfteres Pferd
umgestiegen. Heute verbrachte sie ihre Mußestunden
damit, den Wolfen und seine Pfeile zu reinigen. Neben
ihr befanden sich ein Lappen und eine Schüssel Wasser.
Immer wieder strich der Krieger ihr übers Haar. Vermutlich sorgte er sich, weil sie sich nicht schonte, aber er ließ
es sich nicht anmerken. Das einzige Zugeständnis, das er
ihr hatte abringen können, bestand darin, daß sie seit
einigen Wochen nicht mehr mit den Patrouillen ausritt.
Er hatte unerbittlich darauf bestanden und ihr erklärt, er
wolle nicht, daß sie unterwegs unter irgendeinem Busch
ihren Sohn zur Welt brachte. Aschure war beleidigt gewesen, und die beiden hatten sich gestritten, aber Axis
hatte nicht nachgegeben.
    Fünf der Alaunt hatten sich rings um ihre Herrin ausgestreckt und nahmen die Wärme des Feuers in sich auf.
Die Hunde folgten Aschure wie Schatten. Ständig hielten
sich ein paar aus dem Rudel in ihrer Nähe auf, und selbst
die anderen waren nie fern. Als die junge Frau noch auf
Patrouille geritten war, hatten alle fünfzehn Alaunt sie
begleitet. Ihr war das recht gewesen, denn die Hunde
töteten genauso leise und wirksam wie ihre Pfeile. Rivkah schüttelte den Kopf. Aschure schien wirklich einen
Hang zum Kämpfen eigen, weswegen die Awaren sie
nicht bei sich hatten aufnehmen wollen; aber jetzt hatte
sie im Einsatz für Axis damit wohl ihre Bestimmung
gefunden.
    Auf der anderen Seite lag Belial halb in einem Sessel.
Er tat so, als würde er vor sich hin dösen, aber aus den
Augenwinkeln betrachtete er unablässig Axis und Aschure. Rivkah war aufgefallen, daß Axis häufiger die Schultern hängen ließ, seit die Schützin in seine Gemächer
gezogen war. Überhaupt verbreitete er eine Aura tiefer
Traurigkeit um sich, die er selbst in fröhlicheren Momenten kaum abzulegen vermochte.
    Rivkah hörte über sich das Rascheln von Gefieder.
Axis’ Schneeadler hatte sich auf einem der Querbalken
der Halle niedergelassen, wo er die Nacht zu verbringen
pflegte. Tagsüber flog er hoch über den Urqharthügeln,
fing Mäuse und Kaninchen oder war für den Krieger in
irgendwelchen besonderen Aufträgen unterwegs. Axis
weigerte sich beharrlich, irgendeine Frage zu dem Vogel
zu beantworten. Aber seine Mutter hatte ihn bei mehreren
Gelegenheiten dabei beobachtet, wie er leise und freundlich mit dem Adler sprach, wenn dieser auf seinem Arm
saß. Zwischen den beiden schien eine besondere Beziehung zu bestehen, die Rivkah aber nicht ergründen konnte.
    Unweit von ihr hatte ein Mann Platz genommen, dessen Blicken sie schon den ganzen Abend ausgewichen
war. Magariz. Aber jetzt sprach Rivkah ihn doch an, hob
den Blick jedoch nicht von ihrem Stickrahmen.
    »Fürst?«
»Prinzessin? Was kann ich für Euch tun?«
»Edler Magariz, als ich hier eintraf, verspracht Ihr, mir
von meinem ältesten Sohn Bornheld zu erzählen. Würdet
Ihr dieses Versprechen nun einlösen?«
    Axis wandte den Blick von seiner Liebsten ab und
starrte Magariz mit kalten Augen an. Aschure legte ihren
Bogen hin, und auch Belial betrachtete nun nicht mehr
die beiden, sondern den Fürsten. Sogar Ogden und Veremund beendeten ihre Debatte.
    Magariz schaute den Krieger unsicher an, aber der
winkte nur ab: »Um meinetwillen braucht Ihr Eure Zunge
nicht im Zaum zu halten.«
    »Prinzessin«, seufzte der Fürst. Wie und wo sollte er
denn beginnen?
»Nachdem ich einige Zeit bei der Palastwache gedient
hatte, schickte Priam mich in die Dienste Bornhelds. Er
war gerade Herzog von Ichtar geworden. Vor zehn Jahren übertrug er mir das Kommando über die Feste Gorken. Ein abgeschiedener Ort mit wenig Freude …«
»Was, Ihr habt in der Palastwache gedient?« entfuhr es
dem Krieger.
Der Fürst lachte. »In meinen beiden letzten Jahren in
Karlon war ich sogar ihr Hauptmann. Warum wollt Ihr
das wissen? Kennt Ihr mich vielleicht noch aus jener
Zeit?«
Axis konnte gerade noch einen überraschten Fluch unterdrücken. Magariz hatte also in der Palastwache gedient, als er selbst als Knabe im Turm des Seneschalls
aufgewachsen war. War Jayme im Palast beschäftigt,
nahm er den Jungen gelegentlich mit, und er durfte dann
dort im hinteren Teil der Anlage spielen. Der Fürst und
er mußten sich dabei mehrfach begegnet sein. Wahrscheinlich hatten sie sogar miteinander gesprochen. Ein
furchtbarer Verdacht stieg in ihm auf: Sollte Magariz am
Ende Wolfstern sein? Der Verräter in seiner nächsten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher