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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Autoren: Margaret Weis
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Blick auf den Rucksack, den Bashae trug. »Wir sind ohne sie sicherer, und sie sind sicherer ohne uns.«
    Bashae seufzte und umklammerte den Rucksack mit festem Griff. Er hatte nicht gewusst, was sich darin befand, als der sterbende Ritter Gustav ihn ihm anvertraut hatte. Bashae hatte geglaubt, der Rucksack enthielte ein Familienerbstück, das er einer alten Freundin des Ritters übergeben sollte. Inzwischen kannte er die Wahrheit: In diesem Rucksack steckte der Teil des Steins der Könige, welcher den Menschen gegeben worden war – ein mächtiger magischer Edelstein. Bashae wusste nicht genau, wozu der Stein wirklich gut war, aber zwei Dinge waren vollkommen offensichtlich: Erstens suchte jeder in der bekannten Welt nach diesem Stein, und zweitens schreckten die meisten, die danach suchten, vor nichts zurück.
    »Jessan macht sich bestimmt schon Sorgen um uns«, sagte Bashae – Jessan, ein junger Trevinici-Krieger, war sein Freund und Beschützer.
    »Selbstverständlich«, erwiderte die Großmutter zufrieden. »Das sollte er auch. Deshalb haben wir ihn schließlich mitgenommen. Wahrscheinlich sucht er inzwischen nach uns, falls er nicht irgendwo im Kerker sitzt.«
    »Du glaubst, er könnte im Kerker sitzen?«, fragte Bashae.
    »Alles ist möglich«, erwiderte die Großmutter. »Besonders in meiner Schlafstadt.« Auf diese Tatsache war sie offenbar sehr stolz.
    Bashae seufzte und warf der Menge auf der Straße einen hoffnungslosen Blick zu. Er hatte noch nie zuvor so viele Leute am gleichen Ort gesehen – mehr als Zecken auf einem Bären. Er konnte sich nicht vorstellen, wie Jessan sie finden sollte.
    »Vielleicht wäre es eine gute Idee, irgendwo zu bleiben und auf ihn zu warten«, schlug Bashae vor. »Du musst müde sein, Großmutter.«
    »Ich bin nie müde«, entgegnete sie. Einen Augenblick zuvor noch hatten ihr die Füße wehgetan, sie hatte gehinkt und die Schultern hängen lassen. Nun richtete sie sich gerade auf und warf ihrem Enkel einen erbosten Blick zu. »Wenn
du
müde bist, können wir natürlich eine Pause machen und uns ausruhen.«
    Sie fanden eine Türschwelle in der Nähe, auf der sie sich niederlassen konnten, und setzten sich. Die Großmutter raffte den Glöckchenrock um die Knöchel, damit niemand darüber stolperte, und legte sich den Stock mit den starrenden Augen quer über den Schoß. Bashae fand das ein wenig unbequem, denn der Stock stach ihn in die Rippen, aber es gelang ihm, eine bequemere Haltung zu finden, und nun wartete er darauf, dass jemand sie finden würde. Wenn Jessan es nicht tat, dann vielleicht Baron Shadamehr oder einer seiner Männer. Vielleicht Ulaf, den Bashae irgendwie recht gern hatte.
    Es war Morgen gewesen, als sie geflohen waren, und nun fingen die Häuser an, lange Schatten zu werfen. Das bisschen Himmel, das Bashae zwischen den Dächern erkennen konnte, färbte sich nun orange. Bald schon würde es dunkel werden, und in dieser Stadt würde das schneller geschehen als in ihrer Heimat.
    »Zumindest wird uns niemand mehr anstarren, wenn es dunkel ist«, dachte Bashae gerade, aber dann riss ihn das Dröhnen und Läuten von scheinbar Hunderten von Glocken aus seinen Gedanken.
    Überall in der Stadt wurden die Glocken geläutet, dröhnten mit tiefer Stimme oder läuteten hell. Das Getöse weckte die Großmutter, die eingedöst war. Bashae sah sich staunend um. Er hatte noch nie so etwas gehört wie dieses wilde, aber auch irgendwie wohlklingende Läuten.
    Beinahe sofort ließ sich auch ein Ausrufer vernehmen, mit einer Stimme, welche tiefer dröhnte als jede Glocke und drei Straßen weit zu vernehmen war. »Auf Befehl seiner Majestät des Königs wird über die Stadt Neu-Vinnengael Ausgangssperre verhängt. Jeder muss bei Einbruch der Dunkelheit von der Straße verschwunden und zu Hause sein. Alle, die nach diesem Zeitpunkt noch auf den Straßen angetroffen werden, werden ins Gefängnis geworfen.«
    Der Mann verkündete das an einer Straßenecke und stolzierte dann davon, um es an der nächsten auszurufen. Die Straßen wurden schnell leerer, denn die meisten Leute machten sich auf nach Hause. Jene, die noch länger verweilen wollten, wurden von den Wachen schnell eines Besseren belehrt.
    »Was sollen wir nur machen?«, fragte Bashae verzweifelt. »Wir haben kein Zuhause. Wo sollen wir hingehen?«
    Es gab keine Zuflucht für sie, und das bedeutete, dass man sie gefangen nehmen würde – aber dadurch konnten sie vielleicht zu ihren Freunden gelangen. Bashae war drauf und
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