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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions
Autoren: Jason Hardy
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sagte er. Der Bildschirm vor ihm bestätigte leuchtend seine Aussage. Er runzelte kurz die Stirn. Nachdem er eingeschlafen war, hätte sich der Bildschirm nach einer Weile abschalten müssen. Vermutlich hatte irgendeine Erschütterung ihn wieder aktiviert.
    Victor schloss die Datei und schaltete das Gerät ab. Er würde später weiterarbeiten, nachdem die Nacht wieder Ruhe und Abgeschiedenheit gebracht hatte. Dann wandte er sich zu Elena Ruiz um.
    »So. Was gibt's zum Frühstück?«
    Sheratan
    Präfektur IV, Republik der Sphäre 20. Oktober 3134
    Fahrender Ritter Robert Goldberg sah das erste Wahlplakat nur Minuten nach seiner Ankunft auf dem Hauptraumhafen Sheratans. Die neon-orangen Lettern auf dem Anschlag an der Wand der Schwe-bervermietung sprangen ihn förmlich an: Gründerbewegung - Der Traum darf nicht sterben!
    Von da an sah er Wahlkampf, wohin immer er blickte. Die Straßen der Stadt waren voller greller Neon-Laser-Reklame. Über den Kiosken rotierten Trividsequenzen, in denen Schlagworte wie F rieden und S icherheit in leuchtend grüner Schrift über Bildern friedlich blühender Landschaften und geschäftiger Stadtszenen lagen. Begleitet wurde der Anblick von Sprechern, die das Musikprogramm im Innern des Fahrzeugs, das er am Raumhafen gemietet hatte, regelmäßig mit politischen Werbebotschaften unterbrachen: »In schwierigen Zeiten wie diesen sind gegenseitiges Vertrauen und Kameradschaft wichtiger denn je. Denken Sie daran, wenn Sie Ihre Stimme abgeben...«
    Irgendwann ging das Musikprogramm in die Mittagsnachrichten über. Robert hörte mit halbem Ohr zu, während er aus der Stadt fuhr und Kurs auf das Landgut nahm, auf dem Paladin Otto Mandela wohnte. Das Gut gehörte einem der planetaren Einflussträger - einem Veteran aus den Reihen von Stones Wiedergängern, der sich ein neues Leben als wohlhabender Landbesitzer aufgebaut hatte und es Mandela für die Dauer seines Aufenthalts großzügig abgetreten hatte.
    Die Fahrt führte Robert hinaus aufs offene Land, und die sanft kurvende, kaum befahrene Straße lief vorbei an weiten grünen Weiden mit Schafen und Milchvieh. Er gestattete sich, der angenehmen Stimme der Nachrichtensprecherin etwas aufmerksamer zu lauschen. Der Titel >Ritter der Sphäre< klang zwar beeindruckend, doch die Wirklichkeit war häufig profaner. Als Privatkurier des Exarchen durchs All zu gondeln, gehörte zu den weniger mitreißenden Aufgaben, die diese Position mit sich brachte.
    »Und nun zur Hauptmeldung der planetaren Nachrichten heute Mittag. Kurz vor dem Wahltag halten die Wählerunruhen in den Städten an. In Pittston störten Anhänger der örtlichen Gründerbewegungskandidatin Ella Geraldo eine Kundgebung ihres Gegners Dan Harwicke über Wohlstand und Einheit mit lauten Zwischenrufen. Harwickes Ansprache vor geschätzten dreihundert Teilnehmern wurde von lautem >Schwächling<-, >Clannerfreund<- und >Keine Zugeständnisse mehr<-Gebrüll übertönt. In einem Interview auf diesem Sender, das auf die Kundgebung folgte, erklärte Harwicke nur, er sei enttäuscht, dass einige seiner Mitsherataner offenbar nicht in der Lage seien, zwischen gewalttätigen, eroberungswütigen Gruppen wie den Jadefalken und Stahlwölfen und unabhängigen Händlern wie Clan Seefuchs zu unterscheiden, mit denen er - wie er offen zugibt -, in der Vergangenheit für beide Seiten einträgliche - und legale
    - Geschäfte gemacht habe. Währenddessen haben sich in...«
    Die weiteren Nachrichten erwiesen sich als eine deprimierende Auflistung gestörter politischer Veranstaltungen, verwüsteter Wahlbüros und Aufstände in heruntergekommenen Stadtteilen. Die erste planetenweite Wahl seit dem dramatischen Zusammenbruch des interstellaren HPG-Kommunikationsnetzes signalisierte das Ende der Periode, die man heute bereits als das Goldene Zeitalter der Republik bezeich-nete - und die Loyalitäten der Wähler Sheratans waren tief gespalten. Die andauernde Krise machte sich auf verheerende Weise bemerkbar.
    Unter diesen Umständen, dachte Robert, war es nicht weiter verwunderlich, dass beide Seiten um einen offiziellen Beobachter von der Zentralwelt der Republik gebeten hatten. Vorzugsweise einen Beobachter mit der Autorität, mögliche Streitigkeiten zu schlichten. Paladin Otto Mandela war für diese Aufgabe die Idealbesetzung. Er hatte schon früher umstrittene Wahlen geleitet und sich mit der Untersuchung von Korruption und Machtmissbrauch in
    verschiedenen Systemen einen Namen gemacht.
    Zudem bestand wenig
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