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Der Sportwettkampf von Schreckenstein

Der Sportwettkampf von Schreckenstein

Titel: Der Sportwettkampf von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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gelernt hatte, nur einen schmalen Lichtspalt zwischen zwei Fingern frei und leuchtete damit durch den Raum. Hier hingen Würste, da standen Dosen, Kisten mit Gemüse, Salat, Säcke mit Kartoffeln, mit Reis, Mehl, Zucker – und dort stapelten sich Eier, Eier, Eier.
    Trotz der Verlockungen hatten sie keinen Hunger. Bei Aufregung will wenigstens der Magen seine Ruhe haben.
    Um so wilder kreisten die Gedanken in den Köpfen. „Ich weiß was…“, flüsterte Ilse.
    „Ich auch!“ antwortete Johanna. „Die Eier…“

    Wie sich herausstellte, hatten beide fast die gleiche Idee: eine kühne, eine gefährliche Idee, die längeren Aufenthalt direkt vor den Zimmern der Ritter erforderte. Doch das Glücksgefühl, auf etwas gekommen zu sein, das noch nie gemacht worden war, riß sie fort zur Tat.
    Beladen mit je zwei Pappquadraten voller Eier, schlichen sie über die kleine Treppe hinunter zur Telefonzelle in der Ecke zwischen Süd- und Westflügel. Im fahlen Schein der Nachtbeleuchtung setzten sie ihre zerbrechliche Last in dem muffigen Fernsprechgehäuse ab, zogen an den Gummizügen ihrer Jacken, daß sich Mulden bildeten. Die füllten sie mit Eiern und machten sich auf zu den Fensternischen, wo die Schuhregale der Ritter standen.
    In einen Schuh eines jeden Paares schoben sie ein Ei, möglichst weit vor, damit es beim Anziehen nicht entdeckt werden würde. Dabei stellten sie sich die Gesichter der Ritter vor, wenn diese hineinschlüpften.
    „Fußpilz in Eiermatsch“, witzelte Johanna beim Nachtanken in der Telefonzelle.
    Ein Schreckensteiner Streich, bei dem bekanntlich nichts kaputtgehen oder mutwillig zerstört werden durfte, war dies gewiß nicht. Aber die drei würden auffallen, man würde über sie sprechen, sie bewundern, daß sie das geschafft hatten! Ihre Freude darüber blockierte alle Gedanken an negative Folgen ab.
    Tatsächlich ging alles glatt. Nur einmal wankte ein Ritter zum Duschraum, doch das Regal vor seiner Zimmertür war schon fertig. Die drei Mini-Hühner konnten sich rechtzeitig hinter Schränken verstecken.
    Endlich war es geschafft. Die leeren Pappquadrate ließen sie in der Telefonzelle zurück. Nachgerade leichtsinnig vor Freude hüpften sie durch West- und Nordflügel zum Portal und sanken draußen auf dem Vorplatz einander in die Arme.
    Selbstselig dichtete Karin: „Osterhasen bei den Schweißfußindianern!“
    Kichernd eilten sie die Freitreppe hinunter, huschten in den dunklen Durchgang. Draußen atmeten sie erstmals auf.
    „Geschafft!“ keuchte Ilse.
    Im Laufschritt raschelten sie den Hang hinunter, polterten auf den Steg. Das konnte droben niemand mehr hören. Und selbst wenn…
    Da flammte vor ihnen ein unerträglich heller Scheinwerfer auf.
    Sie erstarrten.
    „Orpheus und die drei Salzsäulen!“ sagte eine Stimme.
    „Idiot, das war doch Odysseus!“ rügte eine andere.
    „Jedenfalls nicht Ottokar“, alberte eine dritte.
    Blinzelnd und stocksteif standen die Zwerghühner im grellen Licht. Jetzt wurde es weggedreht. Aus dem Elektroboot kletterten vier Gestalten auf den Steg.
    „Die Minis!“ stammelte Johanna.
    „Guten Abend“, sagte der kleine Eberhard.
    „Wie… wie habt ihr…“ Karin kam nicht weiter.
    „Wenn die Großen verreisen, sind wir besonders wachsam!“ fiel ihr der kleine Herbert ins Wort.
    Und Mini Egon tönte sanft: „Ja, dann wollen wir die kleinen Eierchen mal schön wieder aus den Nestchen rausholen, wo sie die vorwitzigen Hühnchen reingelegt haben. Gell! Streiche mit Eßbarem sind nämlich keine. Gell?“
    An den Armen führten sie die Mädchen zurück in die Burg und halfen ihnen bei der Arbeit. Sogar wo die Pappquadrate standen, wußten sie.
    „Fürs erste Mal wart ihr recht beachtlich!“ lobte der kleine Kuno, nachdem die zerbrechlichen Eier ohne Verlust wieder in der Speisekammer lagerten. Er öffnete die schiefe Tür unter der Treppe. Drinnen, im sogenannten Kabuff, dampfte köstliche Bouillon auf der Kochplatte zu leiser Musik aus dem Radio.
    „Jetzt kommt der gemütliche Teil“, sagte Mini Eberhard. Sie setzten sich auf die Matratzen, schlürften und erzählten von Streichen und Streichtaktik, bis jeder und jede mindestens drei Tassen getrunken hatten. Dann brachten die Zwergritter die Mini-Hühner zu ihrem Boot.
    Johanna schaltete den Elektromotor ein. „Eigentlich waren das jetzt zwei Streiche“, sagte sie vergnügt. „Zuerst ein beinah gelungener, dann ein sehr gelungener. Für den danken wir euch herzlich.“
    „Kommt halt mal
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