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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis
Autoren: Morrin Alex
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noch dich begraben müssen! Der Spiegel wird dich vernichten.«
    »Lyjadis, der Spiegel …«
    »Begreif doch: Es war der Spiegel, der mir meine Macht gestohlen hat, als ich ihn damals zerschlug! Nicht Lyarian! Der Spiegel! Sie hat meine Schwäche nur ausgenutzt. Wenn sie sich Morgwens Macht nicht zu eigen gemacht hätte, um mich in diesen magischen Schlaf zu weben, wäre ich vergangen. Wie soll die Welt weiter bestehen können, wenn es nur noch Eis und Kälte gibt und das Feuer für immer erlischt?«
    »Lyjadis …«
    »Nein! Ich flehe dich an! Wenn du mich liebst, dann tu es nicht. – Der Spiegel darf nicht nur auf eine Hoffnung hin zerstört werden. Das Gleichgewicht muss bewahrt werden. Um jeden Preis. Unser Sohn darf nicht leben.«
    Der Lord des Feuers starrte seine Gemahlin für eine schiere Ewigkeit an. Seine erhobene Faust bebte – und sank herab. Das Wispern war nur noch ein Hauch.
    »Nein! Wie könnt Ihr nur … Das ist nicht recht!« Fassungslos hatte Cassim bisher geschwiegen, nun brachen die Worte schrill aus ihr heraus. »Ihr tötet ihn! Ihr tötet Euren eigenen Sohn! Ein totes Ding soll mehr Recht darauf haben, zu existieren, als er zu leben? Das lasse ich nicht zu!« Eis schnitt in ihre Haut, ehe sie auch nur einen Finger in Richtung des Spiegels heben konnte. Sie schrie vor Schmerz, taumelte gegen die Wand, rutschte daran zu Boden.
    »Lyjadis! Nein!« Die Stimme des Lords des Feuers klang seltsam gedämpft.
    Cassims Hand streifte etwas Kühles, Hartes. Ihre Finger erinnerten sich und schlossen sich um den silbernen Griff. Verschwommene Schemen bewegten sich vor ihrem Blick. Die Eiskönigin und der Herr der Flammen, der seine Gemahlin daran zu hindern versuchte, Cassim zu töten. Der Hauch in ihrer Hand verwehte. Nein! Nein! Sie kämpfte sich in die Höhe,
taumelte mit unsicheren Schritten auf das Eisflammenglitzern zu. Frost fraß sich in ihre Knochen. Ihre Beine gaben nach, sie stolperte, prallte gegen Glätte aus Flammen und Eis. Ein misstönendes Bersten und Splittern, gefolgt von einem unmenschlichen Heulen. Der Berg stöhnte, zitterte, schüttelte sich wie ein weidwundes Tier. Etwas fauchte durch den Raum, presste Cassim auf den Boden. Der Kristall in ihrer Hand zerfiel zu Staub. »Neiiiin!« Noch ehe Cassim den Kopf heben konnte, stach Kälte in ihre Kehle und nahm ihr den Atem. Die Eiskönigin stand über ihr.
    »Dummes Ding, hast du noch nicht genug Unheil angerichtet? Weißt du eigentlich, was du getan hast?« Wind fuhr durch ihre Gewänder aus Reif und Seide.
    »Lyjadis! Nicht!« Jenseits des Meeres aus funkelnden Splittern versuchte der Lord des Feuers, sich hochzustemmen. Eis kroch durch Cassims Blut, lähmte sie, dehnte sich unaufhaltsam weiter aus, gefror ihre Lungen, erreichte ihr Herz, schloss sich darum. Sein Schlag stockte, stockte … Verzweifelt rang sie nach Luft.
    Die Eiskönigin beobachtete sie ungerührt. »Du hast die Welt …«
    Sturm grollte über sie hinweg, schnitt ihr das Wort ab. Flammen und Eis brandeten durch den Raum. Von einem Augenblick zum anderen loderte Frostfeuer glitzernd über die Wände, gefolgt von einer gefährlichen Stille, in der Cassims vergebliches Keuchen umso lauter klang. Schnee tanzte um sie her.
    »Lass – sie – los!« Die Stimme kam von der Tür. Ein dunkles Schnurren, nicht mehr als ein Flüstern. Und doch genügte es, um den Lord des Feuers verblüfft herumfahren und Königin Lyjadis erschrocken aufschauen zu lassen. Kälte und Wärme strichen zugleich über Cassim, brachen die Macht der Eiskönigin. Ihr Herz tat einen zögernden Schlag, noch einen. Gierig sogen ihre Lungen die Luft ein.

    »Morgwen.« Die schimmernde Hand, die die Eiskönigin nach ihrem Sohn ausstreckte, bebte. »Du lebst!«
    Er stand reglos im Türbogen. Ein Windhauch zupfte an den weiten Ärmeln seines Hemdes, strich durch sein Haar. Das Blau seiner Augen brannte und fror, während sein Blick seltsam schläfrig glitzerte.
    »Mein Sohn.« Königin Lyjadis machte einen Schritt auf ihn zu.
    Der Schnee tanzte dichter. Reif kroch über den Boden, durchzuckt von Flammen.
    Etwas in Morgwens Blick veränderte sich, wurde kälter und loderte zugleich wütender. Er sah sie weiter an, ohne sich zu rühren.
    Cassim erschrak. Sie und Lyarian sind Zwillinge. Er hat sie gehasst. Sein Vater soll versucht haben, ihn als Kind zu ermorden. – Und er weiß nicht, was geschehen ist.
    »Lyjadis!« Offenbar hatte auch der Lord des Feuers das begriffen, denn sein Ton klang warnend. Die blauen
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