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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis
Autoren: Morrin Alex
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Raumes und die eilige Bewältigung der Treppen dann bezeichnen?« In Cassims Stimme klang ihr mühsam unterdrücktes Lachen.
    Einen Augenblick schien er ernsthaft darüber nachzudenken. »Als taktischen Rückzug?«, bot er dann an.
    »Ein taktischer Rückzug, aha. – Wenn ich dich jetzt küsse, muss ich dann wieder mit so einem Rückzug rechnen?«
    »Nein!«
    »Gut!«
    Cassim wollte die Arme um seinen Hals legen, doch er hielt sie im letzten Moment davon ab, zog stattdessen ihre Hände gegen seine Brust. »Heißt das, du verzeihst mir?«
    »Du hast zuerst deine Unsterblichkeit und dann dein Leben gegeben, um mich zu beschützen. Ziemlich eindringliche Argumente, um jemanden um Verzeihung zu bitten, findest du nicht?«
    »Weder das eine noch das andere war wirklich beabsichtigt.«
    »Das solltest du besser für dich behalten, sollte ich dich jemals danach fragen.«
    »Sollte ich es vergessen: Erinnere mich daran.« Seine Hände glitten zärtlich ihre Arme hinauf, über ihre Schultern und legten sich um ihre Mitte. Doch dieses Mal war es Cassim, die ihn daran hinderte, sie an sich zu ziehen.
    »Bist du noch immer sterblich?«
    »Nein. – Ist das so wichtig?«
    Cassim wich seinem Blick aus. »Ich sollte tun, was deine Mutter sagt, und fortgehen.«
    Ein dunkles Knurren grollte in seiner Brust. »Wenn meine Mutter will, dass du gehst, muss sie zukünftig auch auf meine Dienste verzichten, denn ich gehe mit dir.«
    »Morgwen …«
    »Vergiss es, Flammenkatze. Du musst mich für den Rest deines Lebens ertragen.«

    »Das ist es ja. Der Rest meines Lebens. Irgendwann werde ich sterben und du …« Etwas huschte über sein Gesicht, das sie innehalten ließ. Dann brach er in Gelächter aus.
    »Was gibt es da zu lachen?« In verzweifeltem Zorn hieb sie ihm die Faust gegen die Brust.
    Sein Lachen endete in einem Kopfschütteln. Behutsam hielt er ihre Hand in seiner. »Du machst dir schon wieder Sorgen um mich.«
    »Ja, das tue ich. Versteh doch! Du bist unsterblich und mein Leben wird irgendwann enden …«
    »Ist das das ganze Problem? – Das lässt sich ändern.«
    Cassim starrte ihn an. »Was… was meinst du?«
    Um seine Mundwinkel zuckte es, während seine Finger sich in ihren Nacken legten, sich in ihr Haar schoben. »Du wärst bestimmt eine wunderschöne Firnwölfin, Flammenkatze.«

    Es taute. Schon seit Tagen. Unter Schnee und Eis war erfrorenes Grün zum Vorschein gekommen, in das mit jeder Stunde, die die Sonne die Erde wärmte, das Leben weiter zurückkehrte. Die Flüsse führten Hochwasser und traten an vielen Stellen weit über die Ufer. Nur dort, wo sie Dörfer und Städte unter sich ertränkt hätten, blieben sie auf wundersame Weise in ihren Betten. Nach einem endlosen Winter kehrte der Frühling zurück, und das, obwohl der Spiegel von Feuer und Eis erneut zerschlagen war.
    Eine Lawine halb getauten Schnees rauschte von den Ästen eines Baumes ganz in der Nähe und landete platschend auf dem Boden. Schmelzwasser spritzte, und einige Tropfen trafen auch Cassims Rücken, wo sie mit einem leisen Zischen vergingen. Ganz in der Nähe erklang das Geräusch von Äxten, die sich in Holz gruben. Unter Krachen und Knarren stürzten die mächtigen Bäume um, die Gaeth und die anderen fällten, um aus ihnen die Hütten ihres kleinen Dorfes hier in der Nähe des Avaën zu errichten.
    Einer der ersten Befehle der Eiskönigin hatte die Firnwölfe aus ihrem Sklavenstand erlöst. Einige der Jüngeren, die noch nicht zu lange zu einem Leben als Wolf verdammt gewesen waren und die zu ihren Familien zurückkehren wollten, hatten das Angebot angenommen, und Königin Lyjadis hatte mit Morgwens Hilfe den Zauber gelöst. Doch all jene, die – wie Gaeth – schon mehrere Lebensspannen als Wolf und Mensch zugebracht hatten, hatten sich entschieden, weiterhin beim Rudel und damit bei Morgwen zu bleiben. Ihre Familien waren ausgelöscht, es gab niemanden mehr, den sie kannten oder der sich an sie erinnerte. Zudem würden sie von dem Augenblick an, in dem der Zauber gelöst wurde, wie jeder Mensch altern und sterben.
    Da das Rudel jedoch weiterhin im Wald bleiben wollte, ihre Höhlen im Norden aber durch die Schneeschmelze unbewohnbar geworden
waren, hatten sie beschlossen, hier in einem kleinen Tal ein Dorf zu errichten. Morgwen nutzte die Gelegenheit, aus dem Palast zu entkommen, wo seine Mutter ihn erdrückte , wie er sagte. Noch immer war sein Verhältnis zu Königin Lyjadis angespannt, während er und der Lord des Feuers sich
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