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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis
Autoren: Morrin Alex
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der Lord des Feuers und Prinz Gaethanen.
    »Mädchen, was hast du nur gemacht? Willst du unbedingt sterben?«
    Ihre Hände schmerzten. Sie umklammerten etwas Hartes,
nicht bereit, es aufzugeben. Ein Flüstern war da. Immer noch unendlich leise und unendlich weit fort, aber dennoch ungleich kräftiger als … Wann? Mit einem Mal schlug ihr Herz schneller. Er ist nicht tot! Sie versuchte, die Augen zu öffnen. Warum waren sie noch hier? Feuer und Erde, warum gingen sie nicht zu ihm? Er war so schwach, er brauchte die Hilfe der beiden mehr als sie.
    »Kümmert Euch um sie, Prinz Gaethanen.«
    Konnten sie es denn nicht spüren? Er war noch immer da. Er lebte! Sie kämpfte gegen diese lähmende Benommenheit an – und spürte, wie das Flüstern langsam wieder schwächer wurde. Nein! Bitte, nein! – Helft ihm!
    »Was ist, Prinz?« Die Stimme des Herrn der Flammen erklang erneut, schärfer diesmal.
    »Königin Lyjadis hat befohlen, dass sie gehen muss, Herr. Bis Sonnenuntergang muss sie fort sein. – Sie gibt ihr die Schuld an Morgwens Tod.« Cassim wurde fester an die Brust gezogen, an der sie lehnte. Das Flüstern verlor immer mehr an Kraft. Er ist nicht tot! Warum tut ihr nichts? Helft ihm doch!
    »Ich werde mit meiner Gemahlin sprechen. Das Mädchen bleibt! Bringt sie in meine Gemächer, Prinz.« Zornige Schritte entfernten sich.
    Die Arme, die sie hielten, legten sich fester um sie, schickten sich an, sie hochzuheben. Sie kämpfte noch verzweifelter.
    Helft ihm. Er kann sich nicht allein aus der Dunkelheit befreien. Irgendetwas stößt ihn zurück. Helft …
    »… ihm …«
    »Mädchen! Frostfeuer, wie geht es dir.«
    »Helft ihm!« Endlich schaffte sie es, die Augen zu öffnen. Sichtlich besorgt beugte Prinz Gaethanen sich über sie.
    »Mädchen …«
    »Morgwen ist nicht tot.«
    Kurz flammte Hoffnung in seinem Gesicht auf, doch dann schüttelte er den Kopf. »Du hast doch selbst gesehen …«

    »Ich kann ihn spüren. – Er ist in der Dunkelheit gefangen, und etwas hindert ihn daran, sich zu befreien.« Sie öffnete die Hand, mit der sie immer noch den Kristall umklammert hielt. »Bitte, Ihr müsst mir glauben!«
    Prinz Gaethanen starrte auf das blutverschmierte Schimmern auf ihrer Handfläche. Cassim folgte seinem Blick – und sog verblüfft den Atem ein. Die ehemals gesplitterten Kanten waren wieder glatt, unter dem roten Firnis blitzte eine der Facetten.
    Selbst das Innere des Steins war beinah unversehrt. Nur sein Zentrum war noch immer trüb. Ein hässlicher Sprung zog sich durch die Mitte hindurch.
    »Aber, das kann …« Er verstummte. Plötzlich malte sich Bestürzung auf seine Züge. »Königin Lyjadis hat befohlen, die Gruft zu versiegeln.«
    »Nein! Das dürfen sie nicht.« Cassim stieß einen erschrockenen Schrei aus, als sich ein neuer Sprung in den Kristall fraß, und schloss schützend die Finger um ihn. Das Flüstern schwand zu einem Hauch. Bleib! Bitte! Bleib! »Ihr müsst sie aufhalten!«
    »Nur die Königin kann den Befehl dazu …«
    »Aber vielleicht ist das der Grund, warum er es nicht schafft, aus der Dunkelheit zurückzukommen.«
    Für einen Herzschlag zögerte er, dann nickte er knapp. »Ich werde versuchen, sie aufzuhalten, aber jemand muss zur Königin …«
    »Ich gehe zu ihr!« Mit der Hilfe des Prinzen gelang es Cassim, aufzustehen.
    »Du kannst dich kaum auf den Beinen halten. Außerdem wird sie dir am allerwenigsten glauben! Besser, einer aus dem Rudel geht.«
    »Ihnen wird sie noch weniger glauben. Wenn ich ihr den Kristall zeige …«
    Wieder zögerte er, den Mund zu einem harten Strich zusammengepresst.
»Also gut!« Er schloss die Augen, nur um sie einen Moment später wieder zu öffnen. »Sie ist beim Spiegel!«
    »Woher …?«
    Seine Hand legte sich unter ihren Arm, schob sie durch das mächtige Portal. Ihre Beine fühlten sich wie Grütze an. »Einer aus dem Rudel hat sie gesehen! – Komm, kleine Schwester! Ein Stück weit haben wir den gleichen Weg. Bis dahin kann ich dich tragen.« Er ließ sie los, und Cassim dachte schon, er wollte sie hochheben, doch dann war für einen Atemzug beißender Frost um ihn, und im nächsten stand da ein mächtiger weißer Firnwolf. Mit einem Keuchen begriff sie. Ihre Finger bebten, als sie in sein Nackenfell griff und sich auf seinen Rücken zog. Sie saß kaum, da rannte er auch schon los. Um ein Haar wäre sie heruntergerutscht. Sie schlang die Arme um seinen Hals und klammerte sich fester.
    Mit langen Sätzen jagte er den gleichen Weg
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