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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger
Autoren: Monika Feth
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Reihe vier- und fünfstöckiger Häuser. Sie bildete mit zwei weiteren Häuserreihen ein lang gestrecktes U, das auf der offenen Seite von einem etwa ein Meter achtzig hohen, altersschwachen Maschendrahtzaun begrenzt war. Auf diesen Zaun lief Tessa zu, um einen Blick auf die Rückseite des Hauses zu werfen, in dem Isa wohnte.
    Aufgeregt winkte sie Bert zu sich heran.
    »Die Feuerleiter vom Nachbarhaus. Darüber könnten wir …«
    In diesem Augenblick hörten sie einen Schuss. Mit voller Wucht trat Bert gegen einen der Zaunpfosten, der wie ein Streichholz umknickte. Tessa hatte sich den daneben vorgenommen, der ebenfalls nach ein paar Anläufen wegbrach.
    Der Weg war frei. Sie rannten los.
    *
    Der Buddha hatte Kristof an der linken Schulter getroffen. Im selben Moment waren die beiden Männer in den Raum gestürmt. Ein grobschlächtiger Typ, der wohl Ron sein musste, hatte sich auf Luke gestürzt. Der andere war Kristof zu Hilfe geeilt. Er trug eine Goldrandbrille. Der Doc.
    Wütend hatte Kristof seine Hände abgeschüttelt und war auf mich zugewankt. Er hatte sich die Schulter gehalten, das Gesicht vor Schmerz und Hass verzerrt. Kurz bevor er mich erreicht hatte, war sein Blick jedoch zur Tür geflogen, und er war abrupt stehen geblieben.
    Für einen Augenblick war es gewesen, als hätte jemand das Bild mitten in der Bewegung angehalten. Keiner hatte sich gerührt, keiner Luft geholt. Alle hatten Isa angestarrt, die auf der Türschwelle stand, eine Pistole in den Händen, die sie mit ausgestreckten Armen vor sich hielt.
    Doch als der Schuss fiel, war es Isa, die zusammenbrach.
    Die Pistole glitt ihr aus den Händen und schlitterte ein Stück über den Holzfußboden, dem Doc, der geschossen hatte, genau vor die Füße. Er brauchte sich nur zu bücken und sie aufzuheben.
    Ich ließ den Buddha los, der polternd auf dem Boden landete, lief zu Isa und kniete neben ihr nieder. Ihr Gesicht schimmerte wie mit weißer Kreide bemalt im Mondlicht. Sie sah mich erstaunt an, als sei ihr unbegreiflich, wie das hatte passieren können. Ein dunkler, nasser Fleck breitete sich in der Nähe ihres Herzens auf ihrer Schlafanzugjacke aus.
    Sie legte die Hände darauf, als könnte sie den Blutverlust so stoppen.
    »Weg da!«, herrschte Kristof mich an.
    Ron hielt Lukes Brustkorb mit einem seiner gewaltigen Arme von hinten umklammert und drückte ihm das Messer an die Kehle, das Kristof bei Lukes Angriff hatte fallen lassen.
    Der Doc hatte sich mittlerweile zwischen Isa und der Tür zum Flur aufgebaut, uns mit seiner eigenen Waffe und der von Isa bedrohend.
    Isas Hände sanken zur Seite. Sie hatten sich hilflos geöffnet.
    »Weg da«, wiederholte Kristof.
    Langsam stand ich auf und drehte mich zu ihm um.
    »Setz dich auf die Couch«, befahl er mir.
    Luke machte eine unwillkürliche Bewegung auf mich zu und sog scharf die Luft ein, als die Klinge des Messers seine Haut ritzte. Ein Blutstropfen rann über seinen zurückgebeugten Hals.
    Ich setzte mich auf die Couch.
    Kristof trat zu mir, hob mein Kinn an und betrachtete mein Gesicht. Ich schloss die Augen.
    »Sieh mich an.«
    Als ich ihm nicht sofort gehorchte, griff er mir ins Haar und riss meinen Kopf zurück.
    »Sieh mich an!«
    Ich blickte ihm ins Gesicht.
    »Ein schönes Mädchen hast du dir ausgesucht, Alex. Ein wirklich schönes Mädchen.«
    Seine Augen ließen mich nicht los, während er zu Luke sprach.
    »Aber sollten Brüder nicht alles teilen, Alex? Denn das sind wir doch, Brüder. Oder hast du es vergessen?«
    Wieder machte Luke eine Bewegung auf mich zu, die Ron brutal stoppte. Ich nahm es nur aus den Augenwinkeln wahr, denn Kristofs Gesicht war meinem inzwischen so nahe gekommen, dass ich seinen Atem riechen konnte.
    Er küsste mich.
    Ich unterdrückte den Würgereiz, der in mir aufstieg, indem ich die Luft anhielt.
    »Lass sie!«
    Lukes Stimme klang so gepresst, dass seine Worte kaum zu verstehen waren.
    Kristof griff mir unter die Arme und zog mich hoch.
    »Sieh mich an«, flüsterte er.
    Seine Augen wurden schmal. Seine Hände schoben sich unter mein T-Shirt. Ich versuchte, ihn wegzustoßen, aber er hielt mich fest.
    »Es liegt an dir«, raunte er mir ins Ohr, »ob dein … Luke am Leben bleibt oder stirbt.«
    »Du lügst.« Ich hörte, wie meine Stimme zitterte. »Du bist doch nur hier, um ihn zu töten.«
    »Kluges Mädchen. Dir kann man nichts vormachen.«
    Er grinste mich an.
    »Sagen wir es so: Wenn du brav bist, schenke ich ihm einen leichten Tod. Wenn nicht …«
    Er
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