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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger
Autoren: Monika Feth
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Ecke des Wohnzimmers entwendet hatte. Wenn ich ihn am Kopf fasste, würde er sich in eine schlagkräftige Waffe verwandeln.
    Das unergründliche Lächeln auf seinem freundlichen Gesicht war vielleicht ein Zeichen dafür, dass er mir schon jetzt verzieh.
    Ich zitterte vor Angst, aber wenn Kristof Luke etwas antun wollte, musste er zuerst an mir vorbei.
    *
    Tessa hatte alles in die Wege geleitet. Zwei Kollegen hatten in einem neutralen Wagen vor Imke Thalheims Mühle Position bezogen, zwei weitere vor dem St . Marien. Auch der Bauernhof in Birkenweiler wurde jetzt von zwei Beamten beobachtet.
    Auf diese Weise kontrollierten die Kollegen einander gegenseitig.
    »Ich denke, damit sind alle Personen abgedeckt, an die dieser Kristof Machelett sich wenden könnte, um Informationen über den Aufenthaltsort der beiden zu erpressen«, sagte Tessa, als sie Bert um kurz vor drei Uhr morgens anrief.
    »Gut. Was ist mit den Fahrzeugen, die Luke und Jette im Wald zurückgelassen haben?«
    »Die Spurensicherung ist schon vor Ort.«
    Noch galt Lukas Tadikken als dringend tatverdächtig. Das Gespräch mit Bert änderte daran zunächst einmal nichts. Doch das war im Augenblick zweitrangig. So wie sich die Dinge zugespitzt hatten, würde Kristof Machelett vermutlich bald zuschlagen, und sie mussten gewappnet sein.
    »Ich möchte niemandem … äh … zu nahe treten«, druckste Tessa herum. »Aber sind Sie sicher, dass Sie Ihrer … äh … dieser Polizeipsychologin trauen können?«
    Ihre Verlegenheit machte Bert deutlich, dass seine freundschaftlichen Gefühle für Isa kein Geheimnis geblieben waren. Dass sie sich allerdings bis Köln herumgesprochen hatten, verwunderte ihn.
    »Haben Sie Isa je kennen gelernt?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Dann hätten Sie diese Frage nämlich nicht gestellt.«
    »Falls Lukas Tadikken die Wahrheit sagt, was ja zunächst einmal nur eine Annahme ist, dürfen wir niemanden ausklammern, Bert, das wissen Sie. Dann müssen wir jeden einzelnen Kollegen überprüfen, um sicher zu sein, dass es keine undichte Stelle gibt.«
    »Auch Sie und mich.«
    »Selbstverständlich.«
    Sie hatte natürlich recht.
    Er hat keine Ahnung, wie groß die Macht der Organisation ist , hörte Bert Luke sagen. Mit Schaudern dachte er daran, dass Luke und Jette die Nacht möglicherweise tatsächlich nicht überlebt hätten, wenn sie sie in Gewahrsam der Polizei hätten verbringen müssen.
    »Eine verrückte Geschichte«, sagte Tessa.
    »Stimmt.«
    »Aber Sie glauben Lukas Tadikken.«
    »Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, mir die Geschichten von Menschen anzuhören. Da entwickelt man mit der Zeit einen sechsten Sinn.«
    Allmählich hörst du dich an wie ein verbohrter alter Rentner, der auf seine Erfahrung pocht, wenn ihm die Argumente fehlen, dachte er.
    »Das heißt nicht, dass ich mich nie irre«, ergänzte er, um das Bild zu korrigieren.
    » Warum glauben Sie ihm?«
    Weil er glaubwürdig ist , hätte Bert gern geantwortet. Weil er jede seiner Äußerungen mit präzisen Details unterlegt hat. Und weil ich ihm in die Augen gesehen habe. Weil er nichts tun würde, was Jette gefährden könnte. Im Gegenteil. Denn wenn er nicht der Mensch wäre, für den ich ihn halte, wäre er nicht das ungeheure Risiko eingegangen, hierher zurückzukommen, um sie zu beschützen.
    »Weil seine Geschichte all unsere offenen Fragen beantwortet«, sagte er stattdessen. »Und weil ich vor Ihrem Anruf recherchiert habe, dass wirklich ein Leo Machelett in Bautzen verhaftet worden ist, zusammen mit einer Reihe seiner Leute. Es wird einen Prozess gegen das organisierte Verbrechen geben, und wir werden feststellen, dass Lukas Tadikken uns auch in jedem anderen Punkt die Wahrheit gesagt hat.«
    »Verstehe«, sagte Tessa. »Wir müssen noch überlegen, wen wir für Isas Haus abstellen«, fügte sie nach einer Weile hinzu.
    Weder sie noch Bert waren lange genug bei der Kripo Köln, um die Kollegen einschätzen zu können. Wem konnte er jetzt noch ohne Misstrauen die Hand schütteln? Wen ins Vertrauen ziehen?
    »Wir übernehmen es selbst«, schlug er vor und schaute auf seine Uhr.
    Bald drei.
    Schattenzeit.
    Zwischen drei und fünf Uhr nachts, hatte er einmal gelesen, starben die meisten Menschen. Es waren die Stunden, in denen Kranke und Alte angeblich am verwundbarsten waren.
    Tessas Zustimmung kam zögernd.
    »Am besten, Sie holen mich ab«, sagte Bert. »Mein Wagen ist hier in der Gegend zu bekannt.«
    »Bin schon unterwegs.«
    In zwanzig Minuten konnte
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