Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
Autoren: Kate Noble
Vom Netzwerk:
beschwor Jane sich, ich muss nur atmen. Sie würde ihm ihre Juwelen aushändigen, und dann würde er fortreiten.
    Sekunden später spürte sie, wie das kalte Metall des Gewehres an ihrem Knöchel hinaufglitt. Und plötzlich war Jane klar, dass er mehr wollte als nur die Juwelen.
    »Hast dich ja ziemlich rausgemacht, Lady Jane. Hätte ich gar nicht für möglich gehalten, so dürr wie du früher warst.«
    Jane drehte sich der Magen um, während gleichzeitig der Zorn in ihr wütete … der sich langsam aber sicher auf ein Ziel konzentrierte.
    Den ersten Riemen hatte sie gelöst. Sie kletterte zum zweiten.
    Big Jim folgte ihr.
    »Du warst immer ziemlich forsch. Ein echter Wildfang«, sagte er. Jane spürte, wie das Gewehr sich an ihrem Bein hinaufschob, bis zu ihrem Knie, und mit ihm der Saum ihres Kleides. »Kein Kratzer mehr zu sehen«, grinste er anzüglich, »aber wild bist du doch immer noch, oder?«
    Sie öffnete den zweiten Gurt und ließ ihn hinunterfallen. Ihre Hände glitten zu der schweren Tasche ganz oben.
    »Und nach diesem Mr Worth sollst du ja ganz verrückt gewesen sein«, sagte er und fuhr mit dem Lauf des Gewehrs wieder über ihr Bein.
    Die Chance.
    Mit aller Kraft holte Jane aus, schwang die Tasche herum und schmetterte sie Big Jim mitten ins Gesicht, sodass ihm die Maske verrutschte. Er riss den Kopf zurück, stolperte, sein Gewehr fiel zu Boden, verschwand im hohen Gras.
    Jane sprang von der Kutsche herunter und rannte .
    Wenn sie es bis zu seinem Pferd schaffte, würde sie einen Vorteil herausholen können. Die Kutsche konnte er nicht nehmen, nicht mit der gebrochenen Achse. Er wäre gezwungen, eines der Pferde auszuschirren, und das würde ihn Zeit kosten. Und während er ihr dann folgte, würde Victoria sich befreien können und die Flucht ergreifen, das hoffte Jane sehnlichst.
    Ihr Plan musste aufgehen – sie musste nur das Pferd erreichen.
    Jane schaffte keine fünf Schritte, dann riss Big Jim sie zu Boden.
    Jane kämpfte, kratzte, trat zu. Vergeblich. Er war so viel stärker. So viel größer – hielt sie so mühelos mit seinen riesigen Händen fest wie eine Lady ihren Fächer.
    »Weißt du, was ich in den vergangenen Monaten gelernt habe?«, knurrte Big Jim sie an. Seine Zähne waren so nah an ihrem Ohr, dass sie seinen warmen, speichelgetränkten, ätzenden Atem spüren konnte. »Ich habe gelernt, dass ich mir einfach nehmen kann, was ich will, Lady Jane.«
    Kämpf weiter, Jane. Kämpf weiter, gib niemals auf. Wenn du aufhörst, wird er gewinnen. Er darf aber nicht gewinnen. Kämpfe weiter. Kämpfe.
    Aber sie war nicht stark genug.
    Er drückte ihre Schultern zurück und stieß ihren Kopf auf den harten Erdboden. Ihre ohnehin schon düstere Welt wurde noch düsterer. Es war, als würden die Ränder ihres Lebens aufweichen, als ihr Kopf zur Seite fiel.
    Das Letzte, was sie sah, waren Pferdehufe, die auf sie zu galoppierten.
    Als Byrne die Leiche des Lakaien fand, war ihm klar, dass er zu spät kam. Angespannt ließ er den Blick schweifen, bis er die Spur der Kutsche fand. Sie hatte die Straße verlassen, und die Abdrücke der Räder zeichneten sich als deutlich erkennbare, parallel verlaufende Linien im hohen Gras ab. Er nahm die Verfolgung auf.
    Blinde Wut packte ihn, als er sie sah. Er fühlte weder Sorge noch Schmerz noch Angst, er ließ das Pferd in ungezügeltem Tempo weiter voranstürmen, schwang sich aus dem Sattel und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Big Jims massigen Körper, den der Aufprall von der bewusstlosen Jane fortschleuderte.
    Die beiden Männer wälzten sich am Boden; Big Jim nutzte seine Größe und drückte Byrne nieder. Dem Schmied gelang ein kräftiger Hieb gegen die Brust seines Gegners, aber seine fleischigen Hände waren zu langsam, um Byrne ins Gesicht zu schlagen. Byrne duckte sich weg, während Jim sich abmühte, wieder auf die Beine zu kommen. Byrne war treffsicherer, war in seinem konzentrierten Zorn mörderischer; es gelang ihm ein direkter Schlag in die Nieren seines Gegners. Vor Schmerz zuckte Big Jim zusammen, was Byrne erlaubte, unter ihm hervorzukriechen und auf die Beine zu kommen.
    Doch unglücklicherweise gelang Big Jim das Gleiche.
    »Weißt du, was ich gleich mit dir anstellen werde, Worth?«, stieß Big Jim aus und spuckte hellrotes Blut. »Ich werde dich an deinen Eingeweiden aufhängen und dann mit der Lady da drüben weitermachen. Du darfst zugucken.«
    »Wenn sie stirbt, bist du auch tot«, knurrte Byrne und wollte nichts lieber, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher