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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
Autoren: Kate Noble
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Musik, während Jane zu dem Mann mit der auffallenden Haarfarbe hinüberstarrte, der abseits der Tanzfläche stand und seinen Blick müßig umherschweifen ließ. Wer Rang und Namen hatte, feierte heute Phillippas kürzlich erfolgte Namensänderung von Benning in Worth, sprich ihre Eheschließung. Da dies London und überdies dessen bessere Gesellschaft war, und da Phillippa eben Phillippa war, hatte sie jeden eingeladen, der in Debrett’s Adelsverzeichnis aufgeführt wurde. Aber warum ausgerechnet ihn ?
    Jane wurde aus ihrer Erstarrung gerissen, als eine Debütantin gegen sie stieß, die sich verzweifelt mit der verzwickten Schrittfolge der Quadrille abmühte. Gemurmelte Entschuldigungen lösten ein Raunen aus, dass Lady Jane – ausgerechnet sie! – sich beim Tanzen einen Fehltritt geleistet hatte. Rasch schloss Jane sich ihrem Partner wieder an und fand sich mit geübter Leichtigkeit in die Schrittfolge zurück.
    »Ist alles in Ordnung?«, erkundigte Lord Turnbridge sich in näselndem, aber durchaus aufrichtigem Ton.
    »Selbstverständlich, Mylord.« Sie lächelte ihn so strahlend an, dass sein Gesicht sich deutlich himbeerrot färbte. »Ich habe nur … die Dekoration über dem Kaminsims bewundert. Mrs Worth hat sich selbst übertroffen.«
    Jane schaute zum Kamin am anderen Ende des großen Raumes, über dem kunstvoll goldfarbene und weiße Seidenvorhänge drapiert waren. Dort hatte sie ihn zuletzt gesehen, den hochgewachsenen Mann, der immer ein wenig gelangweilt wirkte. Doch dieses Mal sah sie ihn nicht. Sie schaute sich suchend um. Vergeblich. Verflixt, wohin war er verschwunden?
    Zum Glück für Lady Janes Nerven und Lord Turnbridges Ego endete der Tanz, und sie musste ihren Tanzpartner nicht länger mit ihrer Unaufmerksamkeit strafen. Sie lächelte ihn freundlich an, als er sie von der Tanzfläche an die Seite des Saales führte. Ärgerlich war nur, dass Lord Turnbridge sich dabei sehr viel Zeit ließ. Endlich angekommen, vollführte er entsetzlich langsam eine tiefe Verbeugung. Als er sich schließlich wieder aufrichtete, deutete Jane den flüchtigsten aller Knickse an, bevor er sich umdrehte, um sich seine nächste Tanzpartnerin zu suchen. Und Jane zu gestatten, von ihrem nächsten Tanzpartner gefunden zu werden.
    Wenn sie denn gefunden werden wollte.
    So schnell es ihre Würde zuließ, bahnte sich Jane ihren Weg durch die Menge, drängelte und schlängelte sich voran wie ein Fisch in der Strömung.
    Ausgeschlossen, dass sie sich seine Anwesenheit eingebildet hatte, nicht wahr? Oh, bitte, wenn sie doch unter Wahnvorstellungen litte und sich Jason tatsächlich nur eingebildet hatte … er konnte nicht in London sein. Es war unmöglich. Erst sechs Wochen waren verstrichen, seit seine Trauerzeit zu Ende gegangen und er in die Gesellschaft zurückgekehrt war. Vielleicht auch zwei Monate. Aber jetzt …
    Jane bog in einen Korridor ein und hoffte, dass er zu Phillippas überwältigendem Rosa Salon führte. Also wirklich, hätten Phillippa und sie in der Zeit der Renovierung des Hauses miteinander gesprochen, hätte sie ernsthaft versucht, Phillippa zugunsten einer weniger gewagten Farbe zu beeinflussen. Im Rosa Salon wurde üblicherweise das Dessert serviert. Übermäßig pralle Damen würden dort mit so übermäßiger Geschwindigkeit Süßigkeiten vertilgen, dass sie bald die Schnürung ihrer Korsetts sprengen würden. Es war ein Salon, von dem Jane sicher sein konnte, dass ihn kein Mann im heiratsfähigen Alter, der einigermaßen bei Verstand war, betrat. (Verirrte sich ein solcher Mann dennoch in ein Zimmer in einem solchen Rosa, stahl er sich rasch wieder fort, sei es mangels Anwesenheit junger Damen oder wegen der glühenden Begeisterung ihrer Mütter über sein Auftauchen). Links um die Ecke, dann gleich noch mal links – aber leider fand Jane sich nicht in der Nähe des gesuchten Salons wieder. Auf dem Weg zurück schob sie einen Vorhang zur Seite, hinter dem es, so vermutete sie, in den Flur zur Halle ging.
    Es mag der Hinweis genügen, dass ihre Vermutung falsch war.
    »Jane!«, rief Phillippa Worth (geborene Benning), nachdem sie ihre Lippen von denen ihres Ehemannes losgerissen hatte. Er war so zuvorkommend, sich schützend vor sie zu stellen, während sie ihr verdächtig derangiert aussehendes Äußeres richtete. »Was tust du hier?«
    »Ich suche nach einem Versteck!«, entgegnete Jane wütend und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Lady Jane«, sagte Marcus Worth in
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