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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen
Autoren: Mia March
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mit einem gemeinsamen Besuch des großen Ehemaligentreffens ihrer Schule, auf dem June sich noch nie hatte blicken lassen. Nachdem auch Isabel und Kat (wie immer zusammen mit Oliver) teilnahmen, genau wie Marley und Kip, gab June sich einen Ruck und beschloss, diesmal ebenfalls hinzugehen und die Feier mit einem Date zu kombinieren. Nicht nur, dass es ihr inzwischen tatsächlich völlig egal war, was ihre ehemaligen Klassenkameraden von ihr dachten. Sie würde mit hocherhobenem Kopf bei diesem Wiedersehen aufkreuzen. Sie war stolz auf ihr Leben seit dem Schulabschluss.
    Natürlich waren Pauline Altman und ihr Gefolge die Ersten, denen June über den Weg lief, als sie Arm in Arm mit Henry den Saal betrat.
    «Ja, seht mal, da ist Juney Nash», rief Pauline. «Das Mädchen, das mir um Haaresbreite die Abschlussrede vor der Nase weggeschnappt hat, lässt sich endlich auch mal hier blicken!»
    Hatte sie sich tatsächlich jahrelang von dieser Knalltüte ärgern lassen? June verdrehte die Augen, winkte Marley und Kip, die Wange an Wange tanzten, fröhlich zu, und stellte sich zu ihrer Schwester und ihrer Cousine an die Bar. Isabel sah umwerfend aus. Sie trug ein hellgelbes Wickelkleid, das bestimmt aus Kats Kleiderschrank stammte. Kat zwirbelte das Schirmchen ihres Cocktails zwischen den Fingern und starrte geistesabwesend in die Luft. Oder aber, sie dachte besonders angestrengt nach. Das ließ sich schlecht sagen. Oliver stand ein wenig abseits mit einer Gruppe von Freunden.
    Als Henry etwas zu trinken besorgen ging, flüsterte Isabel June zu: «Ich freue mich so, euch beide zusammen zu sehen!»
    Kat ließ ihr Schirmchen ruhen. «So viel zum Thema Wiedervereinigung, oder? Wir drei. Du und Henry. Alles genau so, wie es sein sollte. Na ja, bis auf die Gesundheit meiner Mutter natürlich.»
Und mich und Oliver
, meinte June ihre Cousine denken zu hören, als Kats Blick zu ihrem Verlobten schweifte. In ihrem Gesicht war nichts von Liebe oder Aufregung oder Freude zu sehen, als sie Oliver beobachtete, der gerade lauthals über irgendetwas lachte.
    Ach, Kat
, dachte June,
du wirst schon eine Lösung finden, und dann tust du das, was für dich richtig ist. Da bin ich mir sicher.
    Henry kam mit ihren Getränken zurück, und June stieß mit den anderen beiden an. «Auf die Familie», sagte sie. Kat und Isabel erwiderten den Toast.
    «Und auf die Liebe», sagte June zu Henry.
    *****
    Am nächsten Nachmittag saßen Lolly, Isabel, June und Kat bei einem gemeinsamen späten Mittagessen. Isabel hatte mehrere Gäste eingecheckt und dann für die Familie noch schnell ihre inzwischen berühmten Kartoffel- und Käseblini gezaubert. Charlie hatte seine üblichen vier Bissen hinuntergeschlungen, Happy gefüttert und sich dann mit seinem großen Malblock und einer Schachtel Buntstifte auf eine Decke gelegt.
    Lolly saß in ihrem Rollstuhl, sie hatte ein wenig Farbe im Gesicht und gute Laune, und sie aß zwei Kartoffelblini mit Sauerrahm und Apfelmus – ein gutes Zeichen. Sie hatte Appetit. June aß viel zu viel, doch die Dinger waren einfach zu gut. Charlie kam angerannt, ein großes grünes Blatt Papier in der Hand. «Schaut mal», sagte er und hielt das Blatt hoch, damit alle es sehen konnten. «Ich muss anbauen. Der Baum wird zu klein.»
    Zusätzlich zu seinen neuen Großeltern und Onkeln hatte Charlie in seinem Stammbaum neben Isabel
Grifien, der Hundeazt
und neben June
Henry Books
geschrieben.
    «Ich habe eine tolle Familie», sagte Charlie strahlend.
    «Ja, das hast du!», sagte June, und alle am Tisch stimmten ihr zu.

[zur Inhaltsübersicht]
      21. Kat
    K at! Kat, er hat geantwortet!», schrie Isabel.
    Isabel schrie nie.
    Mühsam öffnete Kat die Augen und schielte auf den Wecker, der auf ihrem Nachttisch stand. Kurz vor halb sechs. Es war noch dunkel. Sie zog sich das Kissen über den Kopf.
    Isabel riss es weg. «Er hat geschrieben!»
    «Hä? Wer denn?»
    Isabel strahlte von einem Ohr zum anderen. «Ich habe mich gerade kurz an deinen PC gesetzt, um das Wetter zu checken, und habe deine Mailbox gesehen – eine neue Nachricht von einem gewissen Harrison Ferry!»
    Kat warf die Decke von sich und rannte zum Schreibtisch. Um sich zu setzen, war keine Zeit. Gemeinsam beugten sich die Cousinen über den Bildschirm und lasen.
    Liebe Kat,
    bitte entschuldigen Sie, dass ich so lange gebraucht habe, um zu antworten. Ich bin dieses Semester nicht an der Uni, weil ich für ein Buch recherchiere, und obwohl ich die Mails regelmäßig abrufe,
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