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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen
Autoren: Mia March
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in der Schule im Wahlfach Kochen mit einem anderen Mädchen heftig in die Haare bekommen, weil jene Klassenkameradin erklärt hatte, ihr French Toast sähe «so eklig aus wie du». Das wiederum hatte zur Folge, dass Alexa das Mädchen mit einer Handvoll Zucker bewarf. Danach flogen diverse Backzutaten durch die Luft, und beide Mädchen wurden für einen Tag vom Unterricht suspendiert und dazu verdonnert, für die ganze Klasse entweder French Toast, Eierkuchen oder eben Crêpes zu backen. Alexa musste außerdem sechs Sitzungen bei der Schulpsychologin absolvieren, um alternative Reaktionsmöglichkeiten zu lernen und ihre Wut in Schach zu halten. Nachdem Alexas French Toast (laut Alexa) «definitiv eklig» gewesen war, hatte sie Isabel gebeten, ihr beizubringen, wie man die köstlichen Crêpes buk, die Isabel gemacht hatte, als die Deans zuletzt in der Pension zu Gast gewesen waren.
    Kat war eine gute Lehrmeisterin gewesen, alle Gäste hatten an jenem Morgen um Crêpe-Nachschlag gebeten – einer gefüllt mit Schlagsahne und Erdbeermark, der andere mit Schokoladencreme. Isabel liebte es, ihren Gästen sowohl Ausgefallenes als auch Bodenständiges zum Frühstück zu servieren, und kannenweise Tee und Kaffee zu kochen. Wer hätte je gedacht, dass Isabel ihre Gastgeber-Rolle mit so viel Hingebung und Freude füllen würde.
    «Rate, was ich heute gemacht habe!», sagte Alexa, während sie Mehl, Eier und Milch in einer Rührschüssel vermischte. Sie standen am Tisch in der Mitte der Küche, im Radio lief Norah Jones, und draußen im Garten jagte Happy fröhlich den Stöckchen nach, die Charlie für ihn warf. Isabel liebte den Anblick von Alexa in ihrer Küche: ein hübsches Mädchen in Jeans und drei Lagen langärmeligen T-Shirts, darüber ein Gewirr aus Halsketten, und mit den gleichen glänzend braunen Haaren wie ihr Vater, die ihr über den Rücken fielen.
    «Eine Eins geschrieben?»
    «Eine Zwei plus für meinen Aufsatz über
Ein Baum wächst in Brooklyn
bekommen.» Alexa deutete auf die Rührschüssel. «Reicht das so?»
    Isabel warf einen Blick auf den Teig. «Perfekt. Und das mit deinem Aufsatz finde ich toll.» Gemeinsam bereiteten sie die restlichen Zutaten vor und stellten die Pfanne auf den Herd. «Ich habe dieses Buch geliebt.»
    Alexa gab ein wenig Teig auf die zerlassene Butter in der Pfanne. «Ich habe dir doch neulich erzählt, dass ich jetzt bei der Schulfürsorge mitmache. Das ist eine Gruppe von Schülern, die sich dazu verpflichtet haben, anderen beizustehen. Bei uns an der Schule gibt es ein Mädchen, Micheline – wenn das kein cooler Name ist! –, die hat gerade erfahren, dass ihre Eltern über eine Trennung nachdenken und für eine Weile auseinanderziehen wollen. Und nach meiner ‹Wut-Sitzung› fragte die Schulpsychologin, ob ich Michelines Mentorin werden will. Ist das nicht cool? Wir haben uns heute in der Mittagspause getroffen und uns draußen auf eine Bank gesetzt. Wir haben fast eine Stunde geredet. Ich glaube, danach ging es ihr ein bisschen besser.»
    Isabel zeigte Alexa, wie man den Crêpe wendete, ohne ihn einzureißen, und zog sie kurz an sich. «Das ist toll! Ich bin mir sicher, dass du diesem Mädchen damit den Tag gerettet hast – und ihr sicher noch mehr mitgeben konntest.»
    Alexa strahlte. Binnen kürzester Zeit hatten sie einen ganzen Stapel Crêpes gebacken, die nur darauf warteten, gefüllt und bestäubt zu werden. Alexa zeigte auf Isabels Schürze. «Ich habe dich ganz dreckig gemacht. Du hast sogar Teig in den Haaren.»
    «Darum geht es beim Backen ja auch. Sich dreckig zu machen!»
    Alexa lächelte. Ein wunderschöner Anblick. Es mochte vielleicht noch etwas dauern, aber Isabel war sich ganz sicher, dass sie ihre Situation am Ende meistern würde.
    «Du hattest recht. Es fühlt sich gut an, Menschen zu helfen, die gerade etwas durchmachen, das man selber auch schon erlebt hat oder vielleicht auch immer noch durchmacht. Außerdem ist es echt ein tolles Gefühl, ausnahmsweise mal die Schlaue zu sein. Weißt du, was ich meine?»
    «Ich weiß genau, was du meinst.»
    Ganz gleich, was später zwischen ihr und Edward geschehen war, er hatte ihr geholfen, als sie dringend Hilfe brauchte, zu einer Zeit, als sie sich von ihrer Familie abgewandt hatte. Dafür würde sie ihm immer dankbar sein. Sie war froh, dass es diese positiven Erinnerungen gab, die sie den negativen entgegensetzen konnte, wenn sie an ihn dachte.
    Während der nächsten Stunde redeten Isabel und Alexa über alles
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