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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes
Autoren: Kate Pepper
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es längst nicht so heiß wie in Brooklyn, das wir vor einer Stunde verlassen haben. Das Leben in dieser friedlichen, grünen Oase mag durchaus bequem und behaglich sein, aber ich muss zugeben, dass ich mich in einer weniger mondänen Umgebung wohler fühle. Ab und an kommen wir an einem Tor inmitten von hohen Hecken vorbei, hinter denen sich große Anwesen befinden. Wir erreichen die Villa der Millerhausens, und Mac fährt zwischen zwei mächtigen Steinsäulen hindurch die lange Auffahrt hinauf.
    «Wann sind wir mit ihr verabredet?» Auf meiner Armbanduhr ist es kurz vor drei.
    «Sie weiß gar nicht, dass wir kommen.»
    «Mac!»
    «Karin, seit wann legst du denn gesteigerten Wert auf gute Manieren?»
    «Was soll das denn heißen?»
    Mac lacht vergnügt. Er weiß nur zu gut, dass ich Regeln nicht gern befolge. Stünden wir jetzt nicht vor diesem beeindruckenden Haus mit der riesigen Eingangstür, wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, dass es sich hier nicht gehört, unangekündigt bei jemandem aufzutauchen. Großer Reichtum wirkt einschüchternd, denke ich und verdränge diese Erkenntnis sofort wieder.
    Mein Blick fällt auf die perfekt geschnittenen Buchsbaumkugeln. «Diese Dinger sehen wie Himmelskörper aus», merke ich an.
    «Ist mir bislang gar nicht aufgefallen.»
    «Hättest du sie überhaupt bemerkt, wenn ich dich nicht mit der Nase darauf gestoßen hätte?»
    «Wahrscheinlich nicht.»
    «Siehst du? Du bist eben doch nicht so aufmerksam, wie du immer meinst.»
    Er klingelt. Wir warten.
    «Vielleicht ist sie nicht da», gebe ich zu bedenken.
    «Würden die Medien mich so belagern wie sie, würde ich mich auch einen Monat lang in meinem Haus verbarrikadieren.» Er läutet abermals. Jetzt hören wir, wie sich jemand der Tür nähert.
    «Du hast eine gute Intuition», konstatiere ich, «sehr ungewöhnlich für einen Mann, aber mir gefällt’s.»
    Als die Tür aufgeht, kommt uns ein Schwall kühler Luft entgegen. Cathy Millerhausen trägt ein limonengrünes, ärmelloses Sommerkleid und goldene Ohrringe. Mein Blick fällt auf den diamantenen Ehering. Dass sie ihn nicht abgelegt hat, kann ich nicht nachvollziehen. Die Haut auf ihren sonnenverbrannten Armen pellt sich. Und ich rieche das wunderbare Parfüm, das sie schon bei unserer letzten Begegnung getragen hat.
    «Mac und Karin.»
    «Sie können sich noch an meinen Namen erinnern?», sage ich überrascht, denn wir haben uns nur einmal kurz gesehen.
    «Das ist doch das Mindeste nach allem, was Sie meinetwegen durchgemacht haben, oder?»
    «Hoffentlich stört es Sie nicht, dass wir hier ohne Voranmeldung auftauchen», sagt Mac.
    «Keineswegs. Ich kann etwas Gesellschaft von Erwachsenen gut gebrauchen. Bitte, treten Sie ein.»
    Wir folgen ihr in das weitläufige Foyer. Auf einem Tisch steht eine lächerlich große Vase mit weißen Orchideen, neben der beeindruckenden Treppe liegen ein Fußball und zwei Paar Stollenschuhe, an denen Erde klebt.
    «Puh, draußen ist es ganz schön heiß. Möchten Sie ein Glas Limonade?»
    «Klingt verlockend», antwortet Mac.
    Auf dem Weg zur Küche kommen wir durch drei Räume. Jetzt verstehe ich, warum es so lange gedauert hat, bis sie die Tür öffnete. Überall herrscht eine gewisse Unordnung, die Familien nun mal eigen ist: Bücherstapel auf dem Wohnzimmertisch, getragene Socken neben einem Polstersessel, eine Schokoriegelverpackung auf einem Sofakissen. Das Durcheinander passt nicht zu dem Bild, das ich mir von ihr gemacht habe. Ich hatte erwartet, dass es in einem solchen Haus Personal gibt, das ständig aufräumt und dafür sorgt, dass alles immer picobello aussieht. Cathy bemerkt meinen prüfenden Blick.
    «Ich musste die Angestellten entlassen», erklärt sie. «Unsere Haushälterin hat unsere Geschichte an eine Zeitung verkauft, und da habe ich sie gefeuert. Alle anderen auch. Noch am selben Tag. Sie haben eine großzügige Abfindung erhalten, und seither leben meine Jungs und ich hier allein. Wenn ich ehrlich bin, gefällt es mir so ganz gut.»
    In der Küche sitzen die Zwillinge an einer Mittelinsel aus Granit und Mahagoni, löffeln Eiscreme und spielen Karten.
    «Bobby, Ritchie, das sind unsere Freunde Mac und Karin.»
    Dass sie uns als Freunde bezeichnet, freut mich. Auf der anderen Seite hätte sie uns wohl nicht hereingebeten, wenn sie uns nicht über den Weg trauen würde. Da ich ihren Söhnen bislang noch nie begegnet bin, weiß ich im ersten Moment nicht so richtig, wer Bobby und wer Ritchie ist. Beide
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