Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
Menge.
    «Danke, dass du gekommen bist», meint Mac.
    «Ich dachte, es würde euch guttun, ein freundliches Gesicht zu sehen.»
    «Freundlich?» Dathi streckt die Hand aus und zieht an dem Gummiband, an dem Billys Augenklappe befestigt ist.
    «Lass das, Kleine», warnt Billy und schließt sie in die Arme.
    Nacheinander umarmt und küsst Billy jeden von ihnen, und Fremont drückt er ganz besonders fest. Seinen frischgebackenen Sohn in den Armen seines besten Freundes zu sehen, tut Mac gut. Mit vereinter Kraft und dank der unterschiedlichen Hautfarben kann es ihnen vielleicht gelingen, diesen Jungen großzuziehen. Könnte er nicht zwei Väter, einen weißen und einen schwarzen, haben? Würde das in diesem speziellen Fall nicht sogar besser funktionieren als nur ein alter Herr? Damals, als Dathi zu ihnen kam, ahnte Mac, dass sie von nun an alles andere als eine konventionelle Familie sein würden, und fand sogar Gefallen daran, mit traditionellen Vorstellungen zu brechen. Rückblickend betrachtet, war jene Zeit vielleicht eine Vorbereitung auf das Jetzt und Hier.
    Billy nimmt Dathis und Fremonts Rucksack, wirft sie über die Schulter und schnappt sich Karins riesigen Koffer. Praktisch wie eh und je, nimmt sie Mac, der Ben trägt, das Gepäck ab.
    «Alle Mann mir nach.» Als wögen die schweren Koffer und Taschen nichts, schreitet Billy aufrecht und schnell voran und weicht geschickt jedem aus, der seinen Weg kreuzt. Als er merkt, dass die Truppe nicht Schritt halten kann, bleibt er stehen und dreht sich um: «He, legt mal einen Zahn zu, sonst kommen wir hier nie weg.»
    Er führt sie nach draußen in die dunkle Sommernacht, in die heißen Abgasschwaden der Flugzeuge, durch die Menge erschöpfter Reisende. Im Parkhaus bleibt er vor einem frisch gewaschenen weißen Minivan stehen.
    «Hast du den extra gemietet?», fragt Mac, denn Billys Wagen ist alles andere als eine Familienkutsche.
    «Dieser Siebensitzer hier gehört Dash. Sie leiht ihn uns bis morgen.»
    «Nett von ihr.»
    «Ja, sie hat ein weiches Herz.»
    Sein Kommentar bringt Karin zum Lachen. «Klar», spottet sie.
    Mac und Billy sehen sie an. Im Gegensatz zu Mac, der vergangene Woche bei La-a gewohnt hat, kennt Karin ihre mütterliche Ader nicht. Irgendwann – wenn sie wieder ganz normale Unterhaltungen führen können und diesen Sommer Revue passieren lassen – wird er ihr von Dashs anderer Seite erzählen.
     
    Bevor es mir auf unserer Vordertreppe gelingt, meinen Hausschlüssel aus der Tasche zu kramen, geht die Tür auf.
    «Mom!» Ich schließe sie in die Arme und atme ihren vertrauten Geruch ein.
    «Ich hoffe, du hast nichts dagegen», sagt sie und drückt mich, «aber ich dachte, du freust dich vielleicht, wenn euch jemand willkommen heißt.»
    «Richtig geraten.»
    Mac bringt Ben sofort ins Bett. Billy parkt in zweiter Reihe und schleppt das Gepäck ins Haus. Hinter mir warten Dathi und Fremont geduldig auf den Stufen, bis meine Mutter und ich voneinander ablassen. Vorsichtig löst sich meine Mutter aus meiner Umarmung und herzt Dathi.
    «Hallo, Pam», murmelt Dathi.
    «Wann nennst du mich denn endlich Oma?»
    «Bald.»
    Wie oft haben die beiden schon diese Unterhaltung geführt? Mom weiß genauso gut wie ich, dass Dathi sie Oma nennen wird, wenn sie so weit ist.
    Als ich das Haus betrete, fällt mir auf, dass Fremont noch auf der Treppe steht, was ich als positives Zeichen werte. Dass Mutter ihn deutlich länger als mich und Dathi drückt, überrascht mich gar nicht. Sie weiß Bescheid und hat sich innerlich bestimmt schon auf einen weiteren Enkel eingestellt. Dass sie der neue Spross mit dem Afro um einen Kopf überragt, gelegentlich wie ein betrunkener Seemann schimpft, miese Zensuren hat und angesichts seines Verlusts vermutlich noch schlechtere Noten nach Hause bringen wird, stört sie nicht. Mutter drückt den Jungen an ihre Brust und streicht ihm behutsam über den Kopf.
    Mom hat in der Küche Ordnung geschaffen. Von dem blutigen Gemetzel der hungrigen Katzen ist nichts mehr zu sehen. Auf dem Tisch steht ein Teller mit warmen, duftenden Haferkeksen – für mich ein deutliches Zeichen, dass das Leben weitergeht.

Kapitel 26
    Mittwoch, 23. Juli
    D ie menschenleere Zaccheus Mead Lane mit den alten Bäumen, deren große Kronen Schatten spenden, wirkt sehr beschaulich. Zu meiner Freude fällt unser grüner Mini Cooper mit dem schwarz-weiß karierten Dach in dieser Gegend aus dem Rahmen. Ich kurbele das Fenster herunter und atme tief ein. Hier ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher