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Der Sokrates-Club

Der Sokrates-Club

Titel: Der Sokrates-Club
Autoren: Nathalie Weidenfeld , Julian Nida-Ruemelin
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Rückzug ins Private, die ein glückliches Leben ausmachen.
    Epikur empfiehlt, sich von der Vielbeschäftigtkeit (Polypragmosyne) zurückziehen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und keine Angst vor den Göttern zu haben. Bei Epikur verbindet sich diese Glücksphilosophie mit einer materialistischen Erkenntnistheorie und Physik. Über die biologische Existenz hinaus gibt es kein menschliches Leben. Epikur meinte, dass diese Vorstellung die Seele beruhigen müsste, weil die Angst vor dem Tod damit unbegründet sei.
    … Glück bedeute vor allem, eine schöne, eine harmonische und gerechte Seele zu haben.
    Glück bei Platon
    Bei Platon ergibt sich das gelungene, gute, glückliche Leben aus philosophischer Einsicht. Im Gorgias-Dialog kommt er zu dem Ergebnis, dass nur der Gerechte glücklich ist und dass es für ein glückliches Leben besser sei, Unrecht zu leiden, als Unrecht zu tun. Platon könnte man als einen Intellektualisten bezeichnen, da er der Auffassung ist, dass derjenige, der das Richtige erkannt hat, auch das Richtige tut. Das gute Leben beruht daher auf Einsicht.
    »Ich kann total gut Tennis spielen, und wenn ich dann im Verein spiele, bin ich schon glücklich!«
    Glück bei Aristoteles
    Aristoteles, der andere große Philosoph der griechischen Klassik, vertraute dagegen weniger auf die rationale Einsicht und das bessere Argument als vielmehr auf die Erziehung und die Gewöhnung. Um ein gutes Leben zu führen, bedarf es einer erfahrungsgesättigten Klugheit, der phronesis, nicht der philosophischen Erkenntnis. Das gute Leben äußert sich darin, die Mitte zu wahren, Extreme zu meiden. Maß und Mitte werden zum ethischen Prinzip. Vor allem aber geht es um die volle Entwicklung menschlicher Fähigkeiten, die aretai, das nur unzureichend mit » Tugend« übersetzt wird. So ist es zum Beispiel im aristotelischen Sprachgebrauch die » Tugend« des Messers zu schneiden und die » Tugend« des Pferdes, schnell zu laufen. Eine bessere Übersetzung ist daher » spezifische Fähigkeit«.
    Zu den spezifischen Fähigkeiten des Menschen gehört die praktische Vernunft. Diese praktische Vernunft äußert sich in der Praxis des Lebensklugen. Dieser handelt überlegt, wohlberaten . Er lebt so, dass die allgemein menschlichen und je spezifischen Fähigkeiten zur vollen Entfaltung kommen. Heutige Anhänger von Aristoteles werden daher in der zeitgenössischen Philosophie als » Perfektionisten« bezeichnet. Für sie zeigt sich das gute Leben an der vollen Entfaltung menschlicher Potenziale.
    In der Nikomachischen Ethik präsentiert Aristoteles sogar eine Definition von Glück– eudaimonia: Es sei die Tätigkeit der Seele gemäß der Tugend. Glück ist für Aristoteles gerade nicht ein (mentaler) Zustand der Seele, eine Gefühlslage, wie die Hedonisten meinen, sondern eine Form bewusster, von den eigenen Absichten gesteuerter Aktivität.
    »Aber manche Sachen mögen alle.«
    Glück im Utilitarismus
    Auch der moderne Utilitarismus nimmt zur Zeit der schottischen Aufklärung dort seinen Ausgangspunkt. Jeremy Bentham meinte, dass die menschliche Praxis zwei Gebieter habe: das Streben nach Lust und das Vermeiden von Unlust. Wäre es da nicht rational, die politische Praxis, insbesondere die Gesetzgebung, daran auszurichten, die Summe der Lust-Leid-Bilanz der Individuen zu optimieren? Dieser Reduktionismus, die Zurückführung also auf eine einzige übersichtliche Größe, zum Bespiel die Lust-Leid-Bilanz, wird vom modernen Präferenzutilitarismus auf die Spitze getrieben: Nun ist es das Maß der Präferenzenerfüllung, das die Praxis bestimmen soll. Inhaltlich kann offen bleiben, um welche Präferenzen es sich handelt und wie diese motiviert sind. Man könnte das auch so interpretieren: Die moderne praktische Philosophie traut sich nicht zu, die Frage nach dem Glück zu beantworten. Positiv gewendet kann man auch sagen: Sie überlässt es dem jeweiligen Individuum, für sich selbst zu bestimmen, was es aus welchen Gründen präferiert.
    … immer Gleichmut zu bewahren, sich nie zu sehr zu freuen oder zu sehr zu ärgern, sondern immer gleich zufrieden zu sein.
    Das Glück des Stoikers
    Der Gegensatz stoizistischen Denkens und epikureischen Denkens wurde schon in der Antike karikiert. Auf der einen Seite die strengen Pflichtmenschen und auf der anderen Seite die Hedonisten, die sich ins Private zurückziehen und es sich gut gehen lassen. Aber schon der Blick auf die zentralen Ziele eines epikureischen und stoizistischen
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