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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken
Autoren: Gary Jennings
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Azteca sollte nicht auf der nackten Erde oder auf einem Strohlager schlafen müssen wie ein gewöhnlicher Krieger.«
    »Ich danke dir, mein Freund«, sagte ich und lachte. »Allerdings fürchte ich, du weckst damit in mir auch die Neigungen der spanischen Edelmänner zu Genußsucht und Trägheit.«
    Im Lager erwartete mich noch eine andere gute Nachricht. Einer meiner Boten war in der Tat sehr weit gelaufen und berichtete bei seiner Rückkehr, daß mein Krieg inzwischen nicht nur von unseren Truppen, sondern auch von anderen geführt wurde.
    »Tenamáxtzin, die Nachricht von Eurer Rebellion hat sich von Volk zu Volk, von Stamm zu Stamm verbreitet. Viele brennen darauf, Eure Taten für die EINE WELT nachzuahmen. Von hier bis zur Küste des Ostmeeres verüben Trupps von Kriegern Überfälle auf spanische Siedlungen, Landgüter und Bauernhöfe. Das Hundevolk der Chichiméca, das Wildhundevolk der Téochichiméca, selbst das Räudige Hundevolk der Zácachichiméca, sie alle unternehmen Raubzüge gegen die Weißen, bei denen sie blitzschnell zuschlagen und sich ebenso schnell wieder zurückziehen. Selbst die Huaxtéca an der Küste, die lange für ihre Gleichgültigkeit bekannt waren, haben die Hafenstadt angegriffen, die von den Spaniern Santa Cruz genannt wird. Natürlich konnten die Huaxtéca mit ihren primitiven Waffen dort keinen großen Schaden anrichten, aber sie haben die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt.«
    Ich war sehr erfreut über die Nachrichten. Diese Völker waren mit Sicherheit schlecht bewaffnet, und mit Sicherheit waren ihre Aufstände und Angriffe schlecht organisiert. Aber sie halfen mir dabei, die Weißen in einem Zustand der Beunruhigung und Angst zu halten, so daß sie nachts vermutlich nicht mehr schlafen konnten. Überall in Neuspanien würde man inzwischen von diesen vereinzelten Raubzügen und meinen zerstörerischen Überfällen wissen. Ich hoffte und glaubte, daß das ganze Land zunehmend in Unruhe geriet und sich alle Weißen zunehmend größere Sorgen um den Fortbestand von Neuspanien machten.
    Die Huaxtéca und andere konnten ihre Blitzüberfälle so planen, daß sie beinahe ungestraft davonkamen. Doch ich war inzwischen praktisch der Befehlshaber einer wandernden Stadt von Kriegern, Sklaven, ganzen Familien, vielen Pferden und einer Rinderherde. Es war gelinde gesagt beschwerlich, sie von einem Kampfplatz zum anderen zu verlegen. Ich kam zu dem Schluß, daß wir einen Platz brauchten, um uns auf Dauer niederzulassen. Er mußte gut zu verteidigen sein, und ich mußte von dort entweder kleine Trupps oder eine große Streitmacht in alle Richtungen führen oder aussenden können. Außerdem sollte der Stützpunkt ein sicherer Zufluchtsort sein, an den die Krieger jederzeit zurückkehren konnten.
    Ich rief also mehrere meiner Ritter zusammen, die, wie ich wußte, in diesem Teil der EINEN WELT viel gereist waren, und fragte sie um Rat.
    Ein Ritter namens Pixqui sagte: »Ich kenne genau den richtigen Platz, Herr. Unsere Absicht ist letztlich ein Angriff auf die Stadt Mexico, die südöstlich von hier liegt. Der Platz, an den ich denke, befindet sich ungefähr auf halbem Weg dorthin. Es sind die Berge, die man Miztóapan, ›Wo die Berglöwen lauern‹, nennt. Die wenigen Weißen, die sie jemals gesehen haben, nennen sie die Mixton-Berge. Sie sind schroff, zerklüftet und von engen Schluchten durchzogen. Dort finden wir ein Tal, das groß genug ist, um unser ganzes riesiges Heer aufzunehmen. Selbst wenn die Spanier erfahren, daß wir dort sind – und das werden sie zweifellos –, würde es ihnen schwerfallen, an uns heranzukommen, es sei denn, sie lernen fliegen. Beobachtungsposten auf den Gipfeln, die das Tal umgeben, könnten jede aufmarschierende feindliche Streitmacht schon von weitem erkennen. Da angreifende Truppen beinahe im Gänsemarsch durch die engen Schluchten ziehen müßten, würde eine Handvoll Männer mit Arkebusen genügen, um sie aufzuhalten, während unsere Krieger von oben einen Hagel von Pfeilen, Speeren und Steinen auf sie niedergehen lassen.«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich. »Es klingt, als sei der Platz uneinnehmbar. Ich danke dir, Ritter Pixqui. Geh durch das Lager und gib Befehl, daß sich alle auf den Abmarsch vorbereiten. Wir brechen im Morgengrauen in Richtung der Miztóatlan-Berge auf. Einer von euch sucht das Sklavenmädchen Verónica, meine Schreiberin, und schickt sie zu mir.«
    Der lyac Pozonáli brachte dich an jenem schicksalhaften Tag zu mir. Ich hatte
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