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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition)
Autoren: Ulrich Hefner
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gefährlich
dreinblickenden Mischlingshund einen Blick zu und zwinkerte mit dem Auge. »Da
bin ich ja froh, dass Sie mich ein klein wenig besser leiden können.«
    »Kann ich gar nicht, aber ihr seid wie die Kartoffelkäfer,
kommt immer wieder, solange es noch was zu beißen gibt. Da sag ich lieber
gleich, was ich weiß, dann seid ihr zufrieden und ich hab meine Ruhe.«
    »Eine Frage hätte ich noch«, sagte Justin. »Gab es damals, als
die Mädchen verschwanden, viele Touristen in der Gegend?«
    »Da war schon Spätsommer, ein paar Touristen waren wohl noch
da, aber die sind meistens am See, der ist in der anderen Richtung.«
    »Ich hörte, dass es damals eine Festnahme gab, ein Junge aus
dem Dorf. Aber er wurde nach kurzer Zeit wieder freigelassen.«
    Tjaden nickte eifrig. »Ja, der Sven. Aber der war es nicht, der
hat nur was gefunden, das einem der Mädchen gehörte. Der ist ein bisschen
bekloppt, aber der tut niemandem was. Ich hab gleich gesagt, so ein Blödsinn,
zu glauben, der hätte was damit zu tun. Der ist lammfromm. Trieb sich damals
oft im Wald herum und hat dort gespielt, aber ein Mörder ist das nicht, das ist
klar.«
    »Lebt Sven noch hier im Ort?«
    Tjaden schüttelte den Kopf. »Ist jetzt im Heim. Sein Vater ist
Apotheker in Mardorf, der wohnt noch hier.«
    Justin Belfort bedankte sich. Seine Recherchen hatten ergeben,
dass Sven Thiele seit dem Vorfall in der geschlossenen Pflegeanstalt der
Psychiatrischen Klinik Langenhagen lebte und Rudolf Thiele nach wie vor in
Tennweide wohnte. Justin schickte sich an, zu seinem Wagen zu gehen, wandte
sich aber noch einmal um. »Können Sie mir genau sagen, wo Sie die Fahrräder
damals gefunden haben?«
    Bauer Tjaden zeigte in Richtung des Waldes.
    »Moment, ich habe eine Karte im Wagen.« Justin eilte zu seinem
Audi. Der alte Mann folgte ihm. Als Justin die Radwanderkarte auf der
Motorhaube auseinandergefaltet hatte, beugte sich Tjaden darüber. Nach kurzer
Suche fand er Tennweide und den Wiesenweg, den er mit seinem Finger
entlangfuhr, bis kurz vor dem Bannsee ein kleiner Weg nach rechts abzweigte.
»Hier, etwa einhundert Meter nach der Abzweigung. Der Wald gehört mir. Da steht
ein Gebüsch. Hagebutten sind das. Darin lagen die Räder, aber man konnte sie
gut sehen.«
    »Also wurden sie nicht versteckt«, murmelte Justin.
    »Weiß ich nicht.«
    »Sie sagen, man konnte sie sehen, also sind sie nicht versteckt
worden, oder derjenige, der sie dort hingebracht hat, wurde gestört.«
    »Gestört, wie meinen Sie das?«
    »Spaziergänger, Waldarbeiter oder …«
    Der alte Mann kratzte sich am Kopf. »Jetzt, wo Sie das sagen«,
brummte er.
    »Was?«
    »Damals war ich jeden Tag da draußen, da hatte ich eine
Aufforstung, die zu reinigen war. Die ganze Woche bin ich rausgefahren. In der
Frühe raus und dann, wenn es dunkel wurde, wieder zurück.«
    »Die Mädchen verschwanden am Mittwoch, das war der 29.
September 1999.«
    »Kann gut gewesen sein, genau weiß ich das nicht mehr. Aber
Ende September wird es wohl so um die neun Uhr dunkel.«
    Justin machte Notizen in seinem Notizbuch. »Sehen Sie, jetzt
haben wir doch noch etwas herausgefunden, was für den Fall vielleicht wichtig
ist.«
    Tjaden wirkte ein wenig erschrocken. »Da bin ich vielleicht
vorbeigefahren und hinter dem Gebüsch war der Mörder, was? Mein Gott, was da
hätte alles passieren können.«
    »Vielleicht«, bestätigte Justin Belfort, raffte seine Karte
zusammen und verabschiedete sich.
    Vom Grubhof fuhr er die gesperrte Straße zum Bannsee entlang
bis zu der Feldwegabzweigung, die ihm Bauer Tjaden auf der Karte gezeigt hatte.
Der Weg war derart zugewuchert, dass er seinen Wagen stehen lassen musste. Zu
Fuß ging er weiter, bis er an das beschriebene Hagebuttengebüsch kam, das sich
am Weg entlangrankte. Er suchte es ab, doch mehr als eine weggeworfene
Bierflasche, eine alte Plastiktüte und einen leeren Tetrapack fand er nicht. Sicherlich
hatte damals die Polizei das Gebüsch und den angrenzenden Wald ohnehin
akribisch untersucht. Er machte ein paar Fotos und setzte seinen Weg fort, der
ihn zum nahegelegenen Campingplatz führte.
    Eine Frau mittleren Alters empfing ihn im Büro, doch als er
nach den verschwundenen Mädchen fragte, brach sie das Gespräch unwirsch ab.
»Nicht schon wieder …! - Ich habe den Platz vor zwei Jahren übernommen. Der
Vorgänger ist verstorben, da werden Sie kein Glück haben.«
    Als Justin nach Tennweide zurückkehrte und seinen Audi vor dem Klosterkrug parkte, fielen ihm
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