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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition)
Autoren: Ulrich Hefner
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Tür. Trevisan folgte ihr mit dem Wäschekorb.
    Der Raum erinnerte ihn an das Konferenzzimmer in Wilhelmshaven.
Zwei große Pinnwände standen an der Stirnseite, daneben eine Tafel. In der
Mitte befand sich ein langer Tisch mit heller Arbeitsfläche, umringt von
Stühlen. Zehn zählte Trevisan. Mitten auf dem Tisch standen mehrere Telefone
und an der Wand gegenüber der Fensterreihe hingen Karten von Deutschland,
Niedersachsen und aus der Region. Es gab zwei voll ausgestattete Computertische
und einen Regalschrank. Standardausstattung für Räume, in denen
Sonderkommissionen arbeiteten.
    »Genau das, was wir für unsere Ermittlungen brauchen«, sagte
Trevisan und platzierte den Wäschekorb auf dem Tisch. Dann nahm er Aktenordner
nach Aktenordner heraus und stellte sie in den Regalschrank.
    »Um was dreht es sich eigentlich in dem Fall?«, fragte Lisa,
nachdem sie Trevisan eine Weile beobachtet hatte.
    Er öffnete das Fenster, dann wies er auf einen Stuhl. Zögernd
nahm Lisa Platz. Trevisan setzte sich neben sie und erzählte ihr, was er von
Oberrat Engel über die verschwundenen Radfahrerinnen erfahren hatte.
    Am Ende schluckte Lisa und
schaute Trevisan mit großen Augen skeptisch an. »Und wir sollen die
Ermittlungen führen?«
    »Ja, genau, das werden wir in den nächsten Tagen und Wochen
tun«, antwortete Trevisan bestimmt. »Und wenn wir eine Chance haben, dann
werden wir den Fall auch lösen.«
    »So etwas haben wir in dieser Abteilung noch nie gemacht. Das
…«
    »Wie lange bist du schon bei der Polizei?«
    Lisa lächelte verlegen. »Ich bin seit acht Jahren hier. Direkt
nach der Ausbildung. Sechs Jahre Kriminaltechnische Auswertung, dann zwei Jahre
beim Lagezentrum. Seit letztem Jahr hier im Dezernat.«
    »Du hast doch bestimmt schon einmal an einem Fall mitgearbeitet?«,
fragte Trevisan.
    »Ich war bei der daktyloskopischen Auswertung und später dann
bei der DNA. Im Lagezentrum haben wir Mails und Berichte durch das ganze Land
gesteuert.«
    Trevisan legte den Kopf schräg und blickte ihr gedankenvoll ins
Gesicht. »Also gut, wenn das so ist. Dann ist das eben unser erster Fall.«
    »Und wo fangen wir an?«
    Er deutete auf die Aktenordner. »Wir werden uns jetzt erst
einmal in die Ermittlungsergebnisse der damaligen Sonderkommission einarbeiten.
Wir sondieren das Material, legen eine Spurendatei an, sichten die Fotos und
die Berichte und übertragen alles in den PC, damit wir einen schnellen Zugriff
haben. Dann erstellen wir ein Tatortprofil, markieren und überprüfen die Route
der beiden Mädchen und verfassen ein Schlagwortverzeichnis, für gezielte
Recherchen. Wenn wir das alles eingerichtet haben, machen wir uns an die
eigentliche Arbeit.«
    »Das klingt aufregend … Ich habe so etwas noch nie gemacht«,
stotterte Lisa.
    »Aber ich, außerdem gibt es dazu Vorlagen.« Er schaute auf die
Uhr. »Hast du heute noch etwas vor?«
    Lisa zuckte mit der Schulter.
    Trevisan erhob sich. »Das ist gut, ich ebenfalls nicht. Und
richte dich in den nächsten Tagen darauf ein, dass wir ein paar Überstunden
machen werden. Denn ohne wird es wohl nicht gehen, schätze ich.«
    *
    Der Grubhof von Bauer Tjaden lag am nördlichen Ende des
Dorfes am Wiesenweg, der durch den angrenzenden Wald vorbei an den Mooren zum
Bannsee führte. Dort hatte der Bauer damals die Fahrräder der verschollenen
Mädchen aufgefunden. Justin Belfort lenkte seinen Wagen von der Straße in das
weitläufige Gehöft und hielt an. Ein schwarzer Mischlingshund an der Kette
vollführte lauthals bellend wilde Kapriolen vor seiner Hütte. Justin schaute
sich um. Niemand war zu sehen, doch aus einer offenen Scheunentür drang das
ohrenbetäubende Kreischen einer Kreissäge.
    Justin ging auf die Scheune zu, in der zwei Männer, ein junger
und ein älterer, damit beschäftigt waren, Meterstücke Holz zu zersägen. Als der
Jüngere, Justin schätzte ihn auf knapp zwanzig, ihn sah, gab er dem alten Mann
in blauer Arbeitskluft ein Zeichen, doch der ließ sich nicht beirren. Erneut
fegte das laute Jaulen der Säge über den Hof und erst, als das Holz zersägt
war, schaltete der Alte sie aus und wandte sich zu Justin um.
    »Ja?«
    »Sind Sie der Besitzer dieses Hofes, Herr Tjaden?«, fragte
Justin.
    »Ganz recht.« Er wandte sich seinem jungen Gehilfen zu. »Bring
die Stücke in das Lager, du kannst schon den Spalter richten.«
    Der junge Mann nickte kurz und verschwand durch eine Seitentür.
    »Was wollen Sie?«, fragte Tjaden mürrisch.
    »Mein Name ist Justin
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