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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition)
Autoren: Ulrich Hefner
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ein aufwändiges
Verfahren gewesen sein.«
    »In der Tat«, bestätigte Engel. »Es geht um das zunächst
spurlose Verschwinden zweier junger Frauen, beide achtzehn Jahre alt. Eine
tragische Sache. Sie befanden sich auf einer Radtour von Minden an die
Nordseeküste. Die Reise samt allen Kosten und einem ordentlichen Taschengeld
war ihnen von ihren Eltern aufgrund ihres bestandenen Abiturs geschenkt worden.
Ihre Spur verliert sich in der Nähe des Steinhuder Meeres.«
    »Ich glaube, ich habe von der Sache gehört«, antwortete
Trevisan. »Das ist zwei oder drei Jahre her.«
    »Es war am 29. September 1999, einem Mittwoch. Die Mädchen
starteten am frühen Morgen von Neustadt. Ihr Etappenziel war Nienburg, doch
dort kamen sie nie an. Ihre Fahrräder wurden einen Tag später nahe der kleinen
Gemeinde Tennweide bei Mardorf in einem Wald gefunden. Die Kripo der Inspektion
Garbsen hat damals eine Soko gebildet. Sie hatten einen jungen geistig Behinderten
in Verdacht, der sich nach Zeugenangaben am mutmaßlichen Tattag in den Wäldern
bei Mardorf herumgetrieben hatte. Bei einer Hausdurchsuchung fanden sie in
seinem Zimmer die Halskette eines der Mädchen und nahmen ihn fest. Doch eine
Woche später mussten sie ihn wieder auf freien Fuß setzen. Der Rucksack eines
Mädchens war knapp vierzig Kilometer entfernt an der A7 in Höhe des Walsroder
Dreiecks in Fahrtrichtung Norden aufgefunden worden. Es gab ein DNA-Muster an
dem Gepäckstück, das vermutlich vom Täter stammt, doch bislang waren alle
Abgleiche mit den DNA-Dateien ergebnislos. Der Täter ist weder vor noch nach
der Tat in Erscheinung getreten. Kurzum, die Soko wurde im Sommer 2000
aufgelöst und der Fall zu den Akten gelegt. Erst vor zwei Monaten fand eine
erneute Überprüfung durch unsere Abteilung statt, aber es gab keine neuen
Ansatzpunkte, wir haben die Revision erfolglos beendet. Turnusgemäß überprüfen
wir Altfälle alle sechs Monate.«
    »Und warum kommt dieser jetzt wieder auf den Tisch?«
    »Weil eins der Mädchen offenbar wieder aufgetaucht ist«,
erläuterte Engel. »Die damals achtzehnjährige Tanja Sommerlath.«
    Trevisan runzelte die Stirn. »Aufgetaucht? Was heißt das?«
    »Vor knapp zwei Wochen wurde eine junge abgemagerte und
verwahrloste Frau auf der B 200 in der Nähe von Flensburg von
Verkehrsteilnehmern schwer verletzt aufgefunden. Den ersten Ermittlungen nach
wurde sie wohl aus einem sehr schnell fahrenden Wagen geworfen. Es war reines
Glück, dass sie überlebte. Da niemand die Frau kannte und auch in den
Vermisstendateien keine ähnliche Person gespeichert ist, veranlassten die
Kollegen aus Flensburg eine DNA-Analyse. Vorgestern kam das Ergebnis. Das
genetische Muster stimmt mit unserer vermissten Tanja Sommerlath überein. Wir
müssen davon ausgehen, dass die jungen Frauen vom Steinhuder Meer damals nicht
getötet, sondern entführt wurden. Und wir müssen davon ausgehen, dass das
zweite Mädchen, Melanie Reubold ist ihr Name, möglicherweise noch lebt.«
    Trevisan kratzte sich am Kinn. »Ich verstehe, aber warum fragen
wir diese Tanja nicht einfach?«
    Engel fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Das ist
nicht so einfach, sie liegt im Koma.«
    »Gibt es sonst noch irgendwelche Erkenntnisse über die junge
Frau?«
    Der Kriminaloberrat nahm gezielt einen Aktenordner aus dem
Wäschekorb und schlug ihn auf. »Offenbar ist das Mädchen schwer drogenabhängig,
das geht aus dem medizinischen Gutachten hervor. Weiterhin wurden ältere Verletzungen
im Genitalbereich diagnostiziert. Sie scheint vergewaltigt worden zu sein.«
    Trevisan fuhr sich über das Kinn. »Haben die Kollegen aus
Flensburg eine Spur oder zumindest einen Ansatzpunkt?«
    »Es konnten Fasern an der Kleidung des Opfers festgestellt
werden, die derzeit analysiert werden. Man erhofft sich davon Rückschlüsse auf
das Fahrzeug, in dem das Mädchen saß, bevor es auf die Straße gestoßen wurde. Außerdem
mutmaßen die zuständigen Kollegen, dass das Mädchen sich im benachbarten
Dänemark aufgehalten hat. Es gibt da eine dänische Rockergruppe in Padborg, die
sich Black Lions nennt. Padborg ist nicht weit von der Grenze entfernt.
Die Gruppe wurde vor ein paar Tagen ausgehoben, weil sie in Drogenhandel und
Prostitution verstrickt ist. Sie hielten zwei Frauen aus Litauen gefangen, die
sie zur Prostitution zwangen. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang. Aber
das ist nur eine vage Spur.«
    »Gut, im Grunde genommen stehen wir also am Anfang. Ich denke,
ich werde mich
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