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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition)
Autoren: Ulrich Hefner
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beiden?«
    Trevisan schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich glaube nicht,
aber wir bleiben Freunde. Weißt du, wenn man in einer Partnerschaft lebt, auch
wenn es eine lockere Beziehung ist, dann muss man zusammenstehen. Ich hätte damals
eigentlich erwartet, dass Angela ihre Karriere ruhen lässt und zu uns zieht, um
uns über diesen … dieses Chaos hinwegzuhelfen, aber ihr war ihre Arbeit und
ihre Freiheit wichtiger. Mit solch einem Menschen möchte ich nicht meine
letzten Tage auf dieser Welt verbringen, auch wenn man ihr Verhalten vielleicht
rational verstehen kann, weil Angela nie der Typ war, der sich in einer festen
Bindung vereinnahmen lässt. Für mich sieht eine echte Partnerschaft anders
aus.«
    Peter prostete Trevisan zu. »Andere Mütter haben auch schöne
Töchter.«
    »Und ich habe die schönste Tochter der Welt«, entgegnete
Trevisan.
    *
    Justin Belfort hatte sein Gepäck aus dem roten Audi geholt,
das Fahrzeug verschlossen und in der kleinen Pension eingecheckt, in der ihn
eine alte Dame mit grauem, zu einem Zopf gebundenen Haar hinter dem Tresen
wortkarg empfangen hatte. Der Klosterkrug war Pension, Restaurant und
Dorfkneipe zugleich. Über die Redaktion hatte er das Zimmer angemietet und sich
angesichts des kalten Empfangs auf sein Zimmer zurückgezogen.
    Die beiden Fahrräder der Mädchen waren unweit des Bannsees,
einem Biotop im Wald, nördlich von Tennweide von einem Landwirt gefunden
worden. Der Polizist, bei dem er es gemeldet hatte, wohnte hier in Tennweide.
Er arbeitete in dem kleinen Polizeistützpunkt in Mardorf, der auch für
Tennweide und die Umgebung zuständig war. Außerhalb der Saison verrichteten die
Beamten des Polizeistützpunktes Mardorf auf der Polizeistation in Steinhude
ihren Dienst. Genau dort würde Justin Belfort mit seinen Recherchen beginnen,
doch heute wollte er noch das Tageslicht nutzen und dem Bannsee einen Besuch
abstatten.
    Er verstaute das Gepäck in seinem Zimmer, griff er nach seiner
Kamera, schloss die Tür ab und ging hinunter zur Rezeption.
    »Zwischen sechs und sieben Uhr gibt es Abendessen«, knurrte die
Frau hinter dem Empfangspult.
    »Können Sie mir sagen, wie ich hier am schnellsten an den
Bannsee komme?«, fragte Justin.
    Die Frau legte ihre Stirn in Falten. »Was wollen Sie denn
dort?«
    Justin hatte nicht vor, zu
früh zu offenbaren, welche Gründe ihn nach Tennweide geführt hatten. »Ich will
mich nur in der Gegend umsehen und ich hörte, dass es im Wald einen idyllischen
Flecken geben soll, der Bannsee genannt wird.«
    »Fahren Sie doch ans Steinhuder Meer«, antwortete die Wirtin.
»Alle tun das.«
    Justin Belfort grinste und bedankte sich. Er verließ den Klosterkrug und setzte sich in seinen Wagen. Das Navigationsgerät würde ihm schon den Weg
weisen.
    *
    Magda Töngen, die alte Wirtin und Inhaberin des Klosterkruges ,
schaute dem jungen Mann nach, bis er mit seinem roten Audi in die Mardorfer
Straße eingebogen war, und schüttelte den Kopf. Sie verließ die schummrige
kleine Rezeption und betrat den Gastraum im linken Teil des Gebäudes. Drei
Männer saßen in dem ansonsten leeren Raum an einem runden Tisch, tranken Bier
und spielten Skat.
    Sie trat an den Stammtisch und griff nach einem leeren
Bierglas. »Noch eins?«
    Der Mann mit den grauen Haaren, etwa Mitte fünfzig, schaute von
seinen Karten auf und nickte.
    Zögernd sagte die Wirtin: »Da ist wohl wieder so ein Spinner
hier, der sich für den See und die verschwundenen Mädchen interessiert.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte der Grauhaarige.
    »Sein Zimmer hat irgendeine Zeitungsredaktion gebucht. Und
jetzt hat er mich nach dem Weg zum Bannsee gefragt. Hört das denn nie auf …«
    »Wie heißt der Kerl?«
    »Er hat sich als Justin Belfort aus Hannover eingetragen«,
antwortete die Wirtin. »Diese Kerle tauchen hier auf, stellen dumme Fragen und
schnüffeln überall herum. Das macht uns allen das Geschäft kaputt.«
    »Ich werde mich darum kümmern. Schreib mir mal auf, welche
Adresse er angegeben hat«, antwortete der Gast, der Thomas Klein hieß und
Leiter des kleinen Polizeistützpunktes in Mardorf war, in dessen
Zuständigkeitsbereich Tennweide lag.

2
Donnerstag
    Trevisan hatte das mehrstöckige Dienstgebäude in der
Schützenstraße in Hannover gegen acht Uhr betreten. Mit dem Fahrstuhl fuhr er
in den dritten Stock, in dem das Dezernat 32 untergebracht war. Sein Büro, das
er mit Kollegin Kowalski teilen musste, war wie in den letzten Tagen verwaist.
Hanna Kowalski war noch
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