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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition)
Autoren: Ulrich Hefner
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Belfort, ich arbeite für das Direkt-Magazin und will mit Ihnen reden.«
    Der Mann in blauer Arbeitskluft zeigte überrascht auf die
eigene Brust. »Mit mir? Warum das?«
    »Es geht um die Geschichte der verschwundenen Radfahrerinnen«,
erklärte Justin. »Meinen Informationen nach haben Sie damals in der Nähe des
Bannsees die Räder entdeckt.«
    »Kann schon sein.«
    »Haben Sie schon gehört, dass eines der Mädchen wieder
aufgetaucht ist?« Justin holte einen Notizblock und einen Kugelschreiber aus
seiner Hemdtasche.
    Tjaden zuckte mit der Schulter. »Meinetwegen.«
    Justin stutzte. »Es muss Sie doch interessieren, schließlich
waren Sie damals auch irgendwie an dem Fall beteiligt.«
    Tjaden, Justin schätzte ihn auf etwa sechzig, machte einen
Schritt auf ihn zu. »Hören Sie, damals tauchten reihenweise Reporter hier auf
meinem Hof auf und brachten alles nur durcheinander. Jeder wollte wissen, was
ich gesehen habe und ob ich etwas Verdächtiges bemerkt hätte. Sogar mitten in
der Nacht klingelten sie an meiner Tür. Man kam gar nicht zur Ruhe. Und am Ende
nannten die Zeitungen unseren Ort das Dorf des Grauens. Ich habe keine Lust
mehr auf den Zinnober. Ich bin mit dem Trecker einfach nur einen Weg
entlanggefahren, da lagen zwei Räder im Gebüsch. Ich habe den Polizisten in
Mardorf Bescheid gegeben und mehr war da nicht. Ich wusste nicht einmal, dass
da ein paar Mädchen verschwunden waren, ich dachte, da hat jemand seinen Müll
in meinen Wald geworfen, und das kann man sich doch nicht bieten lassen.«
    »Und Sie haben niemanden dort draußen bemerkt?«
    »Ich bin noch nicht mal vom Trecker abgestiegen. Ich habe der
Polizei den Weg beschrieben. Erst einen Tag später erfuhr ich davon, dass da
jemand verschwunden sein soll. Das habe ich damals zu Protokoll gegeben und
jetzt geht es wieder von vorne los. Sie sind schon der Vierte, der hier bei mir
auftaucht und wieder die gleichen Fragen stellt wie damals. Ich will meine Ruhe
haben, das ist doch nicht zu viel verlangt.«
    Justin nickte. »Das kann ich verstehen. Aber Sie müssen doch
zugeben, dass es ungewöhnlich ist, dass hier zwei Mädchen vor drei Jahren
verschwanden und nun eines davon bei Flensburg wieder auftaucht.«
    »Das geht mich nichts an, fragen Sie doch das Mädchen.«
    Justin überging Tjadens Antwort. »Damals fand eine große
Suchaktion statt. Haben Sie auch mitgeholfen?«
    Tjaden schüttelte den Kopf. »Keine Zeit, war im Sommer zur
Erntezeit.«
    Justin Belfort zeigte auf den jungen Mann, der wieder
aufgetaucht war und die gesägten Holzstücke zusammensammelte. »Und er, wohl ihr
Sohn, hat er bei der Suche geholfen?«
    »Ist mein Enkel. Der wohnt in Eckernförde. Hauke ist nur ab und
zu hier, wenn Semesterferien sind. Studiert in Kiel und will Meeresbiologe
werden.«
    Justin schaute sich um. »Das ist ein großer Hof, Sie haben doch
sicher jemanden, der hier Ihnen hilft?«
    »Meine Frau und ich.«
    »War Ihr Enkel damals auch hier auf dem Hof, als es passierte?«
    »Nein, damals ist mir der Robert zur Hand gegangen. Ist aber
gestorben. Letztes Frühjahr. Verdammter Krebs.«
    Justin Belfort notierte Tjadens Angaben in seinem Notizbuch.
»Robert?«, fragte er neugierig nach.
    »Ja, Krauthoff hieß er. Ist aus dem Dorf, war alleine und hat
früher mal als Schreiner gearbeitet. Hat gut mit angepackt und war ein ganz
feiner Kerl. Aber ist ja nun nicht mehr. War Mitte fünfzig, noch kein Alter zum
Sterben.«
    »Ja, Sie haben recht, ist noch kein Alter zum Sterben. Gibt es
sonst noch jemanden, der mir etwas über das Verschwinden der Mädchen sagen
kann?«
    »Unseren Dorfpolizisten können Sie fragen, der wohnt hier in
Tennweide. Da war ganz schön was los. Sogar der Hubschrauber ist stundenlang
über den Feldern und dem Wald gekreist.«
    Justin Belfort schmunzelte, als er an die unschöne Begegnung
vorhin dachte. »Mitte fünfzig, graue Haare und etwa einen Kopf größer als ich?«
    Tjaden kratzte sich am Kinn. »Muss er wohl sein, fährt oft hier
im Dorf Streife und er verscheucht das Ungeziefer.« Der Bauer grinste
provokant.
    »Es ist nicht alles Ungeziefer, was sich für das damalige
Geschehen interessiert«, widersprach Justin.
    »Aber die meisten interessieren sich gar nicht für die Geschichte
der Mädchen, die wollen doch nur Geld verdienen und die Auflagen steigern. Sie
drehen dir das Wort im Mund herum. Da war so einer, Anfang der Woche, wenn der
nicht gegangen wäre, hätte ich Hasso auf ihn gehetzt.«
    Justin warf dem
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