Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen
Autoren: Jurij Kusnezow
Vom Netzwerk:
Wachsamkeit den Sonnenorden verleihen würde. Es war die höchste Auszeichnung auf der Rameria.
    Guan-Lo empfing den Polizeichef wohlwollend. Als er von dem gefangenen Jungen hörte, versprach er in der Tat, Tin Arg auszuzeichnen. Doch nur für den Fall, daß der kleine Kundschafter gestand, wie und weshalb er auf die Rameria gekommen war.
    Tin Arg war hoch erfreut und entschlossen, den Jungen um jeden Preis zu einem Geständnis zu bewegen.

CHRIS FINDET FREUNDE
    Am nächsten Morgen ließ Tin Arg den Gefangenen in den Angstkäfig sperren, der sich in einem stockdunklen Raum befand.
    »Achtung! Wir fangen an!« befahl er. »Vier Buk!«
    Das war die Einheit, in der die Angst gemessen wurde.
    Vier Polizisten – an jeder Seite des Käfigs einer – richteten ihren starren, schweren Blick aus schwarzen Augen auf den Jungen.
    Chris stand in der Mitte des Käfigs und versuchte angestrengt, irgend etwas in dieser abgrundtiefen Finsternis zu erkennen. Plötzlich spürte er, wie schon kürzlich in der Wüste, daß er durch die Gitterstäbe angestarrt wurde. Obwohl Chris zu Hause keine Angst vor dem Dunkeln hatte, stieg jetzt Furcht in ihm auf. Ihm kam es so vor, als lauerte in jeder Ecke ein Ungeheuer oder ein Gespenst.
    »Zwölf Buk!« befahl Tin Arg.
    Nun standen je drei Polizisten an jeder Käfigseite.
    Die Angst des Jungen wuchs. Und als er in der linken unteren Ecke des Käfigs plötzlich ein leises Geräusch vernahm, rutschte ihm das Herz endgültig in die Hosen. Er wandte sich vorsichtig dem Geräusch zu, konnte aber nichts erkennen.
    »Wer ist das? Was macht er hier?« hörte Chris eine leise Stimme flüstern.

    »Das ist der Junge, den sie in der Wüste gefunden haben«, erwiderte genauso leise eine zweite Stimme.
    Zu seiner Verwunderung verstand Chris jedes Wort, und seine Angst war auf einmal wie weggeblasen.
    Vielleicht ist das alles bloß Einbildung? dachte er, fragte aber, gleichfalls kaum hörbar:
    »Wer seid ihr?«
    Wie auf Kommando verstummte das Flüstern.
    »Er spricht dieselbe Sprache wie wir«, hörte Chris gleich darauf erneut. »Woher kennt der Fremde unsere Sprache?«
    »Wer seid ihr?« wiederholte der Junge.
    »Wir sind die Puschel! Wir sind die Puschel!« wisperte es schließlich aus der Käfigecke.
    Chris mußte trotz der furchteinflößenden Umgebung lächeln. Was für ein lustiger Name, dachte er.
    »Und wer bist du? Wo kommst du her?« fragten nun die Puschel.
    »Ich heiße Christopher Tall, oder einfach Chris, und komme aus Kansas. Dieser Staat befindet sich auf einem Planeten, den man bei euch Belliora nennt.«
    »Vierundzwanzig Buk!« brüllte der Polizeichef. Er war wütend, weil sein berühmter Angstkäfig diesen merkwürdigen Gefangenen kein bißchen zu beeindrucken schien.
    Eine so hohe Angstdosis war noch bei niemandem angewendet worden.
    Auf Chris jedoch, der von dem Gespräch mit den Puscheln gefesselt war, wirkte die Hypnose der Polizisten nun überhaupt nicht mehr.
    Tin Arg begriff, daß sein Versuch fehlgeschlagen war. Er befahl, die sinnlose Folter abzubrechen und den Jungen in seine Zelle zurückzubringen.
    Es wurde ganz still um ihn her, die Sonne war schon lange untergegangen, und am dunklen, fast schwarzen Himmel blinkten die Sterne. Sie bildeten ein fremdartiges Muster, das den Sternbildern auf der Erde in keiner Weise glich.
    Das Gebäude, in dem Chris gefangengehalten wurde, erinnerte von außen an die Ruinen eines alten Schlosses. Alle hier schliefen, nur ein einziges Fenster war erleuchtet, das im Wachraum. Der Polizist dort, der Dienst hatte, kämpfte verzweifelt gegen den Schlaf an, er schreckte von Zeit zu Zeit hoch und starrte angespannt vor sich hin. Doch gleich darauf sackte sein Oberkörper erneut nach vorn, auf die Knie, und schon schnarchte er wieder.
    Niemand in diesem ganzen riesigen Gefängnis schien wach zu sein. Hätte der Polizist freilich, bevor er einschlief, besser aufgepaßt, wären ihm vielleicht ein paar Schatten aufgefallen, die lautlos hin und her huschten. Bei genauerem Hinsehen hätte er dann die kleinen Tierchen entdeckt, die sowohl an Eichhörnchen als auch an Katzen erinnerten. Ihr Körper glich einem puschligen Luftballon mit vier behenden Pfötchen, die keine Gelenke zu haben schienen und sich doch in jede Richtung hin biegen ließen. Diese leichten, erstaunlich wendigen Wesen konnten nicht nur auf allen Vieren laufen, sondern auch auf zwei Pfoten, seien es nun die hinteren oder die vorderen, die rechten oder linken Pfötchen. Außerdem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher