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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia
Autoren: Raymond E. Feist
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marschierte eine riesige Eingangsrampe hinunter, an deren Seiten in großen Behältern Fackeln leuchteten. Am Ende der Rampe trafen sie auf ein größeres Kontingent von Kriegern, die ihrer Herrin die zusätzliche Sicherheit gewährleisteten, die sie in den düster werdenden Straßen benötigen würde. Arakasi sagte nichts mehr, bis sie einige Ecken umrundet und die Tore des kaiserlichen Viertels hinter sich gelassen hatten.
    Als sie auf die große Straße einbogen, murmelte der Supai: »Lady Maras Clansleute haben deutlich gemacht, daß sie ein vernünftiges Maß an Unterstützung erwarten kann … vorausgesetzt, ihre Bündnisse bringen nicht andere Häuser in Gefahr. Wenn sie Ärger mit ihren Feinden bekommt, muß sie die Ehre des Clans anrufen, um Unterstützung zu erhalten, doch niemand kann voraussagen, was bei einem solchen Hilferuf wirklich herauskommt.« Die Verblüffung des Midkemiers war offensichtlich.
    »Die Ehre des Clans«, wiederholte Arakasi. »Ihr Barbaren.« Die Aussage enthielt keine Verachtung, und nachdenklich erklärte der Supai genauer, was er damit meinte: »Um ihre Clansleute dazu zu bringen, in den Krieg zu ziehen, muß Lady Mara jeden Lord, vom höchstrangigen bis zum geringsten, davon überzeugen, daß ein Angriff auf ihr Haus nicht nur eine Beleidigung für die Acoma ist, sondern für den Clan Hadama selbst.«
    Kevin atmete tief die wohlriechende Luft ein; sie kamen am Tempelviertel vorbei und mußten einen Augenblick haltmachen, als das Gefolge zur Seite gedrängt wurde, um eine Karawane mit Tributen vorbeizulassen. Die großen, mit Ledergurten versehenen Tragekisten, die die Sklaven auf langen Stangen trugen, enthielten Metall, das ursprünglich als Beute aus der barbarischen Welt gekommen war und seither vom Kaiserlichen Hohen Sekretär verteilt wurde; auch die Tempel erhielten bestimmte Zuwendugen. Kevin wartete, bis die wachsamen Reihen weißgerüsteter kaiserlicher Soldaten vorüber waren. »Das bedeutet?« fragte er dann.
    Arakasi klopfte gegen sein Schwert. »Den Clan anzurufen ist schwierig, wenn die Familien sich politisch so sehr unterscheiden, wie wir es tun. Jedes Haus, das ein anderes angreift, stellt deutlich klar, daß es nur gegen einen Feind marschiert, nicht jedoch gegen andere Mitglieder des Clans. Häufig werden Geschenke als Sicherheiten gesandt.« Nach einer Pause fügte Arakasi hinzu: »Lord Desio war sehr verschwenderisch.«
    Kevin grinste verstehend. »Was Ihr mir sagen wollt, ist: fordert uns nicht dazu auf, wenn Ihr nicht gewinnen werdet, denn die Minwanabi könnten aufhören, uns Bestechungsgelder zu schicken. Doch wenn Ihr sicher seid, sie zerstören zu können, werden wir gerne daran teilnehmen und uns unseren Teil der Beute sichern.‹«
    Zum ersten Mal, seit Kevin sich erinnern konnte, lächelte der Supai. Dann kicherte er sogar. »Ich hätte es niemals so ausgedrückt«, gestand Arakasi. »Doch genau das haben sie ihr gesagt.«
    »Verdammt.« Kevin schüttelte verwundert den Kopf. »Und ich habe nichts gesehen außer einem Fest.«
    Mara schaltete sich von der Sänfte aus ein. »Jetzt versteht Ihr, warum ich ihn bei mir behalte. Seine Wahrnehmung ist so … frisch.«
    Arakasi nahm wieder die Haltung eines Soldaten ein, doch seine Augen leuchteten. »Ich stimme Euch zu, Mistress.«
    »Ich weiß nicht, ob ich euch jemals verstehen werde«, sagte Kevin. Er sprang rasch zur Seite, um einem Jiga-Vogel auszuweichen, der irgendeinem Hackbeil entkommen war. Sie hatten jetzt das Wohnviertel erreicht, und die Lampen standen weiter auseinander. »Ich beobachtete das gesamte Treffen, und die einzige Debatte, die erhitzt genug war, um wichtig zu erscheinen, klang nach einer Diskussion um eine Landreform.«
    »Im Rat«, sagte Arakasi geduldig, »ist weit wichtiger, was nicht gesagt wird: Wer sich nicht dem Stuhl eines Lords nähert, wer sich zurückhält und wer mit wem gesehen wird, zählt mehr als Worte. Die Tatsache, daß der Lord der Chekowara nicht sein Podest verließ, um Mara persönlich zu ihrem Sieg und dem Grenzvertrag zu gratulieren, war entlarvend genug. Der Clan wird ihrem Weg nicht folgen. Und all das Gedrängel um Lord Mamogotas Stuhl war der Beweis, daß zwei Gruppen innerhalb des Clans ihn unterstützen – gegen unsere Lady. Niemand würde die unsinnige Idee, Land an die Bauern abzugeben, ernsthaft glauben. Die Partei des Fortschritts hat außerhalb des Clans Hunzan keinen Einfluß, und Lord Tuclamekla, der zu jenem Clan gehört, ist ein enger Freund
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