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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia
Autoren: Raymond E. Feist
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in seinen Händen war einen Augenblick unbewacht; Mara nutzte die Gelegenheit, erwischte etwas davon und plazierte es auf der Nase ihres Geliebten. »Dann solltest du dich am besten auch waschen.«
    Kevin sah sie mit gespieltem Bedauern an. »Ich sehe keine Diener, die mir den Rücken waschen könnten, Mylady«
    Mara griff nach einem Schwamm und drückte ihn in seinem Gesicht aus. »Komm endlich her, alberner Mann.«
    Kevin grinste breit, ließ die Seife fallen, streifte seine Kleider ab und kletterte zu ihr in die Wanne. Er hockte sich hinter Mara und umschlang sie mit den Armen, während er seine Hände über ihren Körper wandern ließ. Ihre Haut erbebte unter seiner Berührung. »Ich dachte, du wolltest dir den Staub abwischen«, flüsterte sie.
    Seine Hände tauchten ins Wasser, immer noch an ihrer Haut entlang. »Niemand hat behauptet, daß Körperreinigung unangenehm sein muß.«
    Sie rollte sich in seiner Umarmung herum, richtete sich auf und küßte ihn. Schon bald hatte sie die Sorgen über die Clan-Rivalitäten vergessen und verlor sich in den Zärtlichkeiten seiner Liebe.

    Mara gab den Trägern ein Zeichen, vor dem Eingang der Ratshalle stehenzubleiben. Sie trug ihre offiziellen Gewänder, und eine alte, verhutzelte Dienerin zupfte sie noch ein letztes Mal zurecht. Ihre Leibwächter standen dicht um die Sänfte gedrängt, während Lujan mit einer fünfköpfigen Ehrengarde darauf wartete, sie in den Raum zu begleiten. Kevin stand hinter der offenen Sänfte, und da Maras hoch aufgesteckter, juwelenbesetzter Kopfputz seine Sicht auf den Saal behinderte, gab er sich mit dem Vorraum zufrieden. Schon dessen Glanz stellte alles in den Schatten, was er bis dahin gesehen hatte. Das Gebäude, in dem der Hohe Rat untergebracht war, zählte zweifellos zu den beeindruckendsten in Kentosani. Der Komplex war größer als das gesamte Herrenhaus der Acoma, mit Korridoren, die schon fast wie Hallen wirkten. In jeden Deckenbogen, in jede Türschwelle waren phantastische Kreaturen geschnitzt, mit denen frühere Generationen den Einfluß des Bösen zurückzuhalten versucht hatten. Die Wasserspeier existierten noch, lange nachdem die Namen der Geister längst vergessen worden waren; ihre furchterregenden Fratzen blieben unbeachtet von jenen, die ihren Schutz besaßen. Die Böden und Decken waren kunstvoll gearbeitet, und historische Gemälde bedeckten jeden Zentimeter der Wände. Viele von ihnen zeigten Krieger in den Farben der Xacatecas und Minwanabi; manchmal erkannte er auch ein Kontingent im Grün der Acoma. Kevin, der einen neuen Zugang zu den großen Traditionen des Kaiserreiches entdeckt hatte, fühlte sich seiner eigenen Kultur gegenüber plötzlich wie ein Fremder.
    Das Gebäude war beinahe wie eine kleine Stadt, mit unabhängig vom eigentlichen Palast existierenden eigenen Eingängen und Beratungsräumen. Kompanien von Soldaten, die von allen Häusern der Ratsmitglieder eingezogen worden waren, hielten Wache. In hundert verschiedenen Farbkombinationen säumten Krieger in voller Rüstung die Korridore. Jede Kompanie hatte sich verpflichtet, den Frieden zu wahren, nicht Partei zu ergreifen, sollten die Auseinandersetzungen in Gewalt münden; doch alle Herrschenden sorgten dafür, daß dieses Versprechen niemals auf die Probe gestellt wurde, denn die Ehre der Tsuranis bewertete die Loyalität dem eigenen Haus gegenüber höher als jedes abstrakte Konzept von Gerechtigkeit.
    Kevin verlor den Überblick über all die vielen Fahnen und Farben, lange bevor sie den Vorraum erreicht hatten. Als er den Tsuranis im Spaltkrieg begegnet war, hatten sich die Armeen als eine einheitliche Gruppe präsentiert, und vielleicht zwei oder drei verschiedene Häuser waren unter einem gemeinsamen Kommando marschiert. Doch allein in diesem Vorraum entdeckte er an den Rüstungen mindestens ein Dutzend verschiedener Muster, die er nicht kannte und die für die Häuser standen, die sich um die Sicherheit des Treffens des Clans Hadama kümmerten.
    Eine Stimme erscholl auf der anderen Seite des Eingangs. »Die Lady der Acoma!« Dann setzte ein gewaltiger Trommelwirbel ein. Lujan signalisierte seinen Männern, dicht geschlossen hineinzumarschieren, und als Maras Träger sich weiterbewegten, konnte Kevin einen Blick auf die Trommler erhaschen. Sie standen zu beiden Seiten des großen Eingangs und waren in etwas gekleidet, das wie ein Kostüm aus uralten Fellen aussah. Die Schläger in ihren Händen bestanden aus geschnitzten Knochen, und die
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