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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia
Autoren: Raymond E. Feist
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Barbaren, den sie aus einer spontanen Eingebung heraus gekauft hatte. Er starrte zurück, und etwas in dem Blick seiner blauen Augen brachte sie zum Erröten, wie es Hokanu von den Shinzawai nicht geschafft hatte.
    Mara wandte sich plötzlich ab, und ohne ein Wort zu ihrem Truppenführer eilte sie die Treppen von der Galerie hinunter auf die Straße. Der Truppenführer hatte sie mit einem einzigen Schritt eingeholt und seine Position vor ihr wieder eingenommen. Er fragte sich, ob ihr hastiger Aufbruch von der Ungeduld herrührte, nach Hause zurückzukehren, oder von irgendeinem anderen Gefühl des Unbehagens.
    Er verwarf jegliche Spekulation und beugte sich hinab, um ihr in die Sänfte zu helfen. »Jican wird sich darüber sehr aufregen.« Mara sah ihren Truppenführer an, doch in seinem Gesicht war nichts von seiner üblichen Heiterkeit. An die Stelle des spöttischen Humors war ehrliche Besorgnis getreten – und vielleicht noch etwas anderes.
    Dann erschien der Schreiber des Maklers mit den Dokumenten, die den Kauf endgültig besiegelten. Mara unterzeichnete; sie brannte darauf, endlich aufzubrechen.
    Fremdartiges Geschnatter und Gemurmel erklang, als die Sklaven durch das Tor des Hofes hinausgetrieben wurden. Lujan nickte kaum wahrnehmbar mit dem Kopf, und die Wachen von Maras Eskorte machten sich daran, die zwei Dutzend Midkemier für den Marsch zurück zum Herrenhaus der Acoma aufzustellen. Die Arbeit wurde ihnen erschwert, da die Sklaven die Sprache nicht richtig beherrschten und eine unglaubliche Tendenz besaßen, alles zu hinterfragen. Kein Sklave von tsuranischer Herkunft hätte es jemals gewagt, vor dem befohlenen Marsch Sandalen zu verlangen. Die Soldaten fühlten sich durch den unglaublichen Trotz in die Enge getrieben, so daß sie zunächst mit Gewalt drohten, dann auch welche anwandten. Ihre Geduld schwand von Minute zu Minute. Die Soldaten waren keine Aufseher, und das Schlagen von Sklaven entsprach nicht ihrem hohen Rang. Die Vorstellung des Anblicks, wie sie auf einer öffentlichen Straße die Männer grob behandelten, beschämte sie und barg auch für die Herrin, die zum Aufbruch bereit war, keine Ehre.
    Mara fühlte sich unbehaglich und hielt ihren Rücken vor Anspannung kerzengerade, während das rauhe Schauspiel vor ihr stattfand. Endlich bedeutete sie den Trägern, die Sänfte aufzunehmen. Zumindest konnten die Männer an dem Tempo, das Mara angeordnet hatte, erkennen, daß der Gang durch die Straßen von Sulan-Qu kurz sein würde.
    Mara forderte Lujan auf, zu ihr zu kommen, und nach einer kurzen Unterredung entschied sie sich für einen Weg, auf dem sie mit den Sklaven am wenigsten auffallen würden. Der Weg führte durch die ärmeren Viertel am Fluß entlang, über Straßen voller Müll, Abwasserlachen und Pfützen aus Waschwasser. Jetzt zogen die Krieger ihre Schwerter und schoben die trödelnden Sklaven mit den flachen Seiten der Klingen vor sich her. Wegelagerer und Straßendiebe waren keine echte Bedrohung für ein Gefolge, das ihre Wachsamkeit und Erfahrung besaß, doch Mara drängte aus anderen Gründen zur Eile.
    Ihre Feinde waren immer an dem interessiert, was sie tat, wie unwichtig es auch sein mochte, und schon bald würden Gerüchte über ihren Besuch im Sklavengehege die Runde machen. Möglicherweise waren der Makler und seine Gehilfen schon jetzt auf dem Weg zum örtlichen Weinhaus, und wenn nur ein einziger Händler oder Kaufmann sie über Maras Gründe für den Erwerb der midkemischen Sklaven spekulieren hörte, würden sich die Gerüchte sofort verbreiten. Und war ihre Gegenwart in der Stadt erst einmal bekannt geworden, würden die Spione der Feinde alles daransetzen, sie einzuholen und weiter zu verfolgen. Die Midkemier sollten die neuen Needra-Weiden vorbereiten, und Mara wünschte diese Tatsache so lange wie möglich geheimzuhalten. Wie banal diese Information auch sein mochte, alles, was ihre Feinde erfahren konnten, schwächte die Acoma. Und seit dem Tag, da Mara Herrscherin geworden war, galt ihre vordringlichste Sorge dem Erhalt des Hauses ihrer Ahnen.
    Die Sänftenträger bogen in die Straße ein, die am Flußufer entlangführte. Hier verengte sich der Seitenweg zu einer kleinen Gasse zwischen baufälligen Häusern, die nur spärlichen Raum für die Sänfte ließen. Oberhalb der Mauern türmten sich Balkone mit groben Fellvorhängen über die Straße, deren Dachbalken beinahe gegeneinanderstießen und das Sonnenlicht aussperrten. Nachfolgende Generationen von
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