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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia
Autoren: Raymond E. Feist
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Angebot zu machen.«
    Der Makler straffte verblüfft die Schultern; sein ruiniertes Gewand aus gelber Seide war schlagartig vergessen. Er strich sich die verschwitzten Haare aus der Stirn, als könne er seinen Fehler in den Fragen des Anstands dadurch aus der Welt schaffen, daß er seine äußere Erscheinung verbesserte. Er sah die Lady der Acoma auf der Galerie stehen und verbeugte sich tief, beinahe bis zu den Knien. Er wußte, daß er froh sein konnte, wenn er die Midkemier für den Preis eines Zierfisches los wurde, nachdem der Rothaarige so deutlich sein schlechtes Benehmen zur Schau gestellt hatte. Daß die Lady Zeugin seines Auftretens geworden war und dennoch an einem Erwerb interessiert schien, grenzte an ein Wunder, das kein gesunder Mann gefährden würde.
    Auch Mara wußte, daß er nicht in der Situation war, handeln zu können, und gab sich den äußeren Anschein von Gleichgültigkeit, während sie ihren Fächer durch die Luft zischen ließ. »Möglicherweise gebe ich Euch dreißig Centuries für diese Barbaren«, sagte sie langsam. »Doch wenn der Große zuviel blutet, möglicherweise nicht.«
    Bei diesen Worten zog Lujan die Augenbrauen empor. Auch er hielt die Entscheidung seiner Lady, aufmüpfige Sklaven zu erwerben, nicht für sinnvoll, doch es stand einem Krieger nicht zu, Ratschläge zu geben. Also schwieg er, während sich der Makler unten im Hof an den Buchhalter wandte und ihn fortschickte, um Tücher und Wasser zu holen. Der Mann kehrte zurück und wandte sich sofort der entwürdigenden Aufgabe zu, die Wunden des Rothaarigen zu waschen.
    Doch der Anführer der Barbaren duldete diese Aufmerksamkeit nicht. Er streckte seine gewaltige Faust aus und bewegte sich trotz der Fesseln schnell genug, um das Handgelenk des Buchhalters zu erwischen. Was er sagte, war auf der Galerie nicht zu verstehen, doch der Diener legte sowohl Stoff als auch Schüssel beiseite, als hätte er sich die Finger verbrannt.
    Der Makler vertuschte diese Ungehorsamkeit mit einem mühsamen Lächeln. Er hatte kein Interesse daran, Maras Geduld auf die Probe zu stellen, indem er den Sklaven bestrafen ließ. Er tat, als würde alles nach Plan verlaufen, als einer der anderen Midkemier nach vorn trat und rasch begann, die Peitschenverletzungen des Rothaarigen zu versorgen.
    »Lady, die Kaufverträge können in der behaglicheren Atmosphäre meines Büros sofort vorbereitet werden. Ich werde Euch geeiste Früchte gegen den Durst bringen lassen, während Ihr darauf wartet, unterschreiben zu können. Wenn Ihr so freundlich seid und mir in mein Büro folgen würdet …«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Mara knapp. »Schickt Euren Schreiber hierher, denn ich möchte diese Sklaven sofort auf meine Güter bringen. In dem Augenblick, da ich die Kaufurkunde besitze, werden sich meine Krieger um sie kümmern.« Sie warf einen letzten Blick auf den Hof und fügte hinzu: »Das heißt, ich werde unterschreiben, sobald diese Sklaven mit ordentlicher Kleidung ausgestattet wurden.«
    »Aber –«, stieß der Makler bestürzt hervor. Der Buchhalter zog ein säuerliches Gesicht. Obwohl der Korb aus dem Lager ursprünglich genügend Hosen und Hemden enthalten hatte, um drei Sklavenkarawanen aus Jamar auszustatten, waren viele der Männer immer noch nackt oder nur zur Hälfte bekleidet. Es hätte eigentlich eine ordentliche Untersuchung über den Vorfall geben müssen, und zweifellos auch einige Schläge, doch die Ungeduld der Lady entschied die Angelegenheit. Sie wollte sofort unterschreiben und kaufen. Mit einer eifrigen Handbewegung drängte der Makler den Buchhalter, den Fehler zu übersehen und die Arbeit zu erledigen. Bei dreißig Centunes würde er mit diesen Sklaven nur wenig Gewinn erzielen, aber noch schlimmer war das Risiko, daß sie überhaupt nicht verkauft wurden, den Verschlag füllten und Thyza aßen, das er besser an zugänglichere Sklaven verteilte – solche, die einzeln fünf bis zehn Centuries wert waren.
    Der Makler mußte nicht lange überlegen, welche unangenehme Nachricht er seinem Auftraggeber lieber überbringen wollte, und gewann seine Haltung zurück. »Schick meinen Läufer nach einem Schreiber, der das Dokument vorbereiten soll.« Als sein Untergebener protestieren wollte, trieb er ihn mit wütenden Worten zur Eile – bevor die Lady ihren Verstand wiedererlangte und ihre Meinung änderte.
    Der Gehilfe huschte davon. Die Lady auf der Galerie achtete nicht darauf; ihr Blick richtete sich auf den rothaarigen
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