Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition)
Autoren: Fran Ray
Vom Netzwerk:
Schatten im Rückspiegel, der Anblick nimmt ihm den Atem. Schauder und Ehrfurcht erfassen ihn und machen ihn stumm.
    Dunkel und gewaltig erhebt sich hinter ihnen eine schäumende Welle, die Autos, Häuser, Kräne – einfach alles mit sich reißt, überrollt, zermalmt – und unter sich begräbt.
    Ein brausendes Zischen und Schmatzen nähert sich von hinten, die Welle verdunkelt den Himmel, schon spürt Harpole, wie der Sog sie erfasst, wie er sie zieht, zurück in ihre todbringenden Arme …
    Da sieht Katie ihn an. In ihren Augen stehen Tränen, aber sie weint nicht. »Hal, egal, was du getan hast, ich liebe dich.«
    Mitten in dieser tobenden Gewalt klingen ihre Worte einfach und klar – sie sind das Vollkommenste, was Harpole in seinem Leben je gehört hat.
    Vor ihnen liegt die weiße Eisfläche des Lake Superior, die irgendwo in der Ferne an den Himmel stößt.
    Er lässt das Steuer los und nimmt Katies Hand. Ihre Wärme ist das, was er bis zum letzten Augenblick spüren will. »Ich liebe dich auch.«
    Dann tritt er das Gaspedal durch und rast auf die Eisfläche des Sees hinaus. Sie fliegen, und er lässt Katies Hand nicht mehr los.

EPILOG
    »Ihr sitzt da, als läge ich im Sterben«, sagt Christina und klopft auf ihre Bettdecke.
    Ed und Gary haben sich Stühle herangezogen und wissen offenbar nicht so recht, was sie sagen sollen.
    Ed verzieht das Gesicht. »Ich mag keine Krankenhäuser. Wirklich. Mein Grandpa hatte Prostatakrebs, und ich musste ihn jeden Tag besuchen und seine Urinflasche … Als er dann gestorben ist …«
    »Ed, hey, aber viel schlimmer war doch die Sache mit Jack …«
    »Scheiße, du hast recht, Gary. Mann, Chris, das war ein Kollege, der hatte auf seinem Motorrad ’n Rendezvous mit ’nem Brückenpfeiler – bis zum Hals gelähmt. Konnte sich noch nicht mal mehr in der Nase bohren.«
    Gary nickt. »Armer Kerl. Ist nach ’nem halben Jahr an ’ner Embolie gestorben.«
    »Schön, dass ihr euch trotzdem hierher getraut habt!« Christina gibt sich Mühe, locker zu klingen, aber den Schock hat sie noch nicht überwunden. Die ganze Nacht ist Muller vor ihr aufgetaucht, wie sie sich die Pistole in den Mund steckt und abdrückt, während Christina schreit, um sie zurückzuhalten, doch ihre Schreie sind stumm.
    »Siehst du, Chris, das fehlt, wenn du nicht da bist.« Das kommt von Gary.
    »Was?«
    »Ab und zu ein nettes Wort.« Ed grinst. Sein Gesicht glüht, und er macht den Eindruck, als hätte er einen Kater.
    Manche Dinge ändern sich nie, denkt Christina, und das ist sehr beruhigend.
    In diesem Augenblick geht die Tür auf, und Rob stapft herein.
    »Hier findet also die Party statt!«, dröhnt er.
    »Party?«, fragt Gary betont heiter. »Ich weiß von nichts.«
    »Hoffentlich gibt’s keinen Champagner«, brummt Ed. »Davon muss ich immer kotzen.«
    Rob tritt mit breitem Grinsen an Christinas Bett. »Du siehst großartig aus, Babe!«
    »Ich glaub dir kein Wort.« Sie hat im Gesicht ein paar Schürfwunden, und unter ihren Augen sind tiefe Ringe, die hat sie heute Morgen bemerkt, als sie zum Spiegel über dem Waschbecken in der Nische gehumpelt ist. Von ihren strähnigen Haaren gar nicht zu reden.
    »Ich hab dir was Richtiges zum Essen mitgebracht.« Rob zieht eine Tüte hinter dem Rücken hervor und hält sie ihr vor die Nase.
    »Lass mich raten? Ein Hot Dog?«
    »Bingo, Babe!«
    »Ein echter Cop, unsere Chris!«, sagt Gary, worauf alle lachen.
    Rob deutet auf ihr Bein, das in einem dicken Verband steckt. »Wie lange …?«
    »Wird wohl noch ein bisschen dauern, bis ich euch wieder unter die Arme greifen kann.«
    »Im Moment haben wir sowieso das reinste Chaos!«, stöhnt Ed.
    »Die Fuzzis vom FBI und von der Staatsanwaltschaft holen gerade jeden Notizzettel aus unseren Mülleimern. Wenn die dürften, würden die uns alle erst mal einbuchten.«
    »Muller hatte angeblich schon Beweise gegen Ochs zusammengestellt«, sagt Rob. »Waren die auch schon bei dir?«
    »Ja.« Wieder sieht Christina diesen geleckten Staatsanwalt vor sich, der sich höchstpersönlich zu ihr in die Klinik bemüht hat. Terry Kenlock, den hat sie noch nie leiden können.
    »Und, hängen sie dir was an?«
    »Im Moment bin ich nur Zeugin, ich war ja dabei, als Muller Milosz abgeknallt hat. Außerdem hat er mir ein Verfahren angedroht wegen der Sache mit dem Chauffeur von Ochs.«
    »Kenlock, dieses Arschloch!«, murrt Rob. »Spielt sich mal wieder auf.«
    »Es war Notwehr!«, sagt Ed. »Oder glauben die, du würdest mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher