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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition)
Autoren: Fran Ray
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selben Augenblick zittert die Erde unter ihren Füßen.
    Katie klammert sich an ihn.
    »Weg hier!« Er zerrt sie mit sich. »Wir müssen weg!« Auf einmal hämmert sein Herz, fest und schnell. Das Erbeben wird Risse in die dünne Gesteinswand reißen, und die Erschütterungen werden die Sprengladungen zünden, es ist alles nur noch eine Frage von Minuten. Und trotzdem, als gäbe es eine Zukunft, rennt er los in Richtung Pforte und zieht Katie hinter sich her.
    Er hört, dass jemand ihn ruft, aber er hat keine Zeit, er muss Katie retten. Sie stolpert, er zieht sie hoch. Alles in ihm ist gespannt. Ist es so, spürt man das Leben erst dann, wenn man dabei ist, es zu verlieren?
    »Hal, wir schaffen es doch, oder?«, schreit Katie.
    »Ja! Katie, ja, wir schaffen es!« Er will daran glauben, ja, er will an nichts anderes mehr glauben. Seine Lunge brennt, er bekommt kaum noch Luft. Weiter! , hallt es in seinem Kopf. Weiter!
    »Wir sind gleich da!«
    Schon kann er sein Auto auf dem Parkplatz vor der Schranke sehen, und den Wachmann, der aufgeregt hin und her läuft.
    »Machen Sie die Schranke auf, Ellis! Los!«
    Doch der Wachmann starrt nur in eine Richtung. Harpole wirft einen Blick über die Schulter und sieht den großen Kran schwanken, den, auf dem er gerade noch gestanden hat.
    »Verdammt, Ellis!«, schreit er. »Die Schranke! Und dann machen Sie, dass Sie wegkommen! Alles wird explodieren!«
    Ein dröhnendes Krachen begräbt seine Worte unter sich. Der Kran ist umgestürzt.
    »Was ist denn passiert?«, hört er Ellis rufen, aber er antwortet nicht mehr, zieht Katie weiter zu seinem Wagen und lässt die Schlösser aufspringen.
    »Steig ein!«, schreit er ihr zu und springt in den Wagen.
    Kaum hat sie die Beifahrertür hinter sich zugezogen, startet er auch schon den Motor, durchbricht die Schranke und rast auf die Straße hinaus.
    Im Rückspiegel sieht Harpole, wie die am Zaun aufeinandergeschichteten Betonrohre ins Rollen geraten. Noch explodiert nichts …
    Er jagt den Wagen über die winterglatte Fahrbahn Richtung Süden, weg vom See, denn dorthin werden sich die Fluten ergießen. Mein Gott, denkt er wieder, was habe ich getan?
    Vor ihnen kriecht ein Lastwagen, die Gegenfahrbahn scheint frei zu sein, aber die Schneemauern lassen ihm keine Möglichkeit auszuweichen, falls doch ein Auto entgegenkommt. Doch er muss es riskieren, er hat keine andere Chance. Der Wagen schießt an dem Truck vorbei. Sie werden in die Sitze gedrückt. Für den Bruchteil einer Sekunde genießt Harpole die Geschwindigkeit, die ihn glauben macht, er würde fliegen … Bis Katie aufschreit und ihre Finger sich in seinen Arm krallen. Er kann gerade noch auf die Bremse treten. Vor ihnen reißt der Asphalt auf und biegt sich hoch. Harpole hält das Steuer so fest er kann, der Wagen schlingert, dreht sich auf der gefrorenen Straße. Der Lkw kommt direkt auf sie zu, der Fahrer versucht zu bremsen, es quietscht, doch das schwere Fahrzeug schlittert weiter auf sie zu. So ist es also, das Ende, denkt Harpole noch, doch es gelingt ihm, den Wagen auf die andere Spur zu ziehen. Er gibt Gas und rast auf der Gegenspur an dem Lastwagen vorbei, der immer noch nicht zum Stehen gekommen ist.
    Katie sitzt stumm neben ihm, während er nach einem Ausweg sucht. Die Schneewände rechts und links sind so hoch, dass er die Straße nicht verlassen kann. Er muss also zurück zur Mine und von dort in Richtung Ashland – und zum See – fahren. Es ist die einzige Möglichkeit.
    Als sie an der Mine vorbeikommen, haben die Betonrohre den Zaun niedergerissen, Container sind umgekippt und haben sich übereinandergeschoben. Vom Parkplatz aus biegen Autos auf die Straße ein, sie wollen Richtung Norden, Harpole weiß, er müsste sie warnen, aber dafür ist keine Zeit.
    Schon bald liegt die Tankstelle von Ashland vor ihnen, hinter dem Ort können sie vielleicht die Küstenstraße nach Osten erreichen.
    Vielleicht, vielleicht gibt es doch noch Rettung, vielleicht bebt die Erde schon nicht mehr, vielleicht haben die Wände doch standgehalten …
    Katie sitzt immer noch stumm neben ihm, den Blick auf die Straße gerichtet, eine Hand um den Haltegriff über der Tür gekrallt. Vor ihnen tauchen die ersten Häuser auf, hier wirkt alles noch normal …
    Eine leise Hoffnung regt sich … Wird der Herr ihm vergeben? Wird Gott alles wieder richten? Er bereut, er tut Buße, er würde alles tun, wenn …
    Seine Gedanken werden zerrissen von einer riesigen Explosion.
    Und dann ist da dieser
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