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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition)
Autoren: Fran Ray
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habe mich von einem Streifenwagen ins Büro bringen lassen.«
    »Sie haben einen schwarzen Mercedes. Kennzeichen K89 7690.«
    »Ja …«
    »Captain … die Kollegen von der Streife haben …«
    »Wurde er gestohlen?« Sie merkt, wie sie wütend wird, die Vorstellung, dass irgendwelche Junkies oder Rowdys ihr Auto zu Schrott fahren oder irgendwohin verschieben …
    »Nein«, unterbricht sie einer der Officer, McDermott steht auf seinem Namensschild. »Nun … womöglich …«
    »Officer McDermott, bitte sagen Sie mir jetzt klar und deutlich und ohne Umschweife, was los ist!«
    McDermott nickt, schluckt und sagt: »Ihr Wagen wurde in einen Unfall verwickelt.«
    »Dann wurde er also doch gestohlen? Jetzt lassen Sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, McDermott!«
    Sein Kollege, Officer Knight, sagt: »Der Fahrer … war ein Alexander Muller, das ist Ihr Sohn, nicht wahr?«
    Jetzt klaut er auch noch meinen Wagen!, denkt sie. »Ja. Hat er jemanden überfahren?«
    Beide Officer starren sie an. Sie starrt zurück. Sekundenlang. Dann wird ihr klar, dass etwas Schreckliches geschehen ist, etwas Unwiderrufliches.
    »Die Fahrbahn war glatt …« Officer Knight sieht zu Boden.
    Sie überlegt schon, welchen Anwalt sie damit beauftragen könnte, ihren Sohn rauszuhauen, da hört sie McDermott sagen:
    »Der Wagen hat sich überschlagen, er ist auf dem Dach weitergerutscht und gegen einen Brückenpfeiler geprallt.«
    Sie merkt, wie ihr das Blut aus dem Kopf sackt. »Ist er verletzt?«, fragt sie. Plötzlich tut sich ein gähnender Abgrund vor ihr auf.
    »Er war nicht angeschnallt«, hört sie eine Stimme sagen.
    Schon ist sie aufgesprungen, hat ihren Mantel vom Haken gerissen und die Tür aufgemacht. »In welchem Krankenhaus ist er?«
    McDermott räuspert sich. »Captain, Ihr Sohn ist … tot.«
    Das muss ein Irrtum sein, bitte, lass es ein Irrtum sein, denkt sie und geht aus dem Zimmer und den Flur hinunter. Sie muss in die Klinik. Es muss ein Irrtum sein. Sie dreht sich um. Die beiden Officer sind ihr gefolgt. »Vielleicht hat irgendjemand seinen Führerschein eingesteckt, verstehen Sie? Und vielleicht ist es auch gar nicht mein Wagen, vielleicht hat irgendjemand das Kennzeichen gefälscht! Officer, Sie müssen mich hinfahren!«
    »Captain … ich … Es tut mir leid … Er ist in der Gerichtsmedizin …«
    »Ja, dann eben dorthin. Ich bin sicher, es handelt sich um eine Verwechslung.« Ihre Beine zittern, dann ihr ganzer Körper, sie muss sich festhalten.
    »Captain, ich rufe Hilfe«, sagt der eine Officer, der schon bei ihr ist.
    Sie schüttelt seinen Arm ab. »Ich brauche niemanden!« Ein Schluchzen schwillt in ihrer Kehle an. Ich brauche niemanden mehr …
    Sie ist auf dem Weg nach Madison, das wird Muller in dem Augenblick wieder klar.
    »Ich sollte Chief of Police und mein Sohn entlastet werden«, hört sie sich sagen.
    »Und was war der Preis?«
    Muller wechselt auf die linke Spur und lässt einen BMW hinter sich.
    »Was war der Preis, Captain?«, fragt Andersson noch einmal. Muller überlegt, dass alles anders gekommen wäre, wenn sie einfach Ja gesagt hätte, Ja zu Franks Angebot. Die Zukunft ihres Sohnes gegen die Zukunft von Christina Andersson.
    Sie starrt durch die Scheibe auf die Straße vor sich, Rücklichter brennen sich in die Nacht. Wie einfach wäre es, das Gaspedal durchzutreten und auf den nächsten Brückenpfeiler zuzuhalten.
    »Captain!«
    Anderssons Stimme reißt sie aus dieser Vorstellung.
    »Was der Preis war?«, wiederholt Muller. Sie waren der Preis, Andersson, soll sie das sagen? Und dass sie dem Deal mit Frank Ochs jetzt, ohne zu überlegen, zustimmen würde, wenn Alex dadurch noch am Leben wäre. War es wirklich so einfach? Ein Leben gegen ein anderes?
    Muller wirft einen Blick zu Andersson hinüber, die reglos dasitzt. »Ich habe den Deal nicht gemacht. Nicht Alex, ich sollte in dem Auto sitzen …«
    Andersson schüttelt den Kopf. »Was meinen Sie damit?«
    »Alex ist tot. Er hat mein Auto genommen. Ich hätte sterben sollen.«
    So viele Jahre – Ruth kommt es vor wie ihr ganzes Leben – hat sie sich beherrschen lassen von der Frage nach dem Täter und nach der Wahrheit. Sie hat ihren Sohn darüber vergessen – und Adam auch. Und noch immer kämpft sie diesen Kampf, den sie nie endgültig gewinnen kann. Was ist die Wahrheit denn schon wert?
    Muller lenkt den Wagen in die Einfahrt des stattlichen Backsteinhauses mit den Erkern und Säulen, fährt direkt vor die Tür und stellt den
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