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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
Autoren: Garth Nix
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den üblen Gestank des Höhlenschaben-Giftes wieder, das bei Berührung tödlich wirkte. Aber war es in Aenir ebenfalls giftig?
    Tal erhielt die Antwort in Form eines Schreis von Sharrakor. Es war ein Schrei, der jedes andere Geräusch übertönte, der immer lauter und lauter würde, bis Tal den Finger in ein Ohr stecken und das andere auf den Steinboden pressen musste, um den Lärm auszublenden. Milla presste die Hände gegen die Ohren, wobei ihre Krallen wirre Bänder aus Licht um ihren Kopf zucken ließen.
    Der Schrei brach so schnell ab, wie er begonnen hatte. Sharrakor kratzte verzweifelt an seinem Gesicht, während er und Crow schwankend am Rand des Daches standen. Doch Sharrakor musste mit dem Gift kämpfen und der Freivölkler-Junge nicht. Er kämpfte nur darum, den Sonnenstein aus Sharrakors Hand zu bekommen, und als er ihn schließlich hatte, warf er ihn Tal zu.
    Der Sonnenstein flog durch die Luft und Crow warf seine Arme zurück. Er hatte noch immer die Beine um Sharrakors Hüften geklemmt und die beiden standen schwankend am Rand des Abgrunds. Ein Bild, das Tal nie vergessen würde.
    Dann fielen sie und Crows letzter Schrei riss ab, als das Gift seine tödliche Wirkung entfaltete.
    „Freeeeiheit! Frei…“

 
KAPITEL DREISSIG
     
     
     
    Tal kroch bis zum Rand des Turmes und schaute nach unten. Weit unten auf dem roten Wüstensand sah er einen dunklen Fleck, der noch immer um etwas geschlungen war, das glänzte und glitzerte.
    Milla beugte sich über ihn und griff nach seinem Handgelenk und seinem Ellbogen. Tal biss die Zähne zusammen, konnte aber einen Schrei nicht unterdrücken, als sie seinen Arm wieder in das Schultergelenk drückte.
    „Er war tapfer“, sagte Milla dann leise. „Tapfer wie die Eiscarls und die Schwert-Thanen in den Legenden.“
    „Der Führer des Freivolks“, flüsterte Tal. „Er hat uns alle gerettet. Mit Höhlenschaben-Gift…“
    Er begann zu lachen, doch das Lachen wurde zu einem Weinen, einem Weinen, das seinen ganzen Körper erfasste, bis er sich irgendwann wieder unter Kontrolle hatte. Dann fühlte er sich müde. Müder als jemals zuvor. Er wollte sich nur noch hinlegen und jahrelang schlafen. Sie hatten Sharrakor besiegt. Sollte jetzt doch jemand anderes übernehmen…
    Doch sie ließen ihn nicht liegen. Milla half ihm auf und schleppte ihn dorthin, wo Malen lag. Sie war so ruhig, dass Angst Tal wieder zu übermannen drohte.
    „Ist sie…?“
    „Sie lebt“, gab Milla zurück. „Sie ist an der Kehle verletzt und sie hat Verbrennungen, aber ich habe heilendes Licht angewandt. Sie wird bald aufwachen.“
    Tal sah sie an. „Ein Untervölkler besiegt ein Monster, ein Eiscarl beherrscht Lichtmagie“, sagte er. „Und ein Erwählter weiß nicht, was er tun soll – außer nach Adras und Odris schauen. Aber wie kommen wir aus diesem Wirbelwind heraus?“
    „Wir müssen zum Schloss zurückkehren“, sagte Milla. „Der Schleier muss gerettet werden und zwischen unseren Völkern muss Friede einkehren. Das ist jetzt unsere Aufgabe.“
    „Ja“, gab Tal zurück. „Und wir müssen das Untervolk befreien.“
    Er sah zu dem halben Schlüsselstein, den Crow ihm zugeworfen hatte, und schob ihn an den Finger, an dem er Millas andere Hälfte des Steines trug. Als die beiden Sonnensteine zusammentrafen, gab es einen intensiv violetten Blitz und ein stechender Schmerz durchfuhr Tals Finger. Der Ring war wieder komplett, die Sonnensteine waren verschmolzen.
    „Du kannst uns doch helfen, von hier zum Schloss zurückzukehren, oder nicht?“, fragte Milla.
    Tal hörte sie nicht. Er starrte auf den Violetten Schlüsselstein und war vollkommen in dessen Tiefen verloren.
    Milla klopfte ihm auf den Rücken und wiederholte ihre Frage.
    „Was? Nein. Das heißt, ich weiß es nicht…“, begann Tal. Dann hielt er inne, um darüber nachzudenken und war erstaunt über seine enorme Zuversicht, dass er sie von überall in Aenir zurückbringen konnte. Ja. Ich glaube, wir können von hier aus übertreten. „Weck Malen auf. Ich gehe… nur ein wenig spazieren.“
    Milla runzelte die Stirn. Man konnte auf dem Dach dieses Turmes nirgendwo hingehen. Doch sie beugte sich hinunter und zog Malen an sich. Milla zuckte zusammen, als ihre gequetschten Rippen und ihr geschundener Rücken schmerzten.
    Tal ging noch einmal zu der Stelle, an der Sharrakor gestanden hatte, an den Rand des Daches. Der Stein war an dieser Stelle glatt wie Glas abgewetzt, so als hätten schon viele Füße dort gestanden.
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