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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
Autoren: Garth Nix
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regungslos liegen. Die Sonnensteine rund um die Kugel erwachten langsam zu Leben, ausgelöst durch Fashneks Ankunft. Dem Erwählten Jungen war schlecht und er wusste nicht, wie er hierher gekommen war.
    Langsam erinnerte er sich wieder daran. Es war, als müsste er die letzten Stücke eines Lichtpuzzles zusammenfügen, um ein Bild zu erhalten. Er war aus Aenir zurückgekehrt… Der Violette Schlüsselstein… Tal sah unbewusst zu seiner Hand hinunter. Sein halber Violetter Schlüsselstein war verschwunden. Aber hatte Sushin ihm den Stein abgenommen oder war es Graile – seiner Mutter – irgendwie gelungen, ihn an sich zu bringen? Er erinnerte sich an die Kugel mit Wasserspinnen-Gift, die Sushin auf ihn geworfen hatte. Tal hatte danach noch etwas zu Graile gesagt. Aber was? War es ihr gelungen vorzutäuschen, dass sie noch immer im Koma lag?
    Irgendjemand musste ihm das Gegenmittel gegen das Wasserspinnen-Gift verabreicht haben, denn sonst wäre er noch immer bewusstlos. Oder das Gift war einfach nicht so wirksam, wenn es nicht von den Fängen einer Spinne injiziert wurde.
    Fashnek blieb stehen, wobei er gegen eines der Sonnenstein-Stative stieß. Tal fiel auf, dass er entweder betrunken oder sehr nervös war. Das machte ihm Mut. Wenn sein Kerkermeister nervös war, war das für ihn sicher ein Vorteil.
    Fashnek sah noch einmal über seine rechte, menschliche Schulter. Seine Nervosität übertrug sich offensichtlich, denn seine Geistschatten sahen ebenfalls zurück zur Tür.
    Tal öffnete seine Augen nur ganz leicht, damit es noch immer so schien, als wäre er bewusstlos. Er wollte sich unbedingt umsehen, denn er spürte, dass sein Geistschatten – Adras – in der Nähe war. Doch den Kopf zu bewegen, wäre nicht weise gewesen. Besser still liegen bleiben und auf eine Gelegenheit warten, Fashnek zu überrumpeln.
    Jemand klopfte an die Tür. Fashnek zuckte zusammen und die beiden Geistschatten liefen eilig dorthin, woher das Klopfen kam. Die Tür öffnete sich, noch bevor sie sie erreicht hatten, und ein Wächter der Erwählten kam herein, seinen Geistschatten dicht hinter sich.
    „Was gibt es Neues?“, rief Fashnek. Er fiel beinahe um, als er sich umdrehte.
    „Die Feinde sind bis zu den Roten Ebenen vorgedrungen, aber wir halten sie dort in Schach“, sagte der Wachmann zuversichtlich. „Sushin will wissen, was du von diesem Jungen über die… Eiscarls herausgefunden hast. Wir müssen über ihre Schwächen Bescheid wissen und ihre Anführer identifizieren können.“
    „Ich… habe noch nicht begonnen“, stotterte Fashnek. „Das ist nicht so einfach…“
    „Dann beeil dich“, sagte der Wachmann. „Der Violetteste Sushin erwartet innerhalb einer Stunde deinen Bericht.“
    Damit drehte sich der Gardist um und verließ den Saal. Er schlug die Tür hinter sich zu.
    „Der Violetteste? Der Violetteste?“, murmelte Fashnek. „Jetzt ist doch nicht die Zeit, solche Titel anzunehmen.“
    Tal beobachtete, wie Fashnek näher an die Kugel humpelte. Mit seiner menschlichen Hand zog er unbeholfen einen Sonnenstein aus einer Tasche an seiner Hüfte. Sushin hatte sich also selbst zum Violettesten erklärt. Das war ein Schritt in eine klar erkennbare Richtung: Er würde den Erwählten bald mitteilen, dass die Imperatorin tot war und sich dann selbst zum Imperator ernennen. Vielleicht musste Sushin das tun, um den Violetten Schlüsselstein tragen zu dürfen, den Schlüsselstein, mit dessen Hilfe er den Schleier deaktivieren würde, der die ganze Welt vor der Sonne schützte – und damit vor den aenirischen Schatten, denen Sushin zweifelsfrei diente.
    Tal musste Sushin aufhalten. Er lachte beinahe über sich selbst, als er darüber nachdachte. Er war im Saal der Albträume in der Kristallkugel gefangen und sein alles beherrschendes Gefühl war nicht Angst, sondern das Verlangen, auszubrechen und Sushin zu suchen; dessen Meister, den Geistschatten Sharrakor, und alle Geistschatten aus Aenir.
    Fashnek ging zu einem der Sonnenstein-Ständer hinüber. Die Stative liefen auf Schienen, die in den Boden eingelassen waren, damit man sie in verschiedene Positionen schieben konnte. Tal starrte die Steine an, als Fashnek näher kam. Tief in sich spürte er die Macht der Sonnensteine auf eine Weise, die er so noch nicht erlebt hatte. Tal erkannte das Außergewöhnliche dieser Sonnensteine, die schon seit so langer Zeit auf üble Weise benutzt wurden. Sie waren von Albträumen, Angst und Schmerz beschmutzt. Aber er konnte sie eine
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