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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
Autoren: Garth Nix
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schweifen. Auch ihr Geistschatten Odris gehörte dazu, eine für einen Eiscarl einzigartige Begleiterin. Wie immer hielt Odris respektvollen Abstand von der Kralle an Millas Hand, die Geistschatten tötete. Dann waren da noch Schildjungfrauen und Eiscarl-Jäger sowie der anscheinend unbesiegbare Schwert-Thane Jarek der Wilde. Er war ein wütender Kämpfer mit leuchtend blauer Haut. Die Farbe stammte von einem Bad in Norrwurm-Blut, das seine Haut – außer einigen Flecken an seinen Augen, der Nase und dem Mund – in etwas verwandelt hatte, das undurchdringlicher war als eine Selski-Panzerung. Jarek trug kein Hemd und auch seine Hose war ein Zeichen seines Sieges über die Norrwürmer, denn sie bestand aus deren schuppiger Haut. Seine Waffe war eine Kette aus goldfarbenem Metall, die er um die Hüfte trug, wenn er sie nicht gerade in der Hand hielt.
    Jetzt, nachdem sein Kampfeswahn abgeklungen war, saß er im Schneidersitz und starrte mit leerem Blick auf den Boden. Der Wahn war so schnell verflogen wie er gekommen war – sonst würde Jarek jetzt noch immer rücksichtslos Erwählte jagen. Jarek hatte mindestens ein Dutzend Schnitt- oder Brandwunden, vor allem im Gesicht. Die Erwählten hatten schließlich herausgefunden, dass sie einen Roten Strahl der Zerstörung durch ein Auge oder den offenen Mund würden schicken müssen, um ihn zu töten.
    Jarek hatte sie in ihre momentane Lage gebracht, obwohl Milla den Angriff zunächst als Chance betrachtet hatte. Nachdem seine Begleiterin Kirr umgekommen war, hatte er alle in einem wahnsinnigen Sturm auf die Große Treppe des Schlosses geführt und mit seiner wirbelnden goldenen Kette alle zu Brei, Fleisch und Schatten gehauen, die sich ihm widersetzt hatten. Erwählte und Geistschatten hatten die Flucht vor ihm sowie vor Milla und den Eiscarls ergriffen, die ihm sofort gefolgt waren.
    Sie hatten die Treppe im Verlauf dieses einen wilden Angriffs leer gefegt und waren in einen dahinter liegenden, größeren Saal vorgedrungen. Doch dann war der Vorstoß stecken geblieben. Aus den höheren Ebenen war Verstärkung der Erwählten gekommen, einschließlich vieler Geistschatten und Gardisten, die die gefährlichsten Lichtmagien beherrschten.
    Nachdem sie von drei Seiten mit einem Sperrfeuer aus Roten Strahlen und anderen Lichtmagien angegriffen worden waren, hatte Milla den Rückzug angeordnet. Doch dabei hatte sie feststellen müssen, dass ihre kleine Truppe durch eine größere Gruppe Erwählter von der Großen Treppe abgeschnitten worden war. Die Erwählten hatten ihr Wissen über geheime Durchgänge des Schlosses benutzt, um hinter die Eindringlinge zu gelangen. Da sie über die Treppe nun nicht mehr hinunterkommen konnten, hatte Milla ihre Truppe in die Untervolk-Korridore geführt, ein Labyrinth aus engen Durchgängen, in dem sich die Diener der Erwählten durch das Schloss bewegen konnten, ohne ihre Meister zu stören.
    Doch die Erwählten waren ihnen gefolgt und welche Gabelung Milla auch gewählt hatte, der Feind schien immer vor ihnen zu sein. Immer mehr Erwählte und Geistschatten hatten sie eingekesselt. Milla hatte versucht, einen Ausbruch durch die anscheinend schwächste Flanke zu unternehmen, doch es waren zu viele Erwählte und ihre Verstärkung war sofort erschienen. Milla hätte sich mit Hilfe der Kralle allein durchschlagen können, jedoch nur auf Kosten ihrer Truppe.
    „Wir werden hier die Stellung halten“, sagte Milla zu Saylsen. ,Hier’ war eine große Lagerkammer der Untervölkler, eine grob aus dem Fels geschlagene Kaverne mit mindestens zweihundert Spannen Durchmesser und einer recht hohen Decke. Der Raum hatte fünf Türen verschiedenster Größe, die jetzt von den Eiscarls gesichert worden waren. Milla war klar, dass hinter jedem Ausgang die Erwählten lauerten. Die Türen würden keine Geistschatten aufhalten – und auch keine Erwählten, wenn sie sich mit Lichtstrahlen hindurchschießen würden.
    Sie hatten keine andere Wahl, als diesen Raum zu halten.
    „Wir werden hier ein Schiffsfort bilden“, erklärte Milla. Sie zeigte auf die Fässer und vollen Säcke, die überall an den Wänden standen. „Wir werden es halten, bis die Hauptstreitmacht eintrifft.“
    Saylsen nickte und begann sofort, anderen Eiscarls Befehle zuzurufen. Milla zählte die Mannschaft, als sie Fässer umherrollten und mit Säcken Schutzwälle bauten. Einer der Säcke platzte und ließ glänzende, schwarze Samenkapseln über einen der Eiscarls regnen. Das lenkte Milla einen
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