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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
Autoren: Garth Nix
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lachen und ihn sofort umbringen. Aber er hätte dann sein Bestes gegeben. Sein Vater und seine Mutter, das wusste er, würden stolz auf ihn sein. Und nicht nur seine Eltern. Er hatte viele großartige Taten vollbracht, so wie in den Liedern über die Schwert-Thanen der Eiscarls, die immer damit endeten, dass ihre Helden tot nach Hause gebracht wurden – natürlich, nachdem sie den Feind besiegt hatten. Deshalb musste er Sharrakor besiegen…
    Als Milla stürzte, dachte sie daran, was wohl als Nächstes geschehen würde. Sie zweifelte nicht daran, dass Odris sie auffangen würde, denn die Sturmhirtin konnte schneller fliegen, als irgendetwas fallen konnte. Milla machte sich eher Sorgen wegen Sharrakor. Er hatte sie im Schleiersaal mit einem Angriff überrascht, dem sie nichts entgegenzusetzen gehabt hatte. Was wäre, wenn er noch mehr Tricks und geheime Waffen auf Lager hatte? Welche Taktiken – außer vom Himmel zu fallen – konnte sie schon benutzen?
    Crow fiel schweigend, in Gedanken vertieft, die sich wie immer um die Befreiung seines Volkes drehten. Fashnek gab es nicht mehr, dafür aber den Saal der Albträume. Die Erwählten würden von den Eiscarls besiegt werden und er vertraute den Eiscarls, dass sie ihr Wort halten würden. Doch die größte Gefahr für das Untervolk war das Untervolk selbst. Sie hatten so lange als Diener gelebt, dass es schwer für sie sein würde, in der neu gewonnenen Freiheit zu leben. Aber die Freivölkler konnten ihnen helfen, wenn Sharrakor nicht gewinnen und sie alle umbringen würde. Vielleicht, so dachte er, brauchte das Untervolk vor allem etwas, an das – oder jemanden –, an den sie glauben konnten. Damit sie wussten, dass ein Untervölkler mit jedem Erwählten auf derselben Stufe stand…
    Malen fiel mit der mentalen Disziplin einer Crone. Sie verdrängte jeglichen Gedanken aus ihrem Verstand und funktionierte nur noch als Berichterstatterin. Dies war ein Erlebnis, das alle Cronen würden teilen wollen, und sie bedauerte nur, dass sie die anderen nicht erreichen konnte, um es ihnen sofort zu übermitteln. Aber wenn sie überlebte, würden viele in ihren Erinnerungen umhergehen wollen, um Aenir zu sehen und vierzigtausend Spannen tief in das Auge eines Wirbelsturms zu fallen…
    Als Nächstes fühlten alle vier überwältigende Erleichterung, als sie von starken Wolkenarmen an ihren Hüften gepackt wurden. Sie fielen zwar immer noch, jetzt aber nicht mehr ungebremst. Adras hielt Tal unter dem einen und Crow unter dem anderen Arm und Odris drückte Milla und Malen dicht an ihre Brust.
    Das Brüllen der vorbeirasenden Luft und das konstante Getöse des Wirbelsturms machten jede Unterhaltung unmöglich, auch wenn sie es gern anders gehabt hätten. Immer wieder keuchte einer von ihnen auf, als sie beim Blick nach unten den Eindruck bekamen, dass sich das Auge des Sturmes zu eng zusammengeschlossen hatte, um sie hindurchzulassen. Doch ein paar Sekunden später stellten sie fest, dass das eine Einbildung gewesen war. Das Auge wurde tatsächlich enger, doch es hatte dabei noch immer einen Durchmesser von mindestens hundert Spannen, was von weit oben nicht sehr breit aussah.
    Sie fielen so lange, dass es letztlich eine Überraschung war, als sie den Steinturm sahen, das Herz des Weisen Khamsoul, und darunter Wüstensand. Tals Ruhe verschwand sofort und wurde von Panik abgelöst. Das Dach des Turms war zwar flach, doch es war nicht größer als das Deck eines Eisschiffs. Und darauf mussten sie landen.
    Der Landeplatz kam mit schrecklicher Geschwindigkeit näher. Tal sah einen hellen Umriss darauf, einen glänzenden Punkt, der aus dieser Entfernung nicht genau zu identifizieren war, doch er wusste, dass es Sharrakor war. Der Fleck wurde größer und schärfer und wurde zu einem Drachen – einem Drachen, der wie ein Spiegel das wenige Sonnenlicht reflektierte, das von oben durch den Wirbelsturm schien.
    Alle vier schrien in den letzten Sekunden, begleitet von den donnernden Rufen der Sturmhirten. Tal schrie in einer Mischung aus Angst und Zorn, Milla stieß einen Kriegsschrei aus, Crow schrie für sein Volk und Malen wusste nicht einmal, dass sie schrie.
    Sie schlugen härter als erwartet auf dem Dach des Turms auf. Tal fiel zu Boden, rollte sich ab und blieb knapp vor dem Rand des Daches liegen. Milla landete auf den Füßen. Die beiden Krallen waren bereits in Form von Lichtpeitschen ausgefahren, die an ihren Fingern zuckten. Auch Crow kam gut herunter und er hielt seinen
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