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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
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die Zähne zusammen, als sie den Schmerz ihrer Verbrennungen spürte.
    „Sie sind nicht dumm“, sagte sie grimmig. „Die Geistschatten sind nicht so leicht umzubringen und ihre Erwählten Meister überleben ihren Schmerz. Ich wünschte, wir hätten Geistschatten, die für uns sterben.“
    Sie sah sich um. Ihrem Sonnenstein zufolge kämpften sie jetzt bereits eine Erwählten-Stunde. In dieser Zeit hatte es bei den Eiscarls schon viele Tote und Verwundete gegeben.
    „Hier gibt es keine Ehre“, sagte Milla. Dies hatte nichts mit den alten Geschichten und Legenden gemein. „Das ist nur eine üble, unrühmliche Arbeit, die getan werden muss.“
    Sie sah, wie Malen sich um eine sterbende Schildmutter kümmerte, und kroch zu ihr hin.
    „Gibt es Neuigkeiten über die Hauptstreitmacht?“, fragte Milla.
    Malen schüttelte den Kopf. Milla sah, dass ihre Hände zitterten.
    „Ich… ich weiß es nicht“, flüsterte Malen. „Ich höre sie bei diesem Lärm nicht. Ich höre sie nicht!“
    „Das macht nichts“, beruhigte Milla sie. „Tu einfach für die Verwundeten, was du kannst. Ich habe Boten zurückgeschickt. Sie werden die anderen mitbringen, wenn sie kommen.“
    Wenn sie kommen, dachte Milla. Sie hoffte, dass das bald sein würde. Selbst mit der Kralle gab es eine Grenze in der Zahl der Geistschatten, die sie besiegen konnten. Bislang hatte es an den Treppen sechs Angriffswellen gegeben. Jedes Mal waren mehr Geistschatten als zuvor gekommen und jedes Mal hatten sie es kaum geschafft, sie zurückzuschlagen.
    Milla sah zum anderen Ende der Barrikade hinüber. Dort, hinter dem Haupttrupp der Verteidiger, gab es einen ziemlich großen leeren Bereich. Ansonsten drängten sich hinter der Barrikade Schildjungfrauen und Jäger, die sich unten hielten, bis die nächste Attacke kam.
    Es war sofort klar, weshalb der Bereich leer war. Jarek stand dort und starrte durch einen schmalen Spalt zwischen zwei Kristallbohlen. Seine riesige, blau gefärbte Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg und er hielt seine große, goldene Kette zwischen zwei Fäusten. Kirr streichelte seinen Rücken und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sie hatte es geschafft, ihn nach jedem Angriff zurückzuholen, was Milla angesichts der wilden, blutrünstigen Art, mit der er mit seiner Kette unter den Geistschatten gewütet hatte, nicht für möglich gehalten hatte. Das goldene Metall war für Geistschatten ebenso gefährlich wie bestimmte Lichtformen.
    Noch während Milla hinsah, zuckte ein Roter Strahl durch den Spalt und traf Jarek an der Brust. Jeder andere wäre sofort gestorben, doch seine in Norrwurm-Blut getränkte Haut reflektierte den Strahl. Er traf ein Fass und riss einen langen, hölzernen Splitter heraus. Der wirbelte durch die Luft und traf Kirr.
    Die Schildjungfrau fiel stumm um und blieb zusammengekauert auf der nächsten Stufe liegen. Milla lief zu ihr, so schnell sie konnte, ohne ihre Deckung aufzugeben. Malen folgte ihr mit einem kleinen Medizinbeutel in der Hand.
    Doch noch bevor sie angekommen waren, wussten sie, dass es für Kirr keine Hilfe mehr gab. Der Splitter war so lang wie ein Pfeil und hatte Kirr unglücklicherweise unter dem Arm getroffen, wo sie keine Panzerung getragen hatte.
    Jarek sah zu seiner Partnerin hinab und berührte sie sanft am Rücken. Als sie sich nicht bewegte, drehte er sie um. Milla und Malen erstarrten, als sie seinen wahnsinnigen Blick sahen.
    Jarek ließ Kirr los. Er legte den Kopf in den Nacken und stieß das furchtbarste Geheul aus, das jemals einer gehört hatte – ob Eiscarl oder Erwählter. Der Schrei war lauter und wilder als der eines Merwin und tiefer als das ferne Donnergrollen der Selski.
    Die Zeit blieb stehen. Sogar die Erwählten schossen keine Roten Strahlen der Zerstörung mehr über die Barrikade.
    Jarek stand auf und bahnte sich den Weg durch die Barrikade. Die große Kette wirbelte über seinem Kopf. Das furchtbare Heulen hallte noch immer in der Luft, länger, als es die Lunge eines anderen hätte aushalten können.
    Rote Strahlen blitzten auf und zuckten über seinen Körper hinweg, doch er fiel nicht um. Ein Blauer Blitz explodierte über ihm, doch Jarek wurde nicht langsamer.
    Milla musste nicht zweimal überlegen.
    „Angriff!“, rief sie. „Für Kirr! Angriff!“
    Einen Augenblick später waren alle Eiscarls auf den Füßen, einschließlich vieler Verwundeter. Die Barrikade wurde zur Seite geschoben, übersprungen oder einfach überrannt, als alle Schildjungfrauen und alle
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