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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
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Vielleicht ist das nur eine Täuschung. Ich muss dort hingehen!“
    „Nein!“, sagte Malen. Dieses eine Wort schmerzte Milla im Magen wie ein heftiger Krampf. „Dort oben ist es nicht sicher für dich! Schick die anderen, aber du musst hier bleiben!“
    „Krieg ist niemals sicher“, schnaubte Saylsen wütend. „Du musst die Kriegsführerin selbst entscheiden lassen, Crone.“
    Malen schien überfordert zu sein. Sie hielt die Hände an ihre Schläfen.
    „Ich werde die Mutter-Crone fragen. Ihr müsst alle still sein!“
    „Wir haben keine Zeit, um die Mutter-Crone zu fragen“, sagte Milla ruhig. „ Ich bin die Kriegsführerin der Eiscarls, Malen. Ich trage die Kralle von Danir. Unsere Leute werden nicht sinnlos sterben, nur weil ich nicht bei ihnen bin. Ich werde gehen.“
    Malen hielt ihre Hände noch immer an die Schläfen. Ihr Blick begann sich zu trüben.
    Milla ignorierte den Schmerz in ihrer Magengegend und begann zu laufen. Saylsen ging mit ihr und rief ihre Hand mit einem Winken zusammen. Jarek und Kirr waren die Ersten, die mit dem Klatschen ihrer zusammengeschlagenen Fäuste zu ihnen stießen.
    Milla ging weiter, obwohl der Schmerz wie Feuer in ihr brannte. Auch sie hörte die mächtige Stimme der Cronen wie ein Echo in ihrem Kopf. Neben ihr – aber außerhalb der Reichweite der Kralle – stolperte Odris durch die Luft. Sie hielt sich den Bauch und den Kopf.
    Jeder Schritt bedeutete puren Schmerz. Doch Milla war zu stolz, um einzulenken. Die Cronen hatten ihr Schicksal besiegelt. Sie hatten ihr eine gewaltige Aufgabe auferlegt. Es war keine Aufgabe, die sie erfüllen konnte, wenn die Cronen alles aus weiter Ferne kontrollierten.
    Sie ging noch einen Schritt und noch einen. Schweiß tropfte von ihrem Gesicht herab und ihre Haut wurde weißer als Schnee. Sie war beinahe an der Grenze ihrer Kraft und des Erträglichen angekommen. Noch ein paar Schritte und sie würde umfallen.
    Sie hob ihren Fuß und schob sich vorwärts. Als der Schmerz noch weiter zunahm und die große Stimme der Cronen in ihrem Kopf dröhnte, hörte sie Malens leise Stimme durch den Lärm.
    „Geh, Kriegsführerin. Die Cronen sagen, dass du frei bist. Frei zu kämpfen, wie du es für richtig hältst.“

 
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
     
     
     
    Im selben Wäschelager, das er schon einmal benutzt hatte, fand Tal die Robe eines Hellsterns des Gelben Ordens. Nachdem er sich umgezogen hatte, band er sich noch ein Tuch um die Stirn. So würde er im Augenblick nicht sonderlich auffallen, dachte Tal, als er die Schreie und entfernte Kampfgeräusche hörte, die durch die Wäscherutsche zu ihm drangen.
    Adras war ebenfalls verkleidet. Tal hatte ihm geholfen, die Form eines leicht missgebildeten Borzog anzunehmen, indem er an seinen Schultern und Armen gezupft hatte. Irgendwann hatte Adras die Form einigermaßen beibehalten.
    Es war ungleich aufwändiger, den Violetten Schlüsselstein zu tarnen. Er wollte einfach seine Farbe nicht verändern und Tal musste all seine Willenskraft aufwenden, um ihn dazu zu bringen, seine früheren Farben wieder anzunehmen. Schließlich hatte er es geschafft und der Stein schien gelb mit ein paar roten Flecken.
    Tal war außerdem hocherfreut, eine Packung getrockneter Shrimps in einer anderen Robe zu finden. Während man in Aenir nicht unbedingt etwas essen musste, konnte er sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal in seinem richtigen Körper gegessen hatte. Die Shrimps rutschen mit ein paar schnellen Bissen seine Kehle hinunter, begleitet von einem tiefen Schluck Wasser aus dem Vorwaschbecken der Untervolk-Wäscher.
    Verkleidet und durch den kleinen Imbiss gestärkt, wagte Tal sich auf die gelben Hauptebenen. Überall rannten schreiende Erwählte mit allerhand Habseligkeiten umher. Ein paar Untervölkler versuchten, zu ihrer Arbeit zu kommen. Tal bewegte sich langsam und mit gesenktem Kopf, so als wäre er verletzt.
    Es dauerte eine Weile, bis er merkte, dass er gegen den Strom lief. Er ging in Richtung der Orangefarbenen Ebenen. Die meisten Erwählten wollten nach oben und ihre Geistschatten schleppten ihre Habseligkeiten. Viele hatten ihre Kinder an der Hand, deren Schattenwächter wiederum ihre Spielsachen trugen.
    Doch nicht alle Erwählten flohen vor etwas, von dem Tal annahm, dass es ein Angriff der Eiscarls war. Er musste sich gegen die Wand eines farblosen Verbindungskorridors drücken, als eine disziplinierte Truppe von Imperialen Gardisten vorbeitrabte, ihre Geistschatten mit den dünnen
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