Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Jäger im Schutz von Wilder Jareks Kette und der tödlichen Kralle der Kriegsführerin die Treppen erstürmten.

 
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
     
     
     
    Tal ging vorsichtig in das Vorzimmer. Trotz Adras’ Unbeschwertheit war er sich ganz sicher, dass hier irgendwo eine Falle wartete. Es war vollkommen unvorstellbar, dass Sushin Graile unbewacht ließ.
    Doch er konnte nichts dergleichen feststellen. Es gab keine seltsamen Sonnensteine an den Wänden oder an der Decke, keine Schatten bewegten sich, wo sie nicht sollten, und es waren keine außergewöhnlichen dunklen Flecken zu sehen.
    Tal prüfte die Tür zum Sonnenzimmer. Adras hatte sie ebenfalls geöffnet und auch dieser Raum schien in Ordnung zu sein.
    Langsam ging er durch die Tür. Er war auf alles vorbereitet. Wie immer schlug ihm die Feuchtigkeit und Hitze ins Gesicht. Die Wände des Sonnenzimmers waren mit winzigen Sonnensteinen bedeckt, die Licht und Wärme abgaben. Die Feuchtigkeit rührte von einer Kuppel in der Ecke her, die voll winziger Löcher war, durch die Wasserdampf abgegeben wurde. Sie war mit einer der Dampfröhren des Schlosses verbunden.
    Graile lag regungslos auf dem Bett. Tal spürte einen heftigen Stich in der Brust, als er sie erblickte. Sie sah grau und schwach aus. Eine panische Sekunde lang konnte er ihren Geistschatten nicht sehen, bis er ihn fand: Er lag unter dem Bett. Auch der Schatten war blass und jetzt nur noch ein Rest der großen Schatten-Eule, die er einmal gewesen war.
    Tal blieb still stehen und betrachtete seine kranke Mutter. War es wirklich das Wasserspinnen-Gift, das sie in diesen Zustand versetzt hatte? Wasserspinnen-Gift, das Sushin ihr verabreicht hatte? Oder war es etwas anderes? Etwas, wogegen das Gegengift in seiner Hand wirkungslos war?
    Tal holte tief Luft und kniete sich neben das Bett. Er öffnete das Röhrchen mit dem Gegengift, hob sanft Grailes Kopf und stützte sie am Hals. Sie atmete sehr, sehr langsam und unregelmäßig und reagierte nicht auf seine Berührung. Ihre Haut war sehr, sehr kalt.
    Tal träufelte ihr das Gegengift in den Mund, schloss ihn, drückte ihr sanft die Nase zu und schüttelte sie ein wenig.
    Ein paar Sekunden lang geschah gar nichts. Dann hustete sie plötzlich. Es war ein explosives Husten und Tal ließ sie beinahe los. Er lockerte den Griff an ihrer Nase ein wenig.
    Sie hustete wieder. Es war ein Husten, das ihren ganzen Körper durchschüttelte. Dann öffnete sie die Augen. Doch sie konnte offensichtlich nicht richtig sehen.
    Tal legte ihren Kopf wieder auf das Kissen. Ihre Augen wurden klarer und sie lächelte ihn an, als er ihr Kissen richtete.
    „Tal“, flüsterte sie. „Du bist gewachsen.“
    Tal erwiderte das Lächeln. Eine einzelne Träne rollte an seiner Wange herunter. Er wischte sie ab und Graile sah den Ring an seinem Finger.
    „Du hast einen Sonnenstein“, fügte sie hinzu. Ihre Stimme war so leise, dass Tal sie kaum verstand. „Einen Erhabenen Sonnenstein. Wir können nach Aenir gehen.“
    Ihr eigener Sonnenstein hing an einer Kette um ihren Hals. Er leuchtete kaum noch. Tal fragte sich, was Sushin damit angestellt hatte.
    „Es ist alles ein wenig komplizierter, Mutter“, sagte Tal schnell. Er sah sich um, denn er war sich absolut sicher, dass Sushin in diesem Zimmer irgendeine Falle gestellt hatte. „Es ist sehr viel geschehen. Wirklich sehr viel. Aber zuerst einmal müssen wir von hier verschwinden.“
    Graile nickte, doch als sie versuchte, aufzustehen, war sie offensichtlich zu schwach dazu. Ihr Geistschatten, der jetzt ebenfalls ein wenig besser aussah, versuchte ihr zu helfen. Doch auch er hatte nicht genug Kraft.
    „Adras wird dich tragen“, sagte Tal. „Mein Geistschatten. Adras!“
    „Dein Geistschatten!“, sagte Graile. Sie lächelte wieder. „Es ist wirklich sehr viel passiert.“
    „Adras!“
    Adras kam wieder ins Zimmer. Er hielt einen kleinen, zappelnden Schattenfleck zwischen zwei Fingern.
    „Sieh mal, was ich gefunden habe. Es gab noch mehr davon, aber die anderen sind abgehauen.“
    Tal starrte das kleine, zappelnde Ding an. Es war der kleinste Geistschatten, den er jemals gesehen hatte. Er konnte nicht einmal genau erkennen, was es war.
    „Es ist der Geistschatten eines Frox“, erklärte Adras freundlicherweise. „Es gibt ganze Schwärme davon.“
    „Er spricht“, sagte Graile schwach. Tal dachte, sie meinte den Frox, doch dann wurde ihm klar, dass sie Adras meinte. Die Geistschatten der Erwählten sprachen niemals in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher