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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze
Autoren: Garth Nix
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plötzliches, scharfes Pfeifen vor ihm. Tal duckte sich instinktiv, bevor eine gewaltige Dampfblase über seinem Kopf explodierte.
    Das Dampfrohr war geplatzt! Es war die große Zentralröhre, die riesige Mengen an Dampf aus den Lava-Seen unter dem Schloss nach oben leitete.
    Tal konzentrierte sich verzweifelt darauf, die Hand fertig zu stellen, bevor der superheiße Dampf seinen Weg durch die Risse in den Trümmern fand.
    Das Pfeifen wurde immer lauter und schneidender, als der Dampf unter großem Druck einen Ausweg suchte. Die Hitze war unerträglich und Tal war gezwungen zurückzukriechen. Er verlor die Konzentration und der Anfang der Lichthand löste sich auf.
    Vom Dampf zurückgedrängt, zog sich Tal in die Lagerkammer des Untervolks zurück. Er sah jetzt überhaupt nichts mehr. Der Raum vor ihm war voller Dampf und Staub. Tief in dem eingestürzten Raum konnte Tal noch immer Felsen herabfallen hören. Ein Donnerschlag ließ den Boden erzittern.
    „Hilfe!“, rief Tal. Es war ihm gleichgültig, wer kam. Jemand musste doch etwas unternehmen. „Hilfe!“
    Er versuchte wieder, in den Raum einzudringen, wurde aber zurückgestoßen. Sogar am Rand war der Dampf unerträglich heiß. Weiter drinnen würde er ihm das Fleisch von den Knochen reißen.
    Tal zog sich hustend zurück und rief noch einmal um Hilfe.
    Doch es kam niemand. Alle Erwählten waren in Aenir und das Untervolk würde hier nicht auftauchen, bis sie sicher waren, dass es ihre Aufgabe war.
    Tal konnte nichts unternehmen. Adras konnte nichts unternehmen.
    Tal konnte nicht glauben, dass das geschehen war.
    Er hatte Crow, Clovil, Ferek und Inkie wahrscheinlich umgebracht. Und Großonkel Ebbitt.
    Alles in einer einzigen fatalen Sekunde.
    Er hatte es nicht gewollt, doch es war geschehen. Selbst wenn sie sich vor den fallenden Felsen in Sicherheit gebracht hatten, konnten sie unmöglich die Dampfexplosion überlebt haben.
    Adras zupfte an seinem Ärmel.
    Tal sah zu Boden und bemerkte halb weggetreten, dass sich Crows Messer in einer Stofffalte unter seinem Arm verfangen hatte. Es hatte die Haut nicht verletzt, aber Tals Herz um weniger als eine Handspanne verfehlt.
    „Was tun wir jetzt?“, fragte Adras mit einer dünnen Stimme, die nicht zu einem Sturmhirten zu gehören schien. „Ich wünschte Odris wäre hier.“
    Tal starrte von einer Seite zu anderen. Er konnte nicht klar denken. Er wusste nicht, was zu tun war.
    Eine winzige Stimme aus dem Beutel, den er in der Faust hielt, erregte schließlich seine Aufmerksamkeit.
    „Was ist denn los?“
    Tal holte den Roten Schlüsselstein heraus und sah hinein. Eine Träne fiel auf den Stein. Tal wischte sie ab. Er hatte nicht bemerkt, dass er weinte.
    „Was ist denn?“, fragte Lokar. „Was ist los?“
    „Crow ist tot“, sagte Tal hölzern. Die anderen erwähnte er nicht.
    „Mach dir darüber keine Gedanken“, sagte Lokar. „Er war nur ein Untervölkler und ein Verrückter dazu. Du musst mich zur Imperatorin bringen. Das ist absolut wichtig. Es geht um Leben und Tod!“
    „Leben und Tod“, wiederholte Tal. Er hatte das Gefühl, jemand anderes würde mit seiner Stimme sprechen.
    „Die einzige Frage ist, wie wir zu ihr kommen, ohne dem Dunklen Vizier zu begegnen“, grübelte Lokar. „Tal – hörst du mir überhaupt zu?“
    „Ja“, murmelte Tal. Er konnte nicht mehr selbständig denken. Er war zu tief geschockt.
    „Welches Datum haben wir heute? Sind wir in der Nähe eines Festivals oder einer anderen Veranstaltung, bei der die Imperatorin erscheinen würde?“
    „Es ist Tag des Aufstiegs“, sagte Tal. „Oder der Tag danach. Ich weiß es nicht…“
    „Aenir!“, rief Lokar. „Die Imperatorin wird in Aenir sein. Du musst ich dorthin bringen, Tal!“
    „Ich habe sie umgebra…“, begann Tal, doch Lokar unterbrach ihn.
    „Aenir! Die Imperatorin. Sie wird Ordnung in das Ganze bringen. Sie kann Rerem befreien, indem sie den Violetten Schlüsselstein benutzt!“
    Das erregte Tals Aufmerksamkeit. Seinen Vater befreien. Er musste mit seinem Vater über alles reden, was geschehen war.
    „Aenir“, murmelte er. Er musste einen sicheren Ort für seinen Körper finden, denn er konnte Adras nicht zur Bewachung zurücklassen. Adras konnte man mit dieser Aufgabe nicht betrauen.
    „Das Mausoleum“, flüsterte er. Er sah noch ein letztes Mal in die wirbelnde Masse aus Dampf und Staub. Schweiß, vermischt mit Tränen, tropfte von seinem Gesicht.
    „Wir werden vom Mausoleum nach Aenir übertreten“,
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