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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze
Autoren: Garth Nix
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vertraut waren. „Ich hatte keine Ahnung davon.“
    „Das kannst du auch nicht“, sagte Crow. „Die Mäntel und Stiefel, die diese Untervölkler tragen, sind beinahe so alt wie die Sonnensteine in der Decke. Weißt du eigentlich, wie viele Leute hier Jahr für Jahr in der Hitze sterben, nur damit die Erwählten ihr Geschirr in verschiedenen Farben bekommen?“
    Hinter ihm hielt Gill Daumen und Zeigefinger so hoch, dass es eine Null ergab. Crow musste einen Hinweis darauf in Tals Augen gesehen haben, denn er wirbelte wütend herum. Gill ließ sofort die Hand sinken und sah weg. Sie hatte offensichtlich Angst vor Crow.
    „Hol’s die Dunkelheit“, fluchte Clovil. „Der Werfer.“
    Er zeigte in die Höhle hinaus. Durch den Rauch über dem immer dichter werdenden Kristallsee, der nun wieder ein helles Gelb mit gelegentlichen blauen Flecken besaß, sah Tal jemanden durch die geschmolzene Masse waten.
    „Wie kann er…“, begann Tal, doch dann sah er es deutlicher. Der Mann trug den gleichen schweren Anzug, den Tal bei anderen Untervolk-Arbeitern gesehen hatte. In diesen Anzug waren jedoch Sonnensteine eingearbeitet. Sie tauchten die Gestalt in ein kühles blaues Licht.
    „Die einzige Panzerung, die immer noch funktioniert“, sagte Clovil nervös. „Ich hoffe, wir kriegen den Rückfluss, bevor er nahe genug kommt, um zu werfen.“
    Der Weg durch den geschmolzenen Kristall war mühselig. Überall gab es Strömungen und tiefe Löcher, die man umwaten musste. Doch der Werfer kannte sie alle und er kam stetig näher. Er trug eine lange Schöpfkelle über der Schulter.
    „Vielleicht will er uns nur warnen“, sagte Ferek. Er zuckte wieder unkontrolliert.
    „Er hat uns schon das letzte Mal gewarnt“, sagte Clovil. „Dieses Mal wird er uns sicher verbrennen.“
    „Nein, wird er nicht“, sagte Crow. „Denk doch mal nach.“
    Er deutete herablassend auf Tal und Milla.
    „Sobald er die beiden mit ihren Sonnensteinen und Geistschatten sieht, wird er ihnen die Hände ablecken und dann die Gegend zeigen wollen.“
    Ferek seufzte erleichtert und entspannte sich. Clovil hingegen beobachtete weiter den näher kommenden Untervölkler. Als der Werfer dicht genug herangekommen war, nahm er die Kelle von seiner Schulter und begann, große Klumpen aus geschmolzenem Kristall zu schöpfen und in ihre Richtung zu werfen.
    „Ich glaube, der Werfer sieht nicht allzu gut“, stellte Clovil fest, als einer der Kristallklumpen zwanzig oder dreißig Spannen vor der Insel aufkam. „Er ist ziemlich alt und hat die Kapuze und eine Schutzbrille auf.“
    Noch ein superheißer Klumpen aus geschmolzenem Kristall kam durch die Luft geflogen und landete – dieses Mal näher bei der Insel.
    „Ich glaube, er kann nicht einmal die Geistschatten und Sonnensteine sehen“, sagte Clovil. Seine Stimme wurde immer angespannter, je mehr sie sich in die am weitesten entfernte Ecke der Insel zurückzogen. „Wie lange noch bis zum Rückfluss?“
    „Ein paar Minuten“, sagte Crow ruhig und beobachtete die Farbe des Kristalls.
    Noch während er sprach, landete ein Klumpen geschmolzenen Kristalls auf der anderen Seite der Insel, explodierte in einem Funkengewitter und ließ glühend heiße Fragmente in alle Richtungen regnen. Ein paar landeten nur wenige Spannen von der Gruppe entfernt. Sie drängten sich jetzt noch mehr am fernsten Punkt der Insel zusammen.
    „Adras“, rief Tal. „Du und Odris, ihr geht dort hin und sagt dem Werfer, er soll aufhören. Bleibt oberhalb der Kristalloberfläche und lasst euch möglichst nicht treffen. Was auch immer ihr tut: Versucht nicht, die Kristallklumpen zu fangen oder wegzuschlagen. Da sie Licht von einem Sonnenstein abstrahlen, könnten sie euch verletzen.“
    „Wirklich?“, fragte Odris. „Dann bleiben wir lieber hier.“
    Adras schwebte bereits los, doch Odris griff mit einer bauschigen Schattenhand nach ihm und zog ihn am Ohr zurück.
    „Au!“, stieß Adras hervor.
    Der Werfer hielt wieder inne, um Kristall zu schöpfen. Er schleuderte den Klumpen mit Präzision und der landete genau links der zusammengedrängten Gruppe neben der Insel. Sie wurden von winzigen Funken und kleinen Tropfen geschmolzenen Kristalls getroffen.
    Alle außer Milla und Crow sprangen herum und schlugen nach den umherwirbelnden, glühenden Funken. Sie versuchten, sie von ihrer Kleidung abzuklopfen, bevor sie sich bis zu ihrer Haut durchbrannten.
    „Los, Odris“, bellte Milla. Der Werfer schöpfte bereits wieder Kristall.
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