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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
Autoren: Garth Nix
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hob er Milla behutsam an, um das Fell unter sie zu legen. Als nächstes baute er den Ölbrenner auf und machte etwas Selski-Brühe warm. Er ging davon aus, dass Milla etwas Warmes brauchte, wenn sie wach wurde.
    „Was ist mit mir passiert?“, fragte er den toten Körper des Merwin, als die Brühe blubberte. „Ich bin Tal Graile-Rerem von den Erwählten. Ich sollte nicht irgendwo im Niemandsland sitzen und mich um ein… verrücktes Eiscarl-Mädchen kümmern. Ich sollte wieder Zuhause sein und einen neuen Sonnenstein haben, bereit für meinen Tag des Aufstiegs.“
    Das tote Merwin gab keine Antwort. Aber jemand anders.

 
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
     
     
     
    „Und wo genau ist dein Zuhause?“, fragte eine Stimme aus dem Dunkeln, jenseits des erlöschenden Lichtes des Merwins. Es war eine weibliche Stimme, die ungefähr so klang wie die der Crone der Far-Raider.
    Tal sprang auf und suchte verzweifelt Millas Messer. Als er es gefunden hatte, war die Frau bereits neben ihm und hielt einen Speer an seine Kehle.
    Sie war nicht allein.
    Ein Ring von Eiscarls stand um Tal, Milla und das tote Merwin. Sie waren mindestens zu zwölft und hatten alle ihre Speere auf Tal gerichtet, als wäre er so gefährlich wie die Kreatur, die Milla getötet hatte.
    Er hatte nicht gehört, wie sie nähergekommen waren.
    Der Wind konnte sie ebenso gut hergeblasen haben; oder sie waren dem Eis entstiegen. Die Felle, die sie trugen, hatten andere Farben als die der Far-Raider und ihre Gesichtsmasken waren mit Streifen bemalt, die genauso leuchteten wie die Kalakoi auf den Selski. Sie waren eindeutig von einem anderen Clan. Tal hoffte, dass der Tod des Merwin nicht bedeutete, dass er in ihre Jagdgründe eingedrungen war. Andererseits hatte Milla ihn damals ja auch nur umbringen wollen, weil er einfach da war…
    „Ich bin ein Erwählter vom Schloss“, sagte er langsam. „Aber ich bin auf einer Mission mit Milla von den Far-Raidern. Ich bin an den Clan und an das Schiff gebunden. Seht.“
    Er hielt sein Handgelenk hoch und schob den Handschuh zurück, damit das Zeichen auf seiner Haut zu sehen war.
    „Du hast keinen Schatten“, sagte die Frau. „Wo ist er?“
    „Er hilft Milla“, sagte Tal besorgt. Er wusste jetzt, wie Eiscarls waren und er wollte ihnen keinen Grund geben, ihn zu töten. „Das Merwin hat sie verletzt. Mein Schatten hat nur ihre Blutungen gestoppt, das ist alles.“
    Die Frau sah zu Milla hinab und zog die Felle zur Seite. Sie hatte noch immer ihren Speer auf Tal gerichtet.
    „Sag mir, wie du von deinem Schloss hierher gekommen bist“, befahl die Frau. „Und wie du die Far-Raider getroffen hast.“
    Tal erzählte es ihr in einem einzigen gewaltigen Redeschwall. Dieser Haufen Eiscarls machte ihm noch mehr Angst als Milla. Die Umstehenden hatten sich noch kein einziges Mal bewegt. Sie standen nur mit ihren glitzernden Speeren da.
    Während Tal seine Geschichte erzählte, sah er sich vorsichtig die Eiscarls genauer an. Sie trugen nicht nur andere Felle und Masken als die Far-Raider, es war geradezu auffallend, dass sie alle die selben Kleider trugen. Das war anders als bei den Eiscarls, die er bislang kennen gelernt hatte. Gerade als er bei dem Teil der Geschichte mit dem Merwin angekommen war, fiel ihm ein, wer diese Leute sein mussten. Es mussten Schildjungfrauen sein, die Schwesternschaft, der Milla beitreten wollte. Sie waren alle wie erwachsene Millas, ein wahrhaft beängstigender Gedanke.
    Er beendete seine Geschichte. Die Frau stand hoch aufgerichtet schweigend neben ihm. Sie begann ihren Speer zu heben und Tal schluckte. Es durfte nicht wahr sein, dass er so weit gekommen war, nur um jetzt von einer wahnsinnigen Schildjungfrau aufgespießt zu werden, die seine Geschichte nicht glaubte!
    „Breg, Libbe, Urnen – kümmert euch um das Mädchen“, sagte die Frau. „Du. Tal. Du wirst mit uns kommen.“
    „Wohin?“, fragte Tal. „Und… darf ich Euch fragen wer Ihr seid?“
    „Ich bin Arla, die Schildmutter“, gab die Frau zurück. „Wir sind Schildjungfrauen und dienen zurzeit der Mutter-Crone auf dem Berg des Lichtes.“
    „Dem Berg des Lichtes?“, fragte Tal aufgeregt. So hatte die Crone der Far-Raider den Berg genannt, auf dem das Schloss gebaut war. „Sind wir in der Nähe?“
    „Drei Schlafzeiten“, gab Arla zurück. „Du wirst ihn bald am Himmel sehen.“
    „Ich komme nach Hause!“, rief Tal. Er sprang hoch, blieb aber sofort wieder stehen, als ein paar der Schildjungfrauen mit ihren Speeren
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