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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
Autoren: Garth Nix
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arbeitete sich langsam auf das blassgrüne Leuchten an der Stelle zu, an der Milla gestürzt war. Er war überrascht zu sehen, dass ihn seine blinde Flucht vor dem Merwin so weit von ihr entfernt hatte.
    Er war noch überraschter, als Milla plötzlich aus der Dunkelheit geradewegs auf den Hals des Merwin sprang.
    Sie legte ihre Beine um seinen Hals, überkreuzte die Fußgelenke und rammte der Bestie das Messer tief in den Kopf.
    Das Merwin brüllte und richtete sich auf. Das leuchtende Horn zeigte hoch in den Himmel. Milla stieß noch einmal zu; das Merwin warf seinen Kopf wieder nach vorn und ließ Millas Beine gegen den Boden schlagen. Doch sie hielt sich fest und stieß wieder und wieder zu. Das verzweifelte Winden und Schlagen des Merwin nutzte nichts.
    Es hörte schließlich auf, sich zu bewegen und das Horn wurde dunkel. Milla ließ los und kroch zur Seite, Tal sah Blut auf ihren Fellen und überall Spuren des blauen Merwin-Bluts auf dem Eis.
    Tal schluckte. Er hatte regungslos dagestanden, während Milla mit der Kreatur gekämpft hatte. Jetzt lief er zu ihr.
    Milla lag auf dem Rücken. Ihre Kapuze war abgefallen und die Gesichtsmaske nirgends zu sehen. Im schwächer werdenden Licht des Merwin-Horns sah Tal, dass sie sehr blass war und ihre Lippen blau anliefen. Der vordere Teil ihres Mantels war in Stücke gerissen und ihre Fell-Beinlinge waren durchlöchert. Tal sah, wie sich das Blut unter ihr sammelte. Dunkelrotes Blut, nicht das blaue Blut des Merwin.
    „Ich sterbe“, sagte Milla leise. Unbeholfen wischte sie ihr Handgelenk an ihrer Brust ab und hielt es vollkommen blutig Tal hin. „Bei diesem Blut, das wir teilen, unser beider Blut, Blut des Clans, Knochen des Schiffs, die Suche muss…“
    Ihre Stimme verstummte und sie schien etwas zu sehen, das sie verwirrte. Sie legte die Stirn in Falten und schloss langsam die Augen.
    Einen Moment dachte Tal, sie wäre tot. Doch während er neben ihr kniete, bemerkte er, dass sie noch atmete, wenn auch nur flach.
    Sehr vorsichtig zog Tal ihre zerrissenen Fellkleider zur Seite. Er musste sich zwingen, langsam zu atmen als er die Wunde sah, die sich über ihre ganze linke Seite erstreckte. Er wusste nicht, was er jetzt noch tun konnte. Sein Sonnenstein war erloschen und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, wusste er einfach nicht genug über die Kunst des Heilens.
    Dann spürte er eine sanfte Berührung an seinem Arm.
    Sein Schattenwächter zupfte an seinem Handgelenk. Dem Handgelenk mit dem dreieckigen Schnitt der Eiscarls.
    Tal starrte den Schatten an. Er wollte ihm etwas sagen. Er hatte eine Form angenommen, die er nicht erkannte. Etwas Menschliches.
    Dann traf es ihn wie ein Blitz. Der Schattenwächter hatte die Form von Millas natürlichem Schatten angenommen. Er wollte Tal sagen, dass er ihr helfen konnte, da sie doch etwas von Tals Blut hatte. Tal musste es ihm nur befehlen.
    „Schattenwächter, Schattenwächter“, brach es aus Tal hervor, „heile Millas Wunden…“
    Noch bevor er es zu Ende sagen konnte, flog sein Schattenwächter über Milla. Er legte sich über ihre Brust, ein paar dunkle Arme glitten zu ihren Beinen und zu ihrem linken Arm. Wo der Schatten sie berührte, stoppten die Blutungen.
    Tal zog Millas Felle über dem Mädchen und dem Schattenwächter zusammen. Er suchte ihren Beutel und die Laterne. Es dauerte einen Moment, bis er herausgefunden hatte, wie er die Laterne zum Leuchten bringen konnte, dann stellte er sie neben Milla. Der Schattenwächter würde alles Licht brauchen, das er bekommen konnte.
    Doch selbst wenn die Blutungen aufhören würden, war Tal nicht sicher, ob Milla überleben konnte. Und jetzt, wo er Zeit hatte, darüber nachzudenken, war er sich nicht einmal sicher, ob er das überhaupt wollte. Sie hatte vielleicht sein Leben gerettet, doch er hatte jetzt ihren Beutel und die Laterne. Er tat vielleicht besser daran, direkt zum Schloss zu gehen. Er wollte seine Zeit ganz gewiss nicht damit vergeuden, ihr ebenfalls einen Sonnenstein zu beschaffen.
    Es war nicht so, als wäre sie ein Familienmitglied oder eine Freundin.
    Was würden seine Eltern wohl sagen, dachte Tal plötzlich. Was würde sein Vater tun, wenn er hier wäre? Oder seine Mutter, wenn es ihr gut ginge?
    Sie würden sie nicht allein lassen. Nur jemand wie Schattenmeister Sushin würde das tun, und so wollte Tal nicht sein.
    Er seufzte und öffnete den Beutel. Zuerst holte er ein Schlaffell hervor, das er vorsichtig um das bewusstlose Mädchen hüllte. Dann
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